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Klima
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Durch den Klimawandel ist die aktuelle Lebensgrundlage der Eisbären sehr bedroht. Aufgrund des schmälzenden Packeises verlieren die zweitgrößten Landraubtiere der Arktis ihren Lebensraum, sodass sie nur schwer an ihre Nahrung kommen. Durch die sich ständig verändernden Klimabedingungen und dem damit verbundenen raschen Rückzug des Eises, sind die Eisbären schließlich gezwungen, sich auf das Festland zu begeben. Da auch die Nahrung auf dem Festland nur schwer zu finden ist, korrelieren die Lebensräume der Einwohner (Inuit) und der lebensbedrohten Eisbären miteinander. Die Eisbären suchen in Mülltonnen der Inuit nach Nahrung und nähern sich so immer mehr den Dörfern, was zu Besorgnis auf Seiten der Einwohner führt. Sie sehen den Eisbären jedoch als nützliches Lebewesen an, da sie durch die Jagd nach ihm Fleisch und Kleidung für ihre Familien erhalten können (vgl. WWF). So entsteht ein gegenseitiger Interessenskonflikt bezüglich der Population der Eisbären in Form von Aussterben und der gezielten Jagd zum Überleben (auch als traditioneller Aspekt) nach dem Bären.
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Dokumentarfilme zum Klimawandel zeigen diese Interessenskonflikte klar auf. Das Mensch-Eisbär-Verhältnis kann dabei aus verschiedenen Sichtweisen unter dem Aspekt der Gewaltbeziehung analysiert werden. Gewaltbeziehung beschreibt in diesem Kontext die Brutalität und Gewaltsamkeit, welche von den Eisbären und den Inuit aufeinander ausgeübt und im Dokumentarfilm dargestellt wird. Im folgenden Beitrag soll das Mensch-Eisbär-Verhältnis in den Dokumentarfilmen „Der Eisbär. Kampf ums Überleben (2014)  und … als Gewaltbeziehung analysiert werden. Hierbei wird ein erweiterter Fokus auf den Sprecher im Off gelegt, welche die Konstitution der Multimodalität um die Darstellung des Eisbären maßgeblich beeinflusst.
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Im Folgenden werden die Szenen von Minute 6:21 bis 7:50 sowie Minute 12:48 bis 13:21 unter dem multimodalen Aspekt der Gewaltbeziehung im Dokumentarfilm „Der Eisbär. Ein Kampf ums Überleben“ näher beleuchtet.
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Die erste Szene ist in jeweils drei Sequenzen eingeteilt, um die Modalitäten besser zu identifizieren. Die erste Sequenz (Timecode: 6:21-6:36) handelt von den Einwohnern der Inuit, welche kurz skizziert werden. Hierbei wird dargestellt, dass die Inuit seit Jahrhunderten Eisbären jagen und diese Tradition schon sehr lange in der Kultur verankert ist um auch die Familie mit Kleidung und Fleisch des Eisbären zu versorgen.  Der Sprechtext wird dabei durch eine männliche, monotone Sprechstimme im Off performiert. Auffällig an der Sprache des Offs ist, dass sie sehr sachlich und nicht bewertend eingespielt wird, was u.a. durch das indirekte information linking. So entsteht der Eindruck, dass sich der Zuschauer selbst ein Bild von der dargestellten Situation machen kann, welches sich durch das Einspielen der Bilder verändert. Zum Sprechtext werden Bilder aus der Geschichte des Stammes der Inuit gezeigt. Durch den schwarz-weiß Kontrast erwecken sie einen sehr prägnanten und leicht aggressiven Eindruck, insbesondere wenn das Bild eines erlegten Eisbären mit tödlichen Pfeilen im Körper dargestellt wird. Die eingespielten Bilder verfolgen dabei die Einstellungsgröße der Halbtotalen mit Zoom zur Nahaufnahme des Bären, wobei zunächst ein bewaffneter Inuit gezeigt wird, welcher nicht nur tödliche Werkzeuge sondern auch das Fell eines Eisbären trägt. Durch den Zoom auf den Eisbären wird das Machtverhältnis von dem darüberstehenden Inuit verdeutlicht. Diese Grafik impliziert demnach die „Macht“ der Inuit gegenüber den „wehrlosen“ Eisbären als Unterlegene. Die Musik untermauert ebenfalls die dramatischen Bilder, da durch sie ein Spannungsaufbau praktiziert wird und so eine nervöse Grundeinstellung des Zuschauers auslösen kann. Da der Off-Sprecher sehr sachlich spricht und eine neutrale/nicht wertende Sprache verwendet, wird die dargestellte Sequenz der langjährigen Eisbärenjagd in gewisser Weise legitimiert, wobei die an Brutalität grenzenden Bilder etwas ganz anderes zeigen (Text-Bild Schere vgl. Wember 1976). Dem Dokufilm gelingt es hier durch Bilder zu emotionalisieren. Trotz der sachlichen Transkription wirken die Betonung und die Pausen des Off-Sprechers auf der einen Seite wie bei einer Buchvorlesung und somit undramatisch. Auf der anderen Seite wirkt der Mode des Rhytm in Bezug zur Sprache aber auch alarmierend gegenüber den Zuschauern, da der Hintergrundgedanke einer Jagd auf Eisbären als „falsch“ erscheint und mit dem unbewerteten Sprechtext einhergeht.
