Benutzer: Isabella Möller/Werkstatt

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Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Darstellung des Inuit-Eisbär-Verhältnisses im Dokumentarfilm.

Die Darstellung des Verhältnisses von Eisbär und Inuit im Dokumentarfilm

Konfliktlinien von Eisbär und Inuit im Klimawandel

Der World Wide Fund For Nature (WWF)[1] betitelt aufgrund aktueller Geschehnisse, dass die momentane Lebensgrundlage der Eisbären durch den Klimawandel sehr bedroht ist. Aufgrund des schmälzenden Packeises verlieren die zweitgrößten Landraubtiere der Arktis ihren Lebensraum, sodass sie nur schwer an ihre Nahrung kommen. Durch die sich ständig verändernden Klimabedingungen und dem damit verbundenen raschen Rückzug des Eises, sind die Eisbären schließlich gezwungen, sich auf das Festland zu begeben. Da auch die Nahrung auf dem Festland nur schwer zu finden ist, korrelieren die Lebensräume der Einwohner (Inuit) und der lebensbedrohten Eisbären miteinander. Die Eisbären suchen in Mülltonnen der Inuit nach Nahrung und nähern sich so immer mehr den Dörfern, was zu Besorgnis auf Seiten der Einwohner führt. Sie sehen den Eisbären jedoch als nützliches Lebewesen an, da sie durch die Jagd nach ihm Fleisch und Kleidung für ihre Familien erhalten können. So entsteht ein gegenseitiger Interessenskonflikt bezüglich der Population der Eisbären in Form von Aussterben und der gezielten Jagd zum Überleben (auch als traditioneller Aspekt) nach dem Bären.

Dokumentarfilme über den Klimawandel zeigen diese Interessenskonflikte klar auf. Das Mensch-Eisbär-Verhältnis kann dabei aus verschiedenen Sichtweisen unter dem Aspekt der Gewaltbeziehung analysiert werden. Gewaltbeziehung beschreibt in diesem Kontext die Brutalität und Gewaltsamkeit, welche von den Eisbären und den Inuit aufeinander ausgeübt und im Dokumentarfilm dargestellt wird. Im folgenden Beitrag soll das Mensch-Eisbär-Verhältnis in den Dokumentarfilmen „Der Eisbärin Not (2014)" und "17 000 km Kanada (2017)"[2] als Gewaltbeziehung analysiert werden (siehe Sequenzanalyse). Hierbei wird ein erweiterter Fokus auf den Sprecher im Off gelegt, welche die Konstitution der Multimodalität um die Darstellung des Eisbären maßgeblich beeinflusst.

Zum Aspekt der Gewalt und verschleierten Gewalt im Dokumentarfilm

Der Begriff "Gewalt" bezeichnet eine Art der Macht und Befugnis über jemanden oder etwas zu bestimmen. Die impliziert die Macht etwas zu beherrschen und etwas in der Gewalt besitzen. Zudem bezeichnet der Begriff die Willkür, unter dem Aspekt von unrechtmäßigem Vorgehen unter Ausnutzung einer Machtstellung (Zwang). Außerdem kann Gewalt in Form von roher, körperlicher Kraft auf jemanden oder etwas ausgeübt werden. Als gehobener Begriff kann Gewalt auch Stärke und besondere Kraft ausdrücken.[3] Verschleierte Gewalt bedeutet in diesem Zusammenhang, die Bedeutung der dargestellten intendierten Gewalt im Dokumentarfilm so zu verzerren, dass die eigentliche Botschaft (der Gewalt) schwer verständlich und kenntlich gemacht wird. Dies kann in Form von verwirrender und mehrdeutiger Sprache und/oder visuellen bzw. auditiven Modalitäten geschehen.

Methodisches Vorgehen

Der nachfolgende Artikel beschäftigt sich mit dem dargestellten Verhältnis zwischen Eisbären und Inuit im Dokumentarfilm. Hierzu werden exemplarisch prägnante Szenen auf den Analysegegenstand hin untersucht, welche das Verhältnis zwischen Eisbären und Inuit unter Einbezug unterschiedlicher Modalitäten beschreiben sollen. Hierzu wird eine Transkription der einzelnen Szenen durchgeführt, in welcher die Aspekte von Time-Code, Still, Beschreibung des Bildes, Text im Bild, Sprechtext, Musik, Geräusche, visuelle Auffälligkeiten und Analysekommentare nach ihrer Prägnanz bearbeitet werden (vgl. Sequenzanalyse).

