Benutzer: Anna-Lena Weiß/werkstatt: Unterschied zwischen den Versionen

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Werkstatt von Anna-Lena Weiß
 
Werkstatt von Anna-Lena Weiß
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[https://felixwoitkowski.files.wordpress.com/2021/08/lhct_weiss_analyse_utopie.pdf Utopie]
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[https://felixwoitkowski.files.wordpress.com/2021/08/lhct_weiss_analyse_dystopie.pdf Dystopie]
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[https://felixwoitkowski.files.wordpress.com/2021/08/lhct_weiss_analyse_-insektensterben.pdf Insektensterben]
  
 
== Darstellung von Utopie und Dystopie in Dokumentarfilmen ==
 
== Darstellung von Utopie und Dystopie in Dokumentarfilmen ==
 
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In Dokumentarfilmen über den Klimawandel, wird nicht nur die aktuelle Lage dokumentiert und präsentiert, sondern es werden auch utopische und dystopische Zukunftsbilder entworfen. Diese Darstellung hypothetischer zukünftiger Szenarien dienen, die Dramatik des Ist-Zustandes zu verdeutlichen. Dieser Artikel soll anhand von zwei Beispielen verdeutlichen, wie dystopische und utopische Szenarien in Dokumentarfilmen Anwendung finden, diese filmisch umgesetzt werden, welche Funktionen sie erfüllen und ob sie nicht besser in Science-Fiction-Filmen aufgehoben wären.  
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In Dokumentarfilmen über den Klimawandel, wird nicht nur die aktuelle Lage dokumentiert und präsentiert, sondern es werden auch utopische und dystopische Zukunftsbilder entworfen. Diese Darstellung hypothetischer zukünftiger Szenarien dienen dazu, die Dramatik des Ist-Zustandes zu verdeutlichen. Der nachfolgende Artikel zeigt anhand von zwei Beispielen auf, wie '''Dystopie und Utopie in Dokumentarfilmen''' Anwendung finden, diese filmisch umgesetzt werden, welche Funktionen sie erfüllen und ob sie nicht besser in Science-Fiction-Filmen aufgehoben wären. Als Untersuchungsgegenstand dienen die Dokumentationen „[[David Attenborough: A Life on Our Planet| David Attenborough: Ein Leben auf unserem Planeten]]" (2020) und „[[Eine Welt ohne Insektensterben]]" (2020). Die utopischen und dystopischen Szenen werden im Hinblick auf verschiedene Aspekte, wie die Bildkomposition, die Farbgestaltung oder die musikalische Untermalung gesichtet und analysiert.
  
  
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==== Thematischer Rahmen utopischer und dystopischer Darstellungen ====
 
==== Thematischer Rahmen utopischer und dystopischer Darstellungen ====
 
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Utopischem Denken liegt eine lange und kontroverse Tradition zu Grunde, wobei die Dystopie als Anti-Utopie ein Derivat der Utopie darstellt. Die ursprünglich literarische Gattung lässt sich nicht einheitlich definieren, weshalb im Folgenden die Begriffsklärung von Martin Seel einen Anhaltspunkt bieten soll: "Utopien sind in Raum und Zeit unerreichbare Zustände, deren Erreichbarkeit dennoch gedacht werden kann und gedacht werden soll. Sie soll gedacht werden, um innerhalb des Wirklichen den Sinn für das Mögliche zu schärfen […]. Alle Utopien lassen ferne Möglichkeiten absehbar werden, um hier und jetzt ergreifbare Möglichkeiten sichtbar werden zu lassen […]".Thematisch handelt es sich somit um Zukunftsprojektionen, die entweder Wunsch- oder Schreckensbilder wiedergeben können.  
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Utopischem Denken liegt eine lange und kontroverse Tradition zu Grunde, wobei die Dystopie als Anti-Utopie ein Derivat der Utopie darstellt. Die ursprünglich literarische Gattung lässt sich nicht einheitlich definieren, weshalb im Folgenden die Begriffsklärung von Martin Seel einen Anhaltspunkt bieten soll:  
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<blockquote>„Utopien sind in Raum und Zeit unerreichbare Zustände, deren Erreichbarkeit dennoch gedacht werden kann und gedacht werden soll. Sie soll gedacht werden, um innerhalb des Wirklichen den Sinn für das Mögliche zu schärfen […]. Alle Utopien lassen ferne Möglichkeiten absehbar werden, um hier und jetzt ergreifbare Möglichkeiten sichtbar werden zu lassen […]."<ref>{{Quellen-Literatur| Autor*in= Seel, Martin| Titel= Drei Regeln für Utopisten| Zeitschrift= Sonderheft Merkur| Band= 55|Nummer= 629/630|Jahr= 2001|Seite= 747-755}}</ref></blockquote>
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Thematisch handelt es sich somit um Zukunftsprojektionen, die entweder Wunsch- oder Schreckensbilder wiedergeben können.<ref>{{Quellen-Literatur| Autor*in=
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Vosskamp, Wilhelm| Titel= Möglichkeitsdenken. Utopie und Dystopie in Gegenwart| Herausgeber*in= Vosskamp, Wilhelm; Blamberger, Günter & Roussel, Martin| Sammelband= Möglichkeitsdenken. Utopie und Dystopie in der Gegenwart| Ort= München |Verlag= Wilhelm Fink |Jahr= 2013|Seite= 13-32}}</ref>
  
In Dokumentarfilmen, die sich mit dem Klimawandel befassen, sieht die utopische Zukunft zumeist so aus, dass Menschen und Natur im Einklang miteinander leben und dieser Zustand mittels einer nachhaltigen Lebensweise erreicht wird. Wie genau diese bessere Zukunft aussehen kann, lässt sich exemplarisch anhand des Dokumentarfilms [[David Attenborough: A Life on Our Planet|David Attenborough: Ein Leben auf unserem Planeten]] nachvollziehen. Auf inhaltlicher Ebene wird dort auf drei Aspekte eingegangen. Der erste Aspekt beinhaltet die landwirtschaftliche Nutzung von Flächen, ohne dabei die Natur zu verdrängen. Der gleiche Ansatz wird auf die Weltmeere angewandt, indem die Möglichkeit eingeräumt wird, dass sich die Fischbestände wieder erholen können. Auch die nachhaltige Bewirtschaftung von Wäldern stellt ein Teil dieser Zukunft dar. Die Themen werden mit Bildern von freien, gesunden Tieren und lebendiger, blühender Natur untermauert, wobei der Mensch und seine Existenz nur als kleiner Teil dieser auftaucht. Somit zeichnen die utopischen Darstellungen eine Zukunft, in der Menschen mit der Natur und nicht gegen sie arbeiten. Diese kann