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Auch die nächste Sequenz (6:36-6:55) stellt die Gewaltbeziehung ausgehend von den Inuit multimodal dar. In der Szene ist ein Inuit zu sehen, welcher auf seinem Quad bewaffnet und mit Fell bekleidet auf die Jagd fährt. Die Actionmusik ist dabei begleitend und wirkt bedrohlich sowie beängstigend. Der Sprechtext erfolgt wiederum im Off, wobei typische Wortfelder in Bezug zum Jagen verwendet werden (u.a. „Waffen“, „Schießen“, „wie die meisten Männer“ (information linking) „Eisbär zu schießen als etwas „besonderes“). Dies vertieft die beängstigende Grundstimmung, welche durch Geräusche des Windes und dem Quad Auspuff (Als Zeichen „jetzt geht es los“) auf dem Weg zur Jagd verdeutlicht werden. Auch die Einstellungsgrößen mit Zoom auf die Waffen und die Farbkontraste ergänzen dieses negative Gefühl. Der Mode Rhytm trägt hierbei kaum zur intensiveren Wirkung der Bilder aufgrund bei, da die Eisbärenjagd wieder als „standardgemäß“ betrachtet werden kann. Hier wird wieder die Gewaltbeziehung seitens der Inuit auf den Eisbären dargestellt, wobei der Sprecher die Dynamik aufhebt. Die anschließende Sequenz (6:55-7:50) wird im indirekten, nicht prototypischen Dialog von Off und On-Sprecher (Inuit) dynamisiert. Der Inuit betont die Eisbärenjagt als ein „einmaliges Erlebnis“ und bedauert die begrenzte Anzahl der zu schießenden Tiere. Durch den zuvor entstehenden Eindruck, dass sich der Zuschauer noch für eine „Seite“ (Einwohner oder Eisbären) entscheiden muss, kann hier der Anschein einer Tendenz „zum Eisbären“ aufgrund der aggressiven Haltung des Einwohners aufkommen. Auffällig ist hierbei der Sprechtext im Off, welcher sich indirekt auf die Aussage des Inuit bezieht. Durch die passiven Satzkonstruktionen wie „[die Jagd-Quote] soll den Bestand schützen“ kann wiederrum keine Tendenz des Sprechers detektiert werden, sodass die Aussagen des Inuit als legitimiert erscheinen. Auch durch das Pausieren der dramatischen Musik wir dieser Eindruck verstärkt. Visuell auffällig ist jedoch die Szene, in welcher der Einwohner die rückläufigen Zahlen an Eisbären abstreitet. In dem Moment, als der Inuit über die Jagd-Quote berichtet, wird der Eisbär auf braunem, schmälzendem Untergrund gezeigt. Hierbei wird die Frage aufgeworfen, ob der Klimawandel die Eisbären bezüglich ihrer Population doch betrifft als Gegensatz zur vorherigen Aussage des Inuit. Andererseits wird die Wichtigkeit des Jagens für das Überleben der Einwohner untermauert, indem die Ebbe nach der Aussage des Inuit ohne Erfolg auf der Jagd gewesen zu sein gezeigt wird. Die Ebbe impliziert eine Leere und untermauert so das Mitgefühl für die Inuit und die gleichzeitige Abhängigkeit der Eisbären. Zusammengefasst kann jedoch gesagt werden, dass eine Gewaltbeziehung seitens der Inuit herausgefiltert werden kann, da es angeblich immer mehr Eisbären gibt die zu schießen gilt. Durch die visuellen Darstellungen des Klimawandels wird diese Aussage jedoch abgeschwächt. Der Off-Kommentar zieht sich wiederrum auf die Seite der Inuit indem er die Probleme und Abhängigkeit der Eisbärenjagd ihrerseits darstellt. Da die Szene mit dem On-Kommentar des Einwohners abgeschlossen wird, wird die Aussage des Off-Sprechers untermauert.
