Theologie der Befreiung

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In diesem Artikel wird die Theologie der Befreiung (Teología de la Liberación), im Deutschen oft auch als Befreiungstheologie bezeichnet, aus Perspektive der systematischen Theologie diskutiert.

Theologie der Befreiung

Die Theologie der Befreiung hat ihren Anfang im Lateinamerika Ende der 1960er Jahre. Ausgangspunkt dieser Theologie ist die Situation der Unterdrückten – ihr Leiden sowie das Mit-Leiden mit den Unterdrückten und Ausgebeuteten dieser Welt:[1] Zunächst waren dabei die wirtschaftlich ausgebeuteten Menschen Lateinamerikas im Blickwinkel dieser Theologie,[2] zunehmend kamen jedoch auch andere Formen der Unterdrückung hinzu, wie beispielsweise die Perspektive auf die ausgebeutete SchöpfungLeonardo Boff spricht diesbezüglich von einer „Ökotheologie der Befreiung“[3] – und auch (öko-)feministische Theologie, black theology, indigene Theologien sowie queer theology lassen sich als weitere ihrer Ausprägungen ansehen.[4] Die Theologie der Befreiung fragt, wie Menschen in einer Welt leben sollen, in der (strukturelle) Ungerechtigkeiten bestehen. Und sie beantwortet diese Frage, indem sie ausgehend von biblischen Texten[5] einfordert, dass Menschen in einer Welt der Ungerechtigkeiten Partei ergreifen müssen für die Unterdrückten und Ausgebeuteten[6] – auf eine Formel gebracht wird diesbezüglich auch von der vorrangigen Option wegen der Armen[7] gesprochen.

Geschichte

Historische Wurzeln

In diesem Abschnitt erfolgt eine Konzentration auf die Theologie der Befreiung im engeren Sinne – dies legt den Fokus auf Entwicklungen, die in Lateinamerika Ende der 1960er Jahre begannen.[8] Angemerkt sei, dass historische Wurzeln dieser Theologie bereits „in der prophetischen Tradition von Glaubensboten und Missionaren [liegen], die von Beginn der Kolonialisierung an die Art, wie die Kirche auf dem Kontinent [Lateinamerikas] präsent war, und die Weise, wie man die Ureinwohner[*innen], die Schwarzen, die Mestizen und die armen Bevölkerungsschichten in der Stadt und auf dem Land behandelte, in Frage gestellt haben.“[9]

Entstehung (1960er/1970er Jahre)

Für die 1960er Jahre, auch die Zeit des II. Vatikanischen Konzils (1962–1965), wird von einer „politischen Wende“ in der Theologie gesprochen. In Europa entwickelte sich die „Neue Politische Theologie“ (in der katholischen Theologie v. a. mit dem Namen Johann Baptist Metz verbunden; in der ev. Theologie sind hier v. a. Jürgen Moltmann und Dorothee Sölle zu nennen) und in Lateinamerika begann sich die Teología de la Liberación (die Theologie der Befreiung) zu entwickeln. Ihr Namensgeber ist Gustavo Gutiérrez. Im Juli 1968 hielt er einen Vortrag in Chimbote (Peru), dem ein erster Entwurf der Theologie der Befreiung zugrunde lag. Kurz darauf, vom 24. August bis zum 6. September, fand in Medellín eine für die Befreiungstheologie wichtige Bischofsversammlung statt, in der die Option wegen der Armen zur Leitlinie kirchlichen Lehrens und Handelns erhoben wurde. 1969 veröffentlichte Gutiérrez seinen Vortrag von Chimbote und 1971 veröffentlichte er eine erweiterte und vertiefte Ausarbeitung dieser Theologie unter dem Titel Teología de la liberación,[10] der ersten systematischen Abhandlung der Theologie der Befreiung und bis heute einem Grundlagenwerk dieser Theologie. „Das Buch von Gutiérrez war jedoch nur die Spitze eines Eisbergs: die Befreiungstheologie zeichnete sich bald als eine ganz neue Dimension der Theologie und als neue kirchliche Bewegung ab.“[11]