Im weiteren Verlauf werden zunächst die Time-Codes der einzelnen Szenen genannt, um im Anschluss eine Analyse der visuellen und akustischen Modalitäten vorzunehmen.

Abschließend werden diese Szenen der unterschiedlichen Filme nach der exemplarischen Analyse miteinander verglichen um zu einem umfassenderen Analyseergebnis zu gelangen. Die Analyse beschäftigt sich dabei hauptsächlich mit der Darstellung der Inuit-Eisbär Beziehung unter dem Aspekt der Verschleierung der Gewaltbeziehung ausgehend von der Darstellung der Inuit.

Dokumentarfilm 1: „Der Eisbär in Not (2014)“

Szenenanalyse Sequzenz 6:21-7:50

Im Folgenden werden die Szenen von Minute 6:21 bis 7:50 sowie Minute 12:48 bis 13:21 unter dem multimodalen Aspekt der Gewaltbeziehung im Dokumentarfilm „Der Eisbär in Not (2014)“ näher beleuchtet. Die erste Szene ist in jeweils drei Sequenzen eingeteilt, um die Modalitäten besser voneinander abgrenzen zu können. Die erste Sequenz (6:21-6:36) handelt von den Einwohnern der Inuit, welche kurz skizziert werden. Hierbei wird dargestellt, dass die Inuit seit Jahrhunderten Eisbären jagen und diese Tradition schon sehr lange in der Kultur verankert ist um auch die Familie mit Kleidung und Fleisch des Eisbären zu versorgen. Der Sprechtext wird dabei durch eine männliche, monotone Sprechstimme im Off performiert. Auffällig an der Sprache des Offs ist, dass sie sehr sachlich und nicht bewertend eingespielt wird, was u.a. durch das indirekte information linking[4]. So entsteht der Eindruck, dass sich der Zuschauer selbst ein Bild von der dargestellten Situation machen kann, welches sich durch das Einspielen der Bilder verändert.

Zum Sprechtext werden Bilder aus der Geschichte des Stammes der Inuit gezeigt. Durch den schwarz-weiß Kontrast erwecken sie einen sehr prägnanten und leicht aggressiven Eindruck, insbesondere wenn das Bild eines erlegten Eisbären mit tödlichen Pfeilen im Körper dargestellt wird. Die eingespielten Bilder verfolgen dabei die Einstellungsgröße[5] der Halbtotalen mit Zoom zur Nahaufnahme des Bären, wobei zunächst ein bewaffneter Inuit gezeigt wird, welcher nicht nur tödliche Werkzeuge sondern auch das Fell eines Eisbären trägt. Durch den Zoom auf den Eisbären wird das Machtverhältnis von dem darüberstehenden Inuit verdeutlicht. Diese Grafik impliziert demnach die „Macht“ der Inuit gegenüber den „wehrlosen“ Eisbären als Unterlegene. Die Musik untermauert ebenfalls die dramatischen Bilder, da durch sie ein Spannungsaufbau praktiziert[6] wird und so eine nervöse Grundeinstellung des Zuschauers auslösen kann. Da der Off-Sprecher sehr sachlich spricht und eine neutrale/nicht wertende Sprache verwendet, wird die dargestellte Sequenz der langjährigen Eisbärenjagd in gewisser Weise legitimiert, wobei die an Brutalität grenzenden Bilder etwas ganz anderes zeigen (siehe Text-Bild Schere[7]). Dem Dokumentarfilm gelingt es hier durch Bilder zu emotionalisieren. Trotz der sachlichen Transkription wirken die Betonung und die Pausen des Off-Sprechers auf der einen Seite wie bei einer Buchvorlesung und somit undramatisch. Auf der anderen Seite wirkt der Mode des Rhythm[8] in Bezug zur Sprache aber auch alarmierend gegenüber den Zuschauern, da der Hintergrundgedanke einer Jagd auf Eisbären als „falsch“ erscheint und mit dem unbewerteten Sprechtext einhergeht.