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In der zweiten Szene (12:48-13:21) wird der jagende Inuit mit der Waffe auf den Rücken in den einsamen Bergen gezeigt. Dabei flieht der Eisbär in einem schnellen Tempo aus schmälzendem Untergrund. Der Jäger postulieren in diesem Zusammenhang im On, dass die Eisbären gesund seien und er gerne mehr von ihnen sehen würde. Durch die traurige Musik im Hintergrund mit der Einspielung des fliehenden Eisbären wirkt diese Aussage jedoch sehr gestellt, weshalb der Hintergrundgedanke mitspielt, dass der Jäger mehr Eisbären sehen will um sie im Anschluss zu erschießen Durch die Tempovariation des langsam gehenden Jägers und dem rennenden Eisbären wirkt die Inszenierung wie ein Fluchtspiel. Dadurch entsteht eine Dynamik, sie sich zugunsten des Eisbären auswirkt.  Der Off Kommentar des Sprechers untermauert auf der einen Seite die Aussage des Jägers, indem er die Versorgung einer Gemeinde mit einem geschossenen Eisbären betitelt. Auch hier ist das Sprechertempo und die Betonung sehr neutral, sachlich und nicht wertend transkribiert. Dies dämmt wiederrum den negativen Eindruck des Jägers. Jedoch ist in dieser Sequenz sprachlich auffällig, welche Metapher der Off-Sprecher nutzt. Die Metapher „Trophäenjäger“ ist hierbei negativ konnotiert und spricht klar gegen die Sicht der Inuit. Auch das „lukrative Geschäft“ mit den Eisbären als pure Objekte und der „tödliche“ Schuss sind negativ behaftete Wörter, die die Haltung des Zuschauers maßgeblich beeinflussen. Durch die Windgeräusche und die Nahaufgabe des ins „Leere“ starren des Inuit mit der Waffe auf dem Rücken in den Bergen deuten darauf hin, dass die Jagd auf die Eisbären „zurecht“ scheitert. Da die Bilder keine tödlichen Schüsse oder einen erlegten Eisbären zeigen, wird die Gewaltbeziehung in diesem Fall erst über den Off-Sprecher verdeutlicht.
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Zusammengefasst zieht sich der Off-Sprecher immer auf die Seite der Inuit und berichtet aus deren Sicht gegen die Population und für das Jagend der Eisbären. Jedoch schleichen sich immer wieder Metaphern und insbesondere passive Satzkonstruktionen und negativ konnotierte Metaphern und Begriffe ein (Tophäenjäger), die den Zuschauer bezüglich der Wahl „Inuit oder Eisbär“ immer wieder beeinflussen. Der Hintergedanke der Gewaltbeziehung seitens der Inuit wird im Off indirekt durch Modalitäten erreicht, ohne dass Off besonders Stellung bezieht und eher kommentierend wirkt und die Sichtweise der Inuit nachzuvollziehen zu versucht. Hierbei entsteht der Eindruck, dass die Grundgedanken der Inuit grundsätzlich negativ sind, und dies durch sprachliche und visuelle Auffälligkeiten untermauert wird. Der Off-Sprecher wirkt an der Oberfläche neutral, doch bei genauerer Analyse könne einige Modalitäten entdeckt werden, die die Ansicht der Einstellung der Inuit negativ beeinflussen. Die Transkriptionen sind demnach semiotisch begründet und bieten einen Spielraum für hochinterpretative Eindrücke, sodass nicht alles glaubwürdig wirkt.