Reaktion des Römischen Lehramtes

In den Pontifikaten von Johannes Paul II. und Benedikt XVI. unternahm die römische Kirchenleitung einige Versuche, die Ausübung von Befreiungstheologie einzuschränken.[12] „Diese Kritik war durch gewollte Mißverständnisse, Unverständnis für das Pathos der befreienden Sprache, Furcht vor marxistischer Unterwanderung der Kirche gekennzeichnet u. bekämpfte nur eine Karikatur der B. [Befreiungstheologie]“,[13] so der Karl-Rahner-Schüler Herbert Vorgrimler. Formen dieser Einschränkungsversuche zählt Giancarlo Collet auf: „Kirchliche Kritik u. Vorbehalte gegenüber der B. [Befreiungstheologie] führten z. Schließung theol. Ausbildungsstätten, Lehrentzug, Unterbindung pastoraler Projekte u.a.“[14] Bekanntheit erlangte in dieser Hinsicht u. a. der Fall Leonardo Boff, dem aufgrund seines Werkes Kirche: Charisma und Macht zeitweise die Lehrerlaubnis entzogen wurde.[15] Im Pontifikat von Papst Franziskus fand diesbezüglich eine Neuorientierung statt.[16]

Ökotheologie der Befreiung

Ab den 1980er Jahren gewann für die Vertreter*innen der Theologie der Befreiung zunehmend die Auseinandersetzung mit der Schöpfung an Bedeutung, die in Zusammenhang mit der Ausbeutung armer Menschen gesetzt wurde.[17] „War unser Ausgangspunkt bisher die Option für die Armen, müssen wir darüber hinaus jetzt auch die Geschöpfe mit in den Blick nehmen, die am meisten bedroht sind. Und da ist an erster Stelle der Planet Erde als ganzer zu nennen“,[18] so formulierte es Boff in den 1990er Jahren.[19] Diese Verbindung zwischen sozialem und ökologischem Ansatz, verbunden mit einer Kritik an der gegenwärtigen Form kapitalistischen Konsums, entstand aus einer inneren Logik der Theologie der Befreiung[20] und wird gegenwärtig auch von Papst Franziskus vertreten.[21]

Definition(en)

In diesem Abschnitt werden verschiedene Definitionen aus der Forschungsliteratur zitiert.

Gustavo Gutiérrez

Gustavo Gutiérrez, der Namensgeber dieser Theologie, formulierte im Grundlagenwerk Teología de la liberación: „Die vorliegende Arbeit versucht, eine Reflexion zu entwerfen, die zugleich vom Evangelium und von den Erfahrungen der Männer und Frauen ausgeht, die sich in diesem von Unterdrückung und Beraubung beherrschten lateinamerikanischen Kontinent dem Prozeß der Befreiung verpflichtet haben. Es handelt sich um eine theologische Reflexion, die aus dieser Erfahrung entsteht, denn sie teilt das Bemühen, die gegenwärtige, von Ungerechtigkeit gekennzeichnete Lage zu beseitigen und eine andere, freiere und menschlichere Gesellschaft zu schaffen.“ (S. 2) „Alles dies wird uns zu erkennen geben, daß die Frage nach der theologischen Relevanz der Befreiung in Wirklichkeit eine Frage »nach dem Sinn des Christentums und nach der Sendung der Kirche« ist.“ (S. 4) „Aus all diesen Gründen müssen wir festhalten, daß die Theologie der Befreiung uns vielleicht nicht so sehr ein neues Thema aufgibt als vielmehr eine neue Art, Theologie zu treiben. […] Theologie beschränkt sich dann nicht mehr darauf, die Welt gedanklich zu ergründen, sondern versucht, sich als ein Moment in dem Prozeß zu verstehen, mittels dessen die Welt verändert wird“. (S. 21) „Nur ein radikales Zerbrechen des gegenwärtigen Standes der Dinge, eine tiefgreifende Umgestaltung in den Eigentumsverhältnissen, ein Ergreifen der Macht von seiten der ausgebeuteten Klassen und eine soziale Revolution, die die bestehende Abhängigkeit zerbricht, ermöglicht den Schritt in eine anders geartete, sozialistische Gesellschaft oder bewirkt wenigstens, daß diese möglich wird.“ (S. 29)[22]

Leonardo und Clodovis Boff

Leonardo Boff auf einer Veranstaltung in Buenos Aires, 2015.