Auch die nächste Sequenz (6:36-6:55) stellt die Gewaltbeziehung ausgehend von den Inuit multimodal dar. In der Szene ist ein Inuit zu sehen, welcher auf seinem Quad bewaffnet und mit Fell bekleidet auf die Jagd fährt. Die Actionmusik ist dabei begleitend und wirkt bedrohlich sowie beängstigend. Der Sprechtext erfolgt wiederum im Off, wobei typische Wortfelder in Bezug zum Jagen verwendet werden (u.a. „Waffen“, „Schießen“, „wie die meisten Männer“ (information linking) („Eisbär zu schießen als etwas „besonderes“). Dies vertieft die beängstigende Grundstimmung, welche durch Geräusche des Windes und dem Quad Auspuff (Als Zeichen „jetzt geht es los“) auf dem Weg zur Jagd verdeutlicht werden. Auch die Einstellungsgrößen mit Zoom auf die Waffen und die Farbkontraste[9] ergänzen dieses negative Gefühl. Der Mode Rhythm trägt hierbei kaum zur intensiveren Wirkung der Bilder aufgrund bei, da die Eisbärenjagd wieder als „standardgemäß“ betrachtet werden kann. Hier wird wieder die Gewaltbeziehung seitens der Inuit auf den Eisbären dargestellt, wobei der Sprecher die Dynamik aufhebt. Die anschließende Sequenz (6:55-7:50) wird im indirekten, nicht prototypischen Dialog von Off und On-Sprecher (Inuit) dynamisiert. Der Inuit betont die Eisbärenjagt als ein „einmaliges Erlebnis“ und bedauert die begrenzte Anzahl der zu schießenden Tiere. Durch den zuvor entstehenden Eindruck, dass sich der Zuschauer noch für eine „Seite“ (Einwohner oder Eisbären) entscheiden muss, kann hier der Anschein einer Tendenz „zum Eisbären“ aufgrund der aggressiven Haltung des Einwohners aufkommen. Auffällig ist hierbei der Sprechtext im Off, welcher sich indirekt auf die Aussage des Inuit bezieht. Durch die passiven Satzkonstruktionen wie „[die Jagd-Quote] soll den Bestand schützen“ kann wiederum keine Tendenz des Sprechers detektiert werden, sodass die Aussagen des Inuit als legitimiert erscheinen. Auch durch das Pausieren der dramatischen Musik[10] wir dieser Eindruck verstärkt. Visuell auffällig ist jedoch die Szene, in welcher der Einwohner die rückläufigen Zahlen an Eisbären abstreitet. In dem Moment, als der Inuit über die Jagd-Quote berichtet, wird der Eisbär auf braunem, schmälzendem Untergrund gezeigt. Hierbei wird die Frage aufgeworfen, ob der Klimawandel die Eisbären bezüglich ihrer Population doch betrifft als Gegensatz zur vorherigen Aussage des Inuit. Andererseits wird die Wichtigkeit des Jagens für das Überleben der Einwohner untermauert, indem die Ebbe nach der Aussage des Inuit ohne Erfolg auf der Jagd gewesen zu sein gezeigt wird. Die Ebbe impliziert eine Leere und untermauert so das Mitgefühl für die Inuit und die gleichzeitige Abhängigkeit der Eisbären.

Zusammengefasst kann jedoch gesagt werden, dass eine Gewaltbeziehung seitens der Inuit herausgefiltert werden kann, da es angeblich immer mehr Eisbären gibt die zu schießen gilt. Durch die visuellen Darstellungen des Klimawandels wird diese Aussage jedoch abgeschwächt. Der Off-Kommentar zieht sich wiederum auf die Seite der Inuit indem er die Probleme und Abhängigkeit der Eisbärenjagd ihrerseits darstellt. Da die Szene mit dem On-Kommentar des Einwohners abgeschlossen wird, wird die Aussage des Off-Sprechers untermauert.