Version vom 15. Juni 2021, 17:37 Uhr

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Dieser Beitrag ist kein inhaltlicher Bestandteil des Living Handbooks, sondern die persönliche Werkstatt-Seite von Nutzer*in Isabella Möller. Bitte nehmen Sie keine Änderungen an dieser Seite vor, ohne dies zuvor mit Isabella Möller abgesprochen zu haben.

Durch den Klimawandel ist die aktuelle Lebensgrundlage der Eisbären sehr bedroht. Aufgrund des schmälzenden Packeises verlieren die zweitgrößten Landraubtiere der Arktis ihren Lebensraum, sodass sie nur schwer an ihre Nahrung kommen. Durch die sich ständig verändernden Klimabedingungen und dem damit verbundenen raschen Rückzug des Eises, sind die Eisbären schließlich gezwungen, sich auf das Festland zu begeben. Da auch die Nahrung auf dem Festland nur schwer zu finden ist, korrelieren die Lebensräume der Einwohner (Inuit) und der lebensbedrohten Eisbären miteinander. Die Eisbären suchen in Mülltonnen der Inuit nach Nahrung und nähern sich so immer mehr den Dörfern, was zu Besorgnis auf Seiten der Einwohner führt. Sie sehen den Eisbären jedoch als nützliches Lebewesen an, da sie durch die Jagd nach ihm Fleisch und Kleidung für ihre Familien erhalten können (vgl. WWF). So entsteht ein gegenseitiger Interessenskonflikt bezüglich der Population der Eisbären in Form von Aussterben und der gezielten Jagd zum Überleben (auch als traditioneller Aspekt) nach dem Bären. Dokumentarfilme zum Klimawandel zeigen diese Interessenskonflikte klar auf. Das Mensch-Eisbär-Verhältnis kann dabei aus verschiedenen Sichtweisen unter dem Aspekt der Gewaltbeziehung analysiert werden. Gewaltbeziehung beschreibt in diesem Kontext die Brutalität und Gewaltsamkeit, welche von den Eisbären und den Inuit aufeinander ausgeübt und im Dokumentarfilm dargestellt wird. Im folgenden Beitrag soll das Mensch-Eisbär-Verhältnis in den Dokumentarfilmen „Der Eisbär. Kampf ums Überleben (2014) und … als Gewaltbeziehung analysiert werden. Hierbei wird ein erweiterter Fokus auf den Sprecher im Off gelegt, welche die Konstitution der Multimodalität um die Darstellung des Eisbären maßgeblich beeinflusst. Im Folgenden werden die Szenen von Minute 6:21 bis 7:50 sowie Minute 12:48 bis 13:21 unter dem multimodalen Aspekt der Gewaltbeziehung im Dokumentarfilm „Der Eisbär. Ein Kampf ums Überleben“ näher beleuchtet. Die erste Szene ist in jeweils drei Sequenzen eingeteilt, um die Modalitäten besser zu identifizieren. Die erste Sequenz (Timecode: 6:21-6:36) handelt von den Einwohnern der Inuit, welche kurz skizziert werden. Hierbei wird dargestellt, dass die Inuit seit Jahrhunderten Eisbären jagen und diese Tradition schon sehr lange in der Kultur verankert ist um auch die Familie mit Kleidung und Fleisch des Eisbären zu versorgen. Der Sprechtext wird dabei durch eine männliche, monotone Sprechstimme im Off performiert. Auffällig an der Sprache des Offs ist, dass sie sehr sachlich und nicht bewertend eingespielt wird, was u.a. durch das indirekte information linking. So entsteht der Eindruck, dass sich der Zuschauer selbst ein Bild von der dargestellten Situation machen kann, welches sich durch das Einspielen der Bilder verändert. Zum Sprechtext werden Bilder aus der Geschichte des Stammes der Inuit gezeigt. Durch den schwarz-weiß Kontrast erwecken sie einen sehr prägnanten und leicht aggressiven Eindruck, insbesondere wenn das Bild eines erlegten Eisbären mit tödlichen Pfeilen im Körper dargestellt wird. Die eingespielten Bilder verfolgen dabei die Einstellungsgröße der Halbtotalen mit Zoom zur Nahaufnahme des Bären, wobei zunächst ein bewaffneter Inuit gezeigt wird, welcher nicht nur tödliche Werkzeuge