Leonardo Boff[23] und sein Bruder Clodovis Boff formulieren in ihrem gemeinsam verfassten Buch Wie treibt man Theologie der Befreiung?: „Die Reflexion von der Praxis aus, innerhalb der gewaltigen Anstrengung der Armen und ihrer Bundesgenoss[*inn]en, und die Suche nach Inspiration im Glauben und im Evangelium für den Einsatz gegen ihre Armut zugunsten der umfassenden Befreiung jedes Menschen und des ganzen Menschen – das macht die Theologie der Befreiung aus. […] Wie gründlich unangemessen scheinen demnach die Kritiken dessen, der die Theologie der Befreiung von einem rein begrifflichen Niveau aus zur Kenntnis nimmt und um ein konkretes Engagement für die Unterdrückten einen Bogen macht. Ihm antwortet die Theologie der Befreiung mit dieser einen Frage: Welches ist dein Part in der wirksamen und umfassenden Befreiung der Unterdrückten?“[24]

Dorothee Sölle

Dorothee Sölle formuliert: „Theologia de Liberación ist mehr als eine neue theologische Mode, es ist eine weltweite Bewegung von Christ[*inn]en, die sich am leichtesten negativ definieren läßt; Christ[*inn]en sind nicht mehr bereit, das bestehende Unrecht mit Theologie und Glauben zu versöhnen, sie hören auf, die Ungerechtigkeit zu bemänteln oder zu verschweigen, sie beginnen proaktiv aufzudecken, sie greifen an, sie bekämpfen, was ist. Es handelt sich also um eine »kritische« Theologie – die dem, was wir vor zehn Jahren »politische Theologie« nannten, ziemlich nahesteht. Die Entwicklung geht aber dahin, den positiven Begriff »Befreiung« in den Mittelpunkt zu stellen.“[25]

Die Methode „Sehen – Urteilen – Handeln“

Der methodische Dreischritt

Als Grundschema der Theologie der Befreiung gilt die Methode Sehen – Urteilen – Handeln.[26] „Sozialanalytische Vermittlung, hermeneutische Vermittlung und praktisch-pastorale Vermittlung (Sehen, Urteilen, Handeln) bilden die methodischen Grundoperationen der Theologie der Befreiung. Diese drei methodischen Schritte sind jedoch bereits dialektisch miteinander verschränkt: So setzt die Wahl eines bestimmten Instrumentariums der sozioökonomischen Analyse bereits einen gesellschaftlichen Standort voraus, der im ,zweiten Schrittʻ, der hermeneutischen Vermittlung, explizit gemacht wird.“[27] Leonardo und Clodovis Boff formulieren: „In diesem dritten Moment [dem Handeln] vollzieht sich mehr Wissen in der Praxis als in der Theorie. Das heißt, es ist leichter, dieses Moment zu leben, als es zu denken. Darum haben hier die Weisheit und die Klugheit mehr Einfluß als die analytische Vernunft. Und darin sind die einfachen Leute den Gelehrten oft überlegen.“[28]

Kapitalismuskritik als Folge

Aus diesem Grundschema folgt, dass die Theologie der Befreiung eine kapitalismuskritische Theologie ist. So formuliert bspw. Boff: „Wenn man nämlich die tatsächlichen Ursachen der Armut und der Zerstörung der Natur kritisch analysiert, dann sieht man, dass sie – nicht ausschließlich, aber hauptsächlich – das Ergebnis der industrialistischen und kapitalistischen Entwicklung sind, wie sie zurzeit verfolgt wird.“[29] In seinem Buch Überlebenswichtig betrachtet Leonardo Boff verschiedene gegenwärtige Modelle von Nachhaltigkeit, wobei er die meisten als den Herausforderungen nicht gerecht werdend bewertet.[30] Die positiven Ausnahmen bilden die ähnlichen Modelle der Bioökonomie des Mathematikers und Wirtschaftswissenschaftlers Nicholas Georgescu-Roegen und der Ökoentwicklung, wie sie insbesondere von Ignacy Sachs vertreten wird, sowie das Modell der Solidarischen Ökonomie, wie sie ihr Theoretiker Paul Singer vertritt und das Leonardo Boff als „lebbare Nachhaltigkeit im kleinen Maßstab“[31] bezeichnet. Eine weitere positive Ausnahme bildet schließlich das Modell des in der ecuadorianischen Verfassung beschriebenen Buen Vivir (ins Deutsche meist mit das Gute Leben, manchmal auch das Erfüllte Leben übersetzt; weitere Bezeichnungen für dieses Konzept sind bien vivir; sumak kawsay; suma quamaña).[32] Für das katholische Lehramt sei hierfür auch auf die Enzyklika Laudato siʼ[33] sowie die Amazonas-Synode[34] verwiesen.

