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==Objekt 50 Climate Thinking==
 
==Objekt 50 Climate Thinking==
Unter der internen Katalogsbezeichnung '''Objekt 50''' wird das Projekt Climate Thinking im Rahmen der Ausstellung „Wunderkammer Modern. 50 Jahre - 50 Objekte“ im Stadtmuseum Kassel geführt. Es ist das fünfzigste und damit jüngste vorgestellte Projekt der Aussetllung und wurde von [[Benutzer: Felix Böhm|Felix Böhm]], [[Benutzer:Martin Böhnert|Martin Böhnert]], [[Benutzer:Anna Meywirth|Anna Meywirth]] und [[Benutzer:Paul Reszke|Paul Reszke]] in Zusammenarbeit mit dem Team um Ausstellungskuratorin [[Martina Sitt]] entwickelt.
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Unter der internen Katalogsbezeichnung '''Objekt 50''' wird das Projekt Climate Thinking im Rahmen der Ausstellung „Wunderkammer Modern. 50 Jahre - 50 Objekte“ im Stadtmuseum Kassel (2021/22) geführt. Es ist das fünfzigste und damit jüngste vorgestellte Projekt der Aussetllung und wurde von [[Benutzer: Felix Böhm|Felix Böhm]], [[Benutzer:Martin Böhnert|Martin Böhnert]], [[Benutzer:Anna Meywirth|Anna Meywirth]] und [[Benutzer:Paul Reszke|Paul Reszke]] in Zusammenarbeit mit dem Team um Ausstellungskuratorin [[Martina Sitt]] entwickelt.
  
 
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Version vom 10. August 2021, 10:35 Uhr

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Dieser Beitrag ist kein inhaltlicher Bestandteil des Living Handbooks, sondern die persönliche Werkstatt-Seite von Nutzer*in Martin Böhnert. Bitte nehmen Sie keine Änderungen an dieser Seite vor, ohne dies zuvor mit Martin Böhnert abgesprochen zu haben.


Objekt 50 Climate Thinking

Unter der internen Katalogsbezeichnung Objekt 50 wird das Projekt Climate Thinking im Rahmen der Ausstellung „Wunderkammer Modern. 50 Jahre - 50 Objekte“ im Stadtmuseum Kassel (2021/22) geführt. Es ist das fünfzigste und damit jüngste vorgestellte Projekt der Aussetllung und wurde von Felix Böhm, Martin Böhnert, Anna Meywirth und Paul Reszke in Zusammenarbeit mit dem Team um Ausstellungskuratorin Martina Sitt entwickelt.

Übersicht

Objekt 50 umfasst vier Ausstellungsstücke: Einen Eisbären aus Plüsch, eine Topfpflanze, einen orangefarbenen Kaputzenpullover und den Zugang zum Living Handbook mittels eines Tablets.

Hintergrund

Die Installation Objekt 50 Climate Thinking soll einen Einblick in den Ansatz des Lehr- und Forschungsprojekts Climate Thinking am Fachbereich geistes- und Kulturwissenschaften an der Universität Kassel bieten. Die Idee ist es, anhand drei sehr verschiedene Ausstellungsobjekte aufzuzeigen, wie sich aus den drei zentralen Perspektiven über Klimawandel sprechen, vom Klimawandel erzählen und über Klimawandel nachdenken drei sehr unterschiedliche Zugänge zu ein- und demselben Objekt ermöglichen lassen. Dies soll an drei sehr konkreten Beispielen verdeutlichen, inwiefern der Klimawandel als gesamtkulturelles Phänomen und nicht nur als naturwissenschaftliches Ereignis zu begreifen ist.

Begleittext

Climate Thinking – Ein Lehr- und Forschungsprojekt des FB 02 reflektiert den Klimawandel Wer spricht wie über den Klimawandel? Wie wird von ihm erzählt? Wie wird über ihn nachgedacht? Diesen drei Fragen gehen Forschende und Studierende der Geistes- und Kulturwissenschaften der Uni Kassel nach. Die Ergebnisse des transdisziplinären Lehr- und Forschungsprojekts Climate Thinking werden seit 2020 digital im projekteigenen Living-Handbook gebündelt und allgemein zugänglich gemacht. Der Anspruch des Projekts ist, den Klimawandel als gesamtkulturelles Phänomen zu beleuchten und nicht nur als naturwissenschaftliches Ereignis. Hierdurch geraten neue Aspekte in den Blick, wie die Rolle von Wissen und Wissenschaft in der Klimakrise, die Natur als Hauptfigur in erzählenden Formaten (Texten, Theater, Medien) oder die gesellschaftlich-aktivistische Kritik an der (Klima-)Politik (Rezo, Fridays for Future). Das Projekt wurde von Dr. Felix Böhm, Dr. Martin Böhnert, Dr. Paul Reszke und Murat Sezi initiiert. Aktuell gehören zur Arbeitsgruppe:

  • Tamara Bodden
  • Dr. Felix Böhm
  • Dr. Martin Böhnert
  • Dr. Dagobert Höllein
  • Nicole Kasper
  • Dr. Nils Lehnert
  • Philippe-André Lorenz
  • Anna-Carina Meywirth
  • Dr. Paul Reszke
  • Murat Sezi
  • Jan Sinning

Ausstellung „Wunderkammer Modern - 50 Jahre Universität Kassel“

Im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten zum 50. Jubiläum der Universität Kassel, findet beginnend vom 14.10.2021 eine Sonderausstellung im Stadtmuseum Kassel statt. Im Rahmen dieser Ausstellung wird anhand von 50 Ausstellungsobjekten „ein halbes Jahrhundert Geschichte“[1] der Universität Kassel präsentiert.

Objekt 50a Eisbär

Unter der internen Katalogsbezeichnung Objekt 50a Eisbär wird der ausgestellte Plüsch-Eisbär im Rahmen der Ausstellung „Wunderkammer Modern. 50 Jahre - 50 Objekte“ im Stadtmuseum Kassel geführt. Er ist Teil der Objekt 50 Installation und wurde von Felix Böhm, Martin Böhnert, Anna Meywirth und Paul Reszke in Zusammenarbeit mit dem Team um Ausstellungskuratorin Martina Sitt entwickelt.

Übersicht

„Objekt 50a Eisbär” umfasst einen Plüsch-Eisbären aus der WWF-Plüschkollektion, der in einer XX ausgestellt wird. An drei der vier Vitrinenseiten befinden sich Begleittexte, welche den Eisbären im Rahmen des Projekts Climate Thinking aus den drei zentralen Perspektiven über Klimawandel sprechen, vom Klimawandel erzählen und über Klimawandel nachdenken reflektieren. Auf diese Weise werden drei verschiedene Zugänge auf ein- und dasselbe Objekt ermöglicht, überschrieben mit den Slogan „Kuscheltier in Gefahr“ (Über Klimawandel Sprechen), „Eisbär als Dramaqueen“ (Vom klimawandel erzählen) und „Schmeckt nicht, gibt's nicht?“ (Über Klimawandel nachdenken).

Begleittexte

Kuscheltier in Gefahr (Über Klimawandel Sprechen)

Das Wort ‚Eisbär‘ bezeichnet einen „arktische[n] Bär[en] mit kräftigem Körperbau und weißem bis gelblich weißem Fell“. Die Duden-Definition stellt also sein Äußeres ins Zentrum. Das Sprechen über dieses Tier folgt so sehr unserer visuellen Wahrnehmung, dass bereits Kinder es von seinen Artverwandten unterscheiden können. Dokumentarfilme und Zeitungsreportagen ergänzen diese Perspektive um zahlreiche Attribute. Sprache und Bilder stilisieren den Eisbären zu einem blutrünstigen Raubtier, einem liebevollen Familienmenschen, einem Objekt der Forschung oder auch als einen majestätisch machtvollen Herrscher der Arktis. Als Bedrohung und Bedrohtes zugleich, die Gefahr mit Kuscheltierqualitäten, erscheint er als Ikone der Klima-Berichterstattung regelrecht prädestiniert. Denn was wäre spannender, als mit einem Eisbären mitzufiebern, ob er die nächste Scholle noch erreichen wird – oder nicht? Text: Dr. Felix Böhm

Eisbär als Dramaqueen (Vom KLimwandel erzählen)