sondern auch das Fell eines Eisbären trägt. Durch den Zoom auf den Eisbären wird das Machtverhältnis von dem darüberstehenden Inuit verdeutlicht. Diese Grafik impliziert demnach die „Macht“ der Inuit gegenüber den „wehrlosen“ Eisbären als Unterlegene. Die Musik untermauert ebenfalls die dramatischen Bilder, da durch sie ein Spannungsaufbau praktiziert wird und so eine nervöse Grundeinstellung des Zuschauers auslösen kann. Da der Off-Sprecher sehr sachlich spricht und eine neutrale/nicht wertende Sprache verwendet, wird die dargestellte Sequenz der langjährigen Eisbärenjagd in gewisser Weise legitimiert, wobei die an Brutalität grenzenden Bilder etwas ganz anderes zeigen (Text-Bild Schere vgl. Wember 1976). Dem Dokufilm gelingt es hier durch Bilder zu emotionalisieren. Trotz der sachlichen Transkription wirken die Betonung und die Pausen des Off-Sprechers auf der einen Seite wie bei einer Buchvorlesung und somit undramatisch. Auf der anderen Seite wirkt der Mode des Rhytm in Bezug zur Sprache aber auch alarmierend gegenüber den Zuschauern, da der Hintergrundgedanke einer Jagd auf Eisbären als „falsch“ erscheint und mit dem unbewerteten Sprechtext einhergeht. Auch die nächste Sequenz (6:36-6:55) stellt die Gewaltbeziehung ausgehend von den Inuit multimodal dar. In der Szene ist ein Inuit zu sehen, welcher auf seinem Quad bewaffnet und mit Fell bekleidet auf die Jagd fährt. Die Actionmusik ist dabei begleitend und wirkt bedrohlich sowie beängstigend. Der Sprechtext erfolgt wiederum im Off, wobei typische Wortfelder in Bezug zum Jagen verwendet werden (u.a. „Waffen“, „Schießen“, „wie die meisten Männer“ (information linking) „Eisbär zu schießen als etwas „besonderes“). Dies vertieft die beängstigende Grundstimmung, welche durch Geräusche des Windes und dem Quad Auspuff (Als Zeichen „jetzt geht es los“) auf dem Weg zur Jagd verdeutlicht werden. Auch die Einstellungsgrößen mit Zoom auf die Waffen und die Farbkontraste ergänzen dieses negative Gefühl. Der Mode Rhytm trägt hierbei kaum zur intensiveren Wirkung der Bilder aufgrund bei, da die Eisbärenjagd wieder als „standardgemäß“ betrachtet werden kann. Hier wird wieder die Gewaltbeziehung seitens der Inuit auf den Eisbären dargestellt, wobei der Sprecher die Dynamik aufhebt. Die anschließende Sequenz (6:55-7:50) wird im indirekten, nicht prototypischen Dialog von Off und On-Sprecher (Inuit) dynamisiert. Der Inuit betont die Eisbärenjagt als ein „einmaliges Erlebnis“ und bedauert die begrenzte Anzahl der zu schießenden Tiere. Durch den zuvor entstehenden Eindruck, dass sich der Zuschauer noch für eine „Seite“ (Einwohner oder Eisbären) entscheiden muss, kann hier der Anschein einer Tendenz „zum Eisbären“ aufgrund der aggressiven Haltung des Einwohners aufkommen. Auffällig ist hierbei der Sprechtext im Off, welcher sich indirekt auf die Aussage des Inuit bezieht. Durch die passiven Satzkonstruktionen wie „[die Jagd-Quote] soll den Bestand schützen“ kann wiederrum keine Tendenz des Sprechers detektiert werden, sodass die Aussagen des Inuit als legitimiert erscheinen. Auch durch das Pausieren der dramatischen Musik wir dieser Eindruck verstärkt. Visuell auffällig ist jedoch die Szene, in welcher der Einwohner die rückläufigen Zahlen an Eisbären abstreitet. In dem Moment, als der Inuit über die Jagd-Quote berichtet, wird der Eisbär auf braunem, schmälzendem Untergrund gezeigt. Hierbei wird die Frage aufgeworfen, ob der Klimawandel die Eisbären bezüglich ihrer Population doch betrifft als Gegensatz zur vorherigen Aussage des Inuit. Andererseits wird die Wichtigkeit des Jagens für das Überleben der Einwohner untermauert, indem die Ebbe nach der Aussage des