Belege

  1. Vgl. Boff, Leonardo und Clodovis (1988 [por. 1986]): Wie treibt man Theologie der Befreiung? (Aus dem Portugiesischen übersetzt von Michael Lauble), 3. Auflage. Düsseldorf: Patmos Verlag, S. 11f.
  2. Vgl. Boff, Leonardo (1996 [por. 1995]): Unser Haus, die Erde. Den Schrei der Unterdrückten hören (Übersetzung aus dem Portugiesischen und Bearbeitung für die deutsche Ausgabe: Horst Goldstein). Düsseldorf: Patmos Verlag, S. 173f. So verstanden Leonardo und Clodovis Boff die sozio-ökonomische Armut als „Grundausdruck von Unterdrückung“. Boff, Leonardo und Clodovis (1988 [por. 1986]): Wie treibt man Theologie der Befreiung? (Aus dem Portugiesischen übersetzt von Michael Lauble), 3. Auflage. Düsseldorf: Patmos Verlag, S. 36.
  3. Vgl. Boff, Leonardo (2019 [por. 2018]): Traum von einer neuen Erde – Bilanz eines theologischen Lebens (Deutsche Übersetzung: Bruno Kern). Wien/Zürich: LIT-Verlag, S. 97-119. Vgl. zu dieser Entwicklung auch Kern, Bruno (2013): Theologie der Befreiung. Tübingen/Basel: A. Francke Verlag, S. 105-116.
  4. Vgl. Gibellini, Rosino (1995 [it. 1992]): Handbuch der Theologie im 20. Jahrhundert (Übertragung ins Deutsche von Peter-Felix Ruelius). Regensburg: Friedrich Pustet Verlag, S. 336 und 371. Vgl. auch Boff, Leonardo und Clodovis (1988 [por. 1986]): Wie treibt man Theologie der Befreiung? (Aus dem Portugiesischen übersetzt von Michael Lauble), 3. Auflage. Düsseldorf: Patmos Verlag, S. 39-43.
  5. Leonardo und Clodovis Boff benennen folgende Bücher als bevorzugte biblische Bücher aus der Perspektive der Theologie der Befreiung: Exodus, die Propheten, die Evangelien, die Apostelgeschichte, die Apokalypse, die Weisheitsbücher, die Makkabäerbücher sowie die Bücher Esra und Nehemia. Vgl. Boff, Leonardo; Boff, Clodovis (1988 [por. 1986]): Wie treibt man Theologie der Befreiung? (Aus dem Portugiesischen übersetzt von Michael Lauble), 3. Auflage. Düsseldorf: Patmos Verlag, S. 46f. Als konkrete Bibelstellen eignen sich bspw.: Jer 21,11–22,30; Mt 5,3-11; Mt 25,31-46; Lk 6,2-26; Lk 10,25-37.
  6. Vgl. u. a. Boff, Leonardo, Boff, Clodovis (1988 [por. 1986]): Wie treibt man Theologie der Befreiung? (Aus dem Portugiesischen übersetzt von Michael Lauble), 3. Auflage. Düsseldorf: Patmos Verlag, S. 16.
  7. Meist liest man im Deutschen eher die Übersetzung „Option für die Armen“, die jedoch in der Hinsicht missverständlich sein kann, dass sie als bevormundend verstanden wird (– im Sinne von: ,Da die Armen sich selbst nicht helfen können, müssen andere ihnen helfenʻ). Aus diesem Grund bevorzugt die Befreiungstheologin Julia Lis die Übersetzung „Option wegen der Armen“. Die Stoßrichtung dieser Variante lässt sich mit Lis so formulieren: In einer Welt, in der es Reichtum und Armut gibt, müssen wir uns positionieren, wir müssen parteilich sein und aus der Perspektive der Unterdrückten und der Armen auf die ökonomischen und politischen Verhältnisse schauen! Vgl. hierzu ihre Aussagen im Podcast Lis, Julia (2015): GF008 – Politik, Religion und die Option für die Armen, TC: 13:55-16:12. In: gretchenfrage.net. Online, zuletzt abgerufen am 02.04.2022.