Szenenanalyse Sequenz 12:48-13:21

In der zweiten Szene (12:48-13:21) wird der jagende Inuit mit der Waffe auf den Rücken in den einsamen Bergen gezeigt. Dabei flieht der Eisbär in einem schnellen Tempo aus schmälzendem Untergrund. Der Jäger postulieren in diesem Zusammenhang im On, dass die Eisbären gesund seien und er gerne mehr von ihnen sehen würde. Durch die traurige Musik im Hintergrund mit der Einspielung des fliehenden Eisbären wirkt diese Aussage jedoch sehr gestellt, weshalb der Hintergrundgedanke mitspielt, dass der Jäger mehr Eisbären sehen will um sie im Anschluss zu erschießen Durch die Tempovariation des langsam gehenden Jägers und dem rennenden Eisbären wirkt die Inszenierung wie ein Fluchtspiel. Dadurch entsteht eine Dynamik, sie sich zugunsten des Eisbären auswirkt. Der Off Kommentar des Sprechers untermauert auf der einen Seite die Aussage des Jägers, indem er die Versorgung einer Gemeinde mit einem geschossenen Eisbären betitelt. Auch hier ist das Sprechertempo und die Betonung sehr neutral, sachlich und nicht wertend transkribiert. Dies dämmt wiederum den negativen Eindruck des Jägers. Jedoch ist in dieser Sequenz sprachlich auffällig, welche Metapher der Off-Sprecher nutzt. Die Metapher „Trophäenjäger“ ist hierbei negativ konnotiert und spricht klar gegen die Sicht der Inuit. Auch das „lukrative Geschäft“ mit den Eisbären als pure Objekte und der „tödliche“ Schuss sind negativ behaftete Wörter, die die Haltung des Zuschauers maßgeblich beeinflussen. Durch die Windgeräusche und die Nahaufgabe des ins „Leere“ starren des Inuit mit der Waffe auf dem Rücken in den Bergen deuten darauf hin, dass die Jagd auf die Eisbären „zurecht“ scheitert. Da die Bilder keine tödlichen Schüsse oder einen erlegten Eisbären zeigen, wird die Gewaltbeziehung in diesem Fall erst über den Off-Sprecher verdeutlicht.

Zusammengefasst zieht sich der Off-Sprecher immer auf die Seite der Inuit und berichtet aus deren Sicht gegen die Population und für das Jagend der Eisbären. Jedoch schleichen sich immer wieder Metaphern und insbesondere passive Satzkonstruktionen und negativ konnotierte Metaphern und Begriffe ein ("Trophäenjäger"), die den Zuschauer bezüglich der Wahl „Inuit oder Eisbär“ immer wieder beeinflussen. Der Hintergedanke der Gewaltbeziehung seitens der Inuit wird im Off indirekt durch Modalitäten erreicht, ohne dass Off besonders Stellung bezieht und eher kommentierend wirkt und die Sichtweise der Inuit nachzuvollziehen zu versucht. Hierbei entsteht der Eindruck, dass die Grundgedanken der Inuit grundsätzlich negativ sind, und dies durch sprachliche und visuelle Auffälligkeiten untermauert wird. Der Off-Sprecher wirkt an der Oberfläche neutral, doch bei genauerer Analyse könne einige Modalitäten entdeckt werden, die die Ansicht der Einstellung der Inuit negativ beeinflussen. Die Transkriptionen sind demnach semiotisch begründet und bieten einen Spielraum für hochinterpretative Eindrücke, sodass nicht alle Szenen der Inuit glaubwürdig wirken.

Das Mensch-Eisbär-Verhältnis ist demnach von einer ausgehenden Gewalt der Inuit geprägt, welche auf die Jagd der Eisbären angewiesen sind. Der Dokumentarfilm „Der Eisbär in Not (2014)“ stellt den Inuit somit als Bedrohung des Eisbären im Klimawandel dar.