Mit dem Eisbären erhalten die Daten und Fakten der Klimakatastrophe ein Gesicht und eine dramatische Geschichte zugleich, die Jung wie Alt eindringlich erzählt werden muss: Wenn wir nichts gegen die Erderwärmung tun, verliert der niedliche Eisbär seinen Lebensraum. Er stirbt aus. „Ohne Eis kein Eisbär“. Dieser Titel von Kristina Heldmanns „Klimawissen“-Kindersachbuch (2020) wählt den König der Arktis als Aushängeschild, als Narrativ der Klimathematik, ebenso wie das in Kassel 2020 uraufgeführte Kindertheaterstück „Bär im Universum“ von Dea Loher, in welchem dem tragischen Artensterben eine augenzwinkernde Lösung entgegengesetzt wird. Ob der letzte Eisbär Benny durch die Liaison mit Braunbärin Isabella sein Aussterben verhindern kann? Nur auf den ersten Blick erscheint das symbolträchtige Tier besonders ‚kindgerecht‘, auf den zweiten Blick wirkt das Narrativ bei Erwachsenen genauso. Text: Dr. des. Anna Meywirth

Schmeckt nicht, gibt's nicht? (Über Klimawandel nachdenken)

Der Eisbär isst als einziger Vertreter der Familie der Bären mehr Fleisch als Pflanzen, besonders Robbenbabys. Dass es das Eisbärbaby Knut auf das Titelbild der Vanity Fair brachte, liegt daher wahrscheinlich nicht an seiner Ernährung. Vielmehr symbolisieren Eisbären wie keine anderen Tiere die negativen Folgen des Klimawandels. Was wollen und sollen Menschen zu ihrem Schutz unternehmen? Diskutierte Maßnahmen erfordern starke Eingriffe in die Natur: Fütterungsstationen, Aufzuchtstationen für Eisbärenbabys oder das Erschießen hungerkranker Exemplare werden absehbar zu Verhaltensänderungen bei den Bären führen. Ist es im Sinne der artgerechten Lebensweise wünschenswert, Eisbären mit auch gefährdeten, von Menschen getöteten Robben zu füttern oder notgedrungen – wie in Zoos – vor allem mit Fisch? Sollte man gar die Zoohaltung ausbauen, solange Eisbären dort zumindest lebenswerte Leben leben? Text: Dr. Jens Schnitker-von Wedelstaedt

Hintergrund

Ausstellung „Wunderkammer Modern - 50 Jahre Universität Kassel“

Im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten zum 50. Jubiläum der Universität Kassel, findet beginnend vom 14.10.2021 eine Sonderausstellung im Stadtmuseum Kassel statt. Im Rahmen dieser Ausstellung wird anhand von 50 Ausstellungsobjekten „ein halbes Jahrhundert Geschichte“[2] der Universität Kassel präsentiert.



LH als Forschungsprojekt

Zugang der einzelnen Disziplinen, d.h. eren Methoden, Theorien und Begriffe nutzen um Diskurs zu durchdringen und begrifflich auf neue Weise greifbar machen.

Veröffentlichungen im Rahmen von Climate Thinking

  • Höllein, Dagobert/Wieders-Lohéac, Aline (Hrsg.) (i.V.): Fridays for Future. Sprachliche Perspektiven auf eine globale Bewegung. Tübingen: Narr.
  • Böhm/Reszke
  • Böhnert/Reszke

Vorlesungsreihe 2021 LISTE

Vorstellung des Forschungsprojekts LISTE




Teil der Reihe
Wissen in der Klimakrise
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Tatsache (Alltagssprache)
Tatsache (Wissenschaftsgeschichte)
Tatsache (Wissenschaftsforschung)
Tatsache (Sprachphilosophie)
Objektivität

Wissen Intro

Eine solche Reflexion eröffnet etwa den Blick auf in Konkurrenz stehende Wissensformen und Debatten um die Rechtfertigung und Begründung von Wissensansprüchen. Vor diesem Hintergrund wird aus dem vermeintlich stabilen und abgeschlossenen Wissensbegriff des Alltags ein komplexes Phänomen.


Aspekte der Wissensreflexion

Tatsachen

Für „Wissensgesellschaften“ [3] scheint es wie selbstverständlich, sich auf (wissenschaftliche) Tatsachen zu berufen. Doch bereits die Frage danach, was von wem und in welchen Kontexten als Tatsache anerkannt wird, eröffnet den Blick auf den Tatsachenbegriff selbst. Hier lassen sich etwa ein vorreflexiver Begriff aus der Alltagssprache, ein wissenschaftshistorischer Begriff der Wissenschaftsgeschichte, ein wissenssoziologischer Begriff aus der Wissenschaftsforschung und ein sozialontologischer Begriff aus der Sprachphilosophie unterscheiden.