  8. Für eine kurze Chronologie dieser Perspektive sei auch auf Kern, Bruno (2013): Theologie der Befreiung. Tübingen/Basel: A. Francke Verlag, S. 130-137 verwiesen.
  9. Boff, Leonardo und Clodovis (1988 [por. 1986]): Wie treibt man Theologie der Befreiung? (Aus dem Portugiesischen übersetzt von Michael Lauble), 3. Auflage. Düsseldorf: Patmos Verlag, S. 81.
  10. Gutiérrez, Gustavo (1971): Teología de la liberación. Perspectivas. Lima: Ed. Universitariae (Centro de Estudios y Publicaciones 3).
  11. Gibellini, Rosino (1995 [it. 1992]): Handbuch der Theologie im 20. Jahrhundert (Übertragung ins Deutsche von Peter-Felix Ruelius). Regensburg: Friedrich Pustet Verlag, S. 337 (sowohl für das direkte Zitat, als auch als Grundlage für die Ausführungen in diesem Abschnitt.
  12. So formulierte Leonardo Boff: „In dem Maße, wie die Theologie der Befreiung Verbreitung fand, organisierte sich aber auch ein starker Widerstand, ja es wurde sogar ein offener Kampf gegen sie geführt.“ Boff, Leonardo (1988): Die Theologie der Befreiung post Ratzinger Locutum (Übersetzung aus dem Spanischen: Florian Flohr). In: Edward Schillebeeckx (Hrsg.): Mystik und Politik. Theologie im Ringen um Geschichte und Gesellschaft (Johann Baptist Metz zu Ehren), Mainz: Matthias-Grünewald-Verlag, S. 287-311. Hier: 289. Zur Widersprüchlichkeit der Positionen des päpstlichen Lehramtes vgl. S. 291.
  13. Vorgrimler, Herbert: [Lemma] Befreiungstheologie. In: Vorgrimler, Herbert (Hrsg.): Neues Theologisches Wörterbuch, Freiburg i. Br./Basel/Wien: Herder (2000), S. 83-84. Hier: 84.
  14. Collet, Giancarlo: [Lemma] Befreiungstheologie. I. Historische, geographische u. politische Wurzeln. In: Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Auflage, Bd. 2 (Barclay bis Damodos), Freiburg i. Br./Basel/Rom/Wien: Herder (1994), S. 130-132. Hier: Spalte 132.
  15. Vgl. hierzu: Boff, Leonardo (2009 [por. 1981]): Kirche: Charisma und Macht. 25 Jahre Befreiungstheologie. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus, S. 279-298. Sowie: Boff, Leonardo und Zoja, Luigi (2016) [it. 2014]: Die Wahrheit ist größer. Der Weg eines unbequemen Theologen (Ins Deutsche übersetzt von Bruno Kern). Kevelaer: Verlagsgemeinschaft topos plus, S. 57-67.
  16. So formuliert Leonardo Boff: „Viele fragen sich, ob der Papst [Franziskus] aufgrund seiner lateinamerikanischen Herkunft ein Sympathisant der Befreiungstheologie sei. Das scheint mit nicht so wichtig zu sein. Worauf es ankommt, ist nicht so sehr die Theorie, als vielmehr die Tatsache, dass er sich die Befreiung der Unterdrückten und Armen zu eigen macht. Und das tut er in unmissverständlicher Klarheit.“ Boff, Leonardo und Zoja, Luigi (2016 [it. 2014]): Die Wahrheit ist größer. Der Weg eines unbequemen Theologen (Ins Deutsche übersetzt von Bruno Kern). Kevelaer: Verlagsgemeinschaft topos plus, S. 129f.
  17. Vgl. Boff, Leonardo (2019 [por. 2018]): Traum von einer neuen Erde – Bilanz eines theologischen Lebens (Deutsche Übersetzung: Bruno Kern). Wien/Zürich: LIT-Verlag, S. 116.