Inuit ohne Erfolg auf der Jagd gewesen zu sein gezeigt wird. Die Ebbe impliziert eine Leere und untermauert so das Mitgefühl für die Inuit und die gleichzeitige Abhängigkeit der Eisbären. Zusammengefasst kann jedoch gesagt werden, dass eine Gewaltbeziehung seitens der Inuit herausgefiltert werden kann, da es angeblich immer mehr Eisbären gibt die zu schießen gilt. Durch die visuellen Darstellungen des Klimawandels wird diese Aussage jedoch abgeschwächt. Der Off-Kommentar zieht sich wiederrum auf die Seite der Inuit indem er die Probleme und Abhängigkeit der Eisbärenjagd ihrerseits darstellt. Da die Szene mit dem On-Kommentar des Einwohners abgeschlossen wird, wird die Aussage des Off-Sprechers untermauert. In der zweiten Szene (12:48-13:21) wird der jagende Inuit mit der Waffe auf den Rücken in den einsamen Bergen gezeigt. Dabei flieht der Eisbär in einem schnellen Tempo aus schmälzendem Untergrund. Der Jäger postulieren in diesem Zusammenhang im On, dass die Eisbären gesund seien und er gerne mehr von ihnen sehen würde. Durch die traurige Musik im Hintergrund mit der Einspielung des fliehenden Eisbären wirkt diese Aussage jedoch sehr gestellt, weshalb der Hintergrundgedanke mitspielt, dass der Jäger mehr Eisbären sehen will um sie im Anschluss zu erschießen Durch die Tempovariation des langsam gehenden Jägers und dem rennenden Eisbären wirkt die Inszenierung wie ein Fluchtspiel. Dadurch entsteht eine Dynamik, sie sich zugunsten des Eisbären auswirkt. Der Off Kommentar des Sprechers untermauert auf der einen Seite die Aussage des Jägers, indem er die Versorgung einer Gemeinde mit einem geschossenen Eisbären betitelt. Auch hier ist das Sprechertempo und die Betonung sehr neutral, sachlich und nicht wertend transkribiert. Dies dämmt wiederrum den negativen Eindruck des Jägers. Jedoch ist in dieser Sequenz sprachlich auffällig, welche Metapher der Off-Sprecher nutzt. Die Metapher „Trophäenjäger“ ist hierbei negativ konnotiert und spricht klar gegen die Sicht der Inuit. Auch das „lukrative Geschäft“ mit den Eisbären als pure Objekte und der „tödliche“ Schuss sind negativ behaftete Wörter, die die Haltung des Zuschauers maßgeblich beeinflussen. Durch die Windgeräusche und die Nahaufgabe des ins „Leere“ starren des Inuit mit der Waffe auf dem Rücken in den Bergen deuten darauf hin, dass die Jagd auf die Eisbären „zurecht“ scheitert. Da die Bilder keine tödlichen Schüsse oder einen erlegten Eisbären zeigen, wird die Gewaltbeziehung in diesem Fall erst über den Off-Sprecher verdeutlicht. Zusammengefasst zieht sich der Off-Sprecher immer auf die Seite der Inuit und berichtet aus deren Sicht gegen die Population und für das Jagend der Eisbären. Jedoch schleichen sich immer wieder Metaphern und insbesondere passive Satzkonstruktionen und negativ konnotierte Metaphern und Begriffe ein (Tophäenjäger), die den Zuschauer bezüglich der Wahl „Inuit oder Eisbär“ immer wieder beeinflussen. Der Hintergedanke der Gewaltbeziehung seitens der Inuit wird im Off indirekt durch Modalitäten erreicht, ohne dass Off besonders Stellung bezieht und eher kommentierend wirkt und die Sichtweise der Inuit nachzuvollziehen zu versucht. Hierbei entsteht der Eindruck, dass die Grundgedanken der Inuit grundsätzlich negativ sind, und dies durch sprachliche und visuelle Auffälligkeiten untermauert wird. Der Off-Sprecher wirkt an der Oberfläche neutral, doch bei genauerer Analyse könne einige Modalitäten entdeckt werden, die die Ansicht der Einstellung der Inuit negativ beeinflussen. Die Transkriptionen sind demnach semiotisch begründet und bieten einen Spielraum für hochinterpretative Eindrücke, sodass nicht alles glaubwürdig wirkt.