Objektivität

Ähnlich selbstverständlich wie die Bezugnahme auf Fakten erscheint die Forderung nach Objektivität. Doch auch dieser Begriff ist bei genauerer Betrachtung weniger eindeutig, als unsere alltägliche Bezugnahm suggeriert. So zeigt Lorraine Daston in ihrer wissenschaftshistorischen Arbeit, dass bei der Bezugnahme auf Objektivität oft ganz verschiedene Bereiche miteinander vermengt werden: „Mühelos gleiten wir von Aussagen über die ‚objektive Wahrheit‘ einer wissenschaftlichen Behauptung hinüber zu solchen über die ‚objektiven Verfahren‘, die einen Befunde untermauern, und weiter zu solchen über die ‚objektive Haltung‘, die einen Forscher auszeichnet.“[4] Zudem zeige die historische Entwicklung des Objektivitätsbegriffs, dass – banal ausgedrückt – Objektivität nicht objektiv ist.

Tugenden der Wissensproduktion und -rezeption

„Solange Erkenntnis einen Erkennenden postuliert und solange der Erkennende als potentielle Hilfe oder Hürde für die Erwerbung von Erkenntnis gilt, wird sein Selbst ein erkenntnistheoretisches Thema sein.“ [5] Mit dieser Überlegung gelangt das erkennende Subjekt in den Blick. Damit es der Erkenntnis nicht als Hürde im Weg steht, lassen sich spezifische normative Tugenden formulieren, auf die sich das erkennende Subjekt bei seiner oder ihrer Tätigkeit berufen soll: Dies sind einerseits charakterbezogene Tugenden wie Geduld, Aufmerksamkeit, Genauigkeit, Beharrlichkeit oder Strenge, aber auch verfahrensbezogene Tugenden wie Objektivität, Exaktheit, Einfachheit, Konsistenz und Akkuratheit, die ihrerseits Einfluss auf das Auskommen des Erkenntnisprozesses haben. Die Philosophin Helen Longino stellt mit Blick auf epistemische Tugenden heraus, dass es sich bei der Einnahme dieser um Entscheidungen des erkennenden Subjekts handelt und dass zwar ein traditionsbedingter, jedoch kein unumstößlicher Kanon bestehe. Daraus folgert sie, dass der Kanon durchaus zur Disposition steht und entsprechend erweitert oder verändert werden könne und schlägt Tugenden wie Heterogenität, methodische Neuartigkeit, die Berücksichtigung der Komplexität von Zusammenhängen oder die Dezentralisierung von Machtverhältnissen als Tugenden vor.[6] Der Philosoph Don Fallis stellt zudem heraus, dass sich Tugenden nicht nur in der Wissensproduktion reflektieren lassen, sondern auch die erkenntnistheoretischen Tugenden der Rezipierenden von Wissen reflektieren lassen.


Personen Artikel

Armin Nassehi

Armin Nassehi (* 1960) ist ein deutscher Soziologe und Professor für Allgemeine Soziologie und Gesellschaftstheorie an der Ludwig-Maximillians-Universität München. Nassehi forscht und publiziert zu

Bruno Latour

Bruno Latour (* 1947) ist ein französischer Soziologe, Wissenschaftshistoriker und Philosoph. Latour ist emeritierter Professor an der Sciences Po, Paris und arbeitete zuvor u. a. am Centre de Sociologie de l'Innovation, Mines ParisTech, sowie der London School of Economics und der University of Amsterdam. Zudem war Latour als Kurator der Ausstellungen Iconoclash (2002) und Making Things Public (2005) am Karlsruher Zentrum für Kunst und Medientechnologie tätig.

  1. Sitt, Martina (2020): Sonderausstellung "Wunderkammer modern. 50 Jahre - 50 Objekte". Universität Kassel im Stadtmuseum. In: Universität Kassel. Online, zuletzt abgerufen am 09.08.2021.
  2. Sitt, Martina (2020): Sonderausstellung "Wunderkammer modern. 50 Jahre - 50 Objekte". Universität Kassel im Stadtmuseum. In: Universität Kassel. Online, zuletzt abgerufen am 09.08.2021.
  3. Siehe etwa Willke, Helmut (1997): Supervision des Staates. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
  4. Daston, Lorraine (2001): Objektivität und die Flucht aus der Perspektive. In: Daston, Lorraine (Hrsg.): Wunder, Beweise und Tatsachen, Frankfurt: Fischer, S. 127-156, hier S. 127.
  5. Daston, Lorraine; Galison, Peter (2007): Objektivität. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, S. 43.
  6. Vgl. Longino, Helen (1994): In Search of Feminist Epistemology. In: The Monist 77(4), S. 472-485, hier S. 476.