  18. Boff, Leonardo (1996 [por. 1995]): Unser Haus, die Erde. Den Schrei der Unterdrückten hören (Übersetzung aus dem Portugiesischen und Bearbeitung für die deutsche Ausgabe: Horst Goldstein). Düsseldorf: Patmos Verlag, S. 183. Oder an anderer Stelle: „Folglich muss die Option für die Armen und gegen die Armut – das »Markenzeichen« der Befreiungstheologie – auch die Ärmste überhaupt miteinschließen: die Erde. Dieser Gedanke hat eine kraftvolle Ökotheologie hervorgebracht.“ Boff, Leonardo (2015) [it. 2014]: Befreit die Erde! Eine Theologie für die Schöpfung (Ins Deutsche übersetzt von Gabriele Stein). Stuttgart: Katholisches Bibelwerk, S. 31.
  19. Und in einem Interview mit Luigi Zoja formuliert Leonardo Boff rückblickend: „Im Jahr 1996 wurde mein Buch Schrei der Erde – Schrei der Armen veröffentlicht. Es ist ein erster Versuch, die Theologie der Befreiung im Kontext der Ökologie neu zu durchdenken. Mir war bewusst geworden, dass dieselbe Logik des Systems sowohl die Menschen, die gesellschaftlichen Klassen als auch die Natur unterdrückt und Herrschaft über die Erde ausübt. Die Theologie der Befreiung musste also ihren Blickwinkel erweitern. Das Buch stellt klar, dass in Lateinamerika die wahre Gefahr nicht der Marxismus ist, sondern das kapitalistische System, das sich wild und ungezähmt gebärdet. Als Befreiungstheolog[*inn]en erkannten wir, dass die Erde ebenso ausgeplündert wird wi[e] die Menschen, die ärmsten Schichten und die Länder der Dritten Welt. […] In den letzten Jahren hat die Theologie der Befreiung damit begonnen, sich mit dem Leben in all seinen Formen zu befassen, denn das Individuum kann nicht isoliert für sich existieren. Es ist Teil eines umfassenderen Systems, eines Netzes, das die physischen, chemischen und biologischen Grundlagen bereitstellt, von denen das Leben auf diesem Planeten abhängt. Der weltweite Kapitalismus zerstört diese Grundlagen und schafft die Voraussetzungen für die Herkunft einer globalen ökologischen Katastrophe.“ Boff, Leonardo und Zoja, Luigi (2016 [it. 2014]): Die Wahrheit ist größer. Der Weg eines unbequemen Theologen (Ins Deutsche übersetzt von Bruno Kern). Kevelaer: Verlagsgemeinschaft topos plus, S. 69; 73.
  20. Vgl. Boff, Leonardo (2019 [por. 2018]): Traum von einer neuen Erde – Bilanz eines theologischen Lebens (Deutsche Übersetzung: Bruno Kern). Wien/Zürich: LIT-Verlag, S. 116f.
  21. Vgl. dafür u. a. die beiden Texte von Papst Franziskus: Papst Franziskus (2013): Evangelii gaudium. In: vatican.va. Online, zuletzt abgerufen am 24.03.2022. Und Papst Franziskus (2015): Laudato siʼ. In: vatican.va. Online, zuletzt abgerufen am 24.03.2022.
  22. Gutiérrez, Gustavo (1982 [es. 1971]): Theologie der Befreiung, 6. Auflage. München/Mainz: Kaiser Verlag.
  23. Einen kurzen Überblick über die Befreiungstheologie bietet Leonardo Boff auch in seinem Vortrag auf der Tagung (2021): Schrei der Erde. Schrei der Armen, TC: 1:26:56-1:43:00. In: Haus am Dom (youtube-Kanal). Online, zuletzt abgerufen am 02.04.2022.
  24. Vgl. Boff, Leonardo und Clodovis (1988 [por. 1986]): Wie treibt man Theologie der Befreiung? (Aus dem Portugiesischen übersetzt von Michael Lauble), 3. Auflage. Düsseldorf: Patmos Verlag, S. 18f.
  25. Sölle, Dorothee (1982 [1971]): Politische Theologie. Stuttgart: Kreuz Verlag, S. 187.