Dokumentarfilm 2: „17 000 km Kanada (2003)“

Auch in dem Film „17 000 km Kanada (2003)“ wird mit unterschiedlichen Modes gearbeitet, die das Inuit-Eisbär-Verhältnis als eine Art Verschleierung darstellen. Insbesondere der On-Sprechakt und die Übersetzung des Off-Sprechers Tragen hier maßgeblich zu einer unterschwellig negativen Betrachtungsweise der Inuit zur Eisbärenjagt bei. In der ersten Szene (22:26-23:20) wird ein Dialog zwischen dem Reporter und einem Einwohner gezeigt, welcher jedoch eher darauf hinweist, zunächst mit dem Bürgermeister dieser Kleinstadt über die Eisbärenjagd zu sprechen („sollten besser mit dem Bürgermeister reden“). Dieses Modalverb deutet in erster Linie darauf hin, dass es einen besonderen Grund gibt wieso der Reporter nicht mit ihm über das Thema der Eisbärenjagd reden kann. Die Passivkonstruktion des Off-Sprechers „Leute seien misstrauisch gegenüber Leuten mit Kamera“ lässt erneut einen großen Interpretationsraum für die Zuschauer offen. Zudem wird die Person des Bürgermeisters in der Sequenz stark hervorgehoben, als darauf hingedeutet wird, dass er als einer der besten Jäger im „Arktischen Norden“ gilt. Diese Aussage wird jedoch umgehend durch die konjunktive Satzkonstruktion („Es heißt er sei der beste Jäger…“; „Charly meint wir sollen uns selbst ein Bild machen“) abgeschwächt, sodass der Eindruck entsteht, dass nur die Einwohner diese Meinung teilen würden. Auch die sprachliche Äußerung „Er legt gleich los“ (mit der Einstellung gegenüber der Eisbärenjagd) wird hierbei negativ vom Off-Sprecher konnotiert. Den On-Kommentar des Bürgermeisters wird vom Off-Sprecher übersetzt. Interessant ist hierbei, dass nun ein anderer Sprecher diese Übersetzung übernimmt. Die Stimme ist im Gegensatz zum ersten Film „Der Eisbär in Not (2014)" nicht monoton, sondern erhält durch den Mode Rhythm eine bestimmte Intonation und Betonung von gewissen Begrifflichkeiten („Ihr glaubt auch jeden Mist…“; „Ihr glaubt trotzdem…“; Ihr Europäer glaubt echt alles.“). Auch die Sprechstimme ändert sich plötzlich vom Reporter zu einer neuen, tiefen Stimme. Diese tiefe Tonlage wirkt düster auf das Gesprochene des Inuit. Doch nicht nur die Betonung von der umgangssprachlich sehr abwertenden Sprache des Inuit, auch die Sprechpausen des Off-Übersetzers tragen hierbei maßgeblich zu einer negativ behafteten Sichtweise des Inuit auf die Eisbärenjagd bei. Trotz dem, dass der neue, mit tiefer Stimme sprechender Off-Kommentar die Sprache lediglich übersetzt und somit legitimiert, erscheint immer wieder der negative Eindruck der getätigten Aussagen. Diese Wirkung wird wiederum durch das Auspuffgeräusch eins Quads im Hintergrund sowie das Heulen der in Ketten gelegten Hunde dramatisiert. Visuell auffällig ist bei der Sequenz die Kameraführung. Zunächst zeigt die Kamera im Weitwinkel das „nette“ Gespräch zwischen dem Reporter und dem Einwohner auf braunem Untergrund (Farbkontrast). Plötzlich ändert sich jedoch die Einstellungsgröße und der braune Untergrund wirkt kontrastartig zu der weißen Schneebühne, auf welcher der „große“ Bürgermeister platziert ist. Das Interview erfolgt dabei in einer Nahaufnahme im Wechsel zwischen fleischfressenden Hunden und dem Inuit. Durch die verschiedenen Einstellungsgrößen werden diese Bilder des fleischfressenden, in Ketten gelegten Hundes und dem Inuit in gewisser Weise emotionalisiert [11].

Zusammengefasst wird hierbei ein Stereotyp eines Inuit dargestellt, welcher die Jagd auf Eisbären legitimiert. Diese Aussagen werden vom Off-Sprecher in der Übersetzung unkommentiert begleitet. Doch durch die visuellen und auditiven Modes der Intonation und sprachlichen Auffälligkeiten wie der passiven/konjunktiven Satzkonstruktionen, erscheint immer wieder der Eindruck negativ behafteter Aussagen des Bürgermeisters. So wirkt der Off-Sprecher indirekt an dieser Wirkung mit, ohne die Worte des Inuit zu verändern.

In der zweiten Szene (23:51-24:33) verhalten sich die Modes ähnlich wie bei der ersten Szene. Die Szene beinhaltet den reinen Sprechakt aus dem On vom Inuit, welcher im Off übersetzt wird. Auch hier werden die erneut negativen und umgangssprachlichen Formulierungen des Inuit, welche auf kein belegbares Wissen des Einwohners hinweisen, („..und ihr glaubt ihnen (Greenpeace) und erlasst Quoten und Verbote“) besonders negativ von der dunkleren Stimme des Offs betont werden. Zwar legitimiert der Sprecher in indirekter Art und Weise die Aussagen des Inuit da er keine direkte Beurteilung dessen vornimmt. Jedoch kommt immer wieder der Eindruck auf, dass die Aussagen des Bürgermeisters über Greenpeace und die Jagd auf die Eisbären nicht stimmen könnten. Auch hier redet der Off-Sprecher oft im Passiv und Konjunktiv und durch den Mode Rhythm wird Wirkung dahingehend verzerrt, dass dem Inuit kein Glauben geschenkt wird.

Abschließende Beurteilung

Zusammengefasst kann anhand der exemplarisch ausgewählten Szenen der beiden Dokumentarfilme festgestellt werden, dass von der darstellerischen Konstitution der Inuit, eine Art der „verschleierten“ Gewaltbeziehung auf den Eisbären ausgeübt wird. Dieser Aspekt der Gewalt wird multimodal dargestellt und maßgeblich vom Off-Sprecher beeinflusst. Trotz dem, dass der Off-Sprecher die Geschehnisse und Aussagen rund um den Inuit in Bezug zum Eisbären lediglich wiedergibt und nicht bewertet, trägt dieser maßgeblich zu der negativ behafteten Konstitution der Inuit bei. Dies geschieht in beiden Filmen aufgrund von sprachlichen/auditiven (Betonung, Intonation, metaphorische Sprache, passive/konjunktive Satzkonstruktion) und visuellen Mitteln (Einstellungsgröße, Farbverlauf, Farbkontraste, Fokus). Somit kann der Inuit als eine Bedrohung für den gejagten Eisbären im Klimawandel angesehen werden.

Belege

  1. WWF (2021): Eisbär: Seine Zukunft liegt auf dünnem Eis. Zugriff am: 14.06.2021 unter: https://www.wwf.at/de/eisbaer
  2. Hagedorn, W: Hano, J. (2017): 17 000 km Kanada. Eine zweiteilige Reportage. Zugriff am: 02.07.2021 unter: https://www.youtube.com/watch?v=RAEuWRaYJOQ&t=1383s.
  3. Digitales Wörterbuch der Sprache. Zugriff unter: https://www.dwds.de/r?q=Gewalt%3E%2C+abgerufen+am%C2%A002.07.2021&h=1 am 02.07.2021
  4. Böhm, F. (2021): Präsentieren als Prozess. Multimodale Kohärenz in softwaregestützten Schülerpräsentationen der Oberstufe. Tübingen: Stauffenburg
  5. Faulstich, W. (2013): Grundkurs Filmanalyse.. Paderborn: Wilhelm Fink Verlag.
  6. Faulstich, W. (2013): Grundkurs Filmanalyse.. Paderborn: Wilhelm Fink Verlag.
  7. Wember, B. (1976). Wie informiert das Fernsehen. Ein Indizienbeweis. München: Schüren Verlag
  8. Böhm, F. (2021): Präsentieren als Prozess. Multimodale Kohärenz in softwaregestützten Schülerpräsentationen der Oberstufe. Tübingen: Stauffenburg
  9. Faulstich, W. (2013): Grundkurs Filmanalyse.. Paderborn: Wilhelm Fink Verlag.
  10. Faulstich, W. (2013): Grundkurs Filmanalyse.. Paderborn: Wilhelm Fink Verlag.
  11. Kreutzer, O., Lauritz, S., Mehlinger, M., Moormann, P. (2014): Filmanalyse.. Wiesbaden: Springer Fachmedien.