  26. Vgl. Boff, Leonardo und Clodovis (1988 [por. 1986]): Wie treibt man Theologie der Befreiung? (Aus dem Portugiesischen übersetzt von Michael Lauble), 3. Auflage. Düsseldorf: Patmos Verlag, S. 34-55. Zu einer explizit ethischen Betrachtungsweise des Dreischritts siehe: Wallimann-Sasaki, Thomas (2020): Angewandte christliche Ethik. In: Alberto Bondolfi (Hrsg.), Handeln in einer mehrdeutigen Welt. Theologische Ethik. Zürich: Theologischer Verlag, S. 284-296.
  27. Kern, Bruno (2013): Theologie der Befreiung. Tübingen/Basel: A. Francke Verlag, S. 36.
  28. Vgl. Boff, Leonardo und Clodovis (1988 [por. 1986]): Wie treibt man Theologie der Befreiung? (Aus dem Portugiesischen übersetzt von Michael Lauble), 3. Auflage. Düsseldorf: Patmos Verlag, S. 53.
  29. Boff, Leonardo (2016 [por. 2011]): Überlebenswichtig. Warum wir einen Kurswechsel zu echter Nachhaltigkeit brauchen (Aus dem Portugiesischen von Bruno Kern). Ostfildern: Matthias Grünewald Verlag, S. 41.
  30. Vgl. Boff, Leonardo (2016 [por. 2011]): Überlebenswichtig. Warum wir einen Kurswechsel zu echter Nachhaltigkeit brauchen (Aus dem Portugiesischen von Bruno Kern). Ostfildern: Matthias Grünewald Verlag, S. 35-70.
  31. Zu den positiven Ausnahmen vgl. Boff, Leonardo (2016 [por. 2011]): Überlebenswichtig. Warum wir einen Kurswechsel zu echter Nachhaltigkeit brauchen (Aus dem Portugiesischen von Bruno Kern). Ostfildern: Matthias Grünewald Verlag, S. 63-70. Direktes Zitat: 66.
  32. Vgl. Boff, Leonardo (2016 [por. 2011]): Überlebenswichtig. Warum wir einen Kurswechsel zu echter Nachhaltigkeit brauchen (Aus dem Portugiesischen von Bruno Kern). Ostfildern: Matthias Grünewald Verlag, S. 67-70. Vgl. auch Boff, Leonardo (2018 [por. 2012]): Achtsamkeit. Von der Notwendigkeit unsere Haltung zu ändern (Aus dem Portugiesischen übersetzt von Bruno Kern), München: Claudius Verlag, S. 79–83. Sowie: Weiler, Birgit (2018): Das Gute Leben. Ein Beitrag aus Amazonien zur Schaffung von Friedensräumen, und: Beck, Michelle (2018): Buen Vivir. Von einem schillernden Verfassungsprinzip und einer Vision von Gerechtigkeit und Frieden. Beides in: Virginia R. Azcuy und Margit Eckholt (Hrsg.): Friedens-Räume. Interkulturelle Friedenstheologie in feministisch-befreiungstheologischer Perspektive, Ostfildern: Matthias Grünewald Verlag, S. 179-189 und 191–201.
  33. Papst Franziskus (2015): Laudato siʼ. In: vatican.va. Online, zuletzt abgerufen am 30.03.2022.
  34. Bischofssynode – Sonderversammlung für Amazonien (2019): Amazonien. Neue Wege für die Kirche und für eine ganzheitliche Ökologie. Schlussdokument (Übersetzung aus dem Spanischen: Norbert Arntz; Thomas Schmidt. In: misereor.de. Online, zuletzt abgerufen am 30.03.2022.



Autor*innen

Erstfassung: Johannes Thüne am 06.04.2022. Den genauen Verlauf aller Bearbeitungsschritte können Sie der Versionsgeschichte des Artikels entnehmen; mögliche inhaltliche Diskussionen sind auf der Diskussionsseite einsehbar.

Zitiervorlage:
Thüne, Johannes (2022): Theologie der Befreiung. In: Böhm, Felix; Böhnert, Martin; Reszke, Paul (Hrsg.): Climate Thinking – Ein Living Handbook. Kassel: Universität Kassel. URL=https://wiki.climate-thinking.de/index.php?title=Theologie der Befreiung, zuletzt abgerufen am 29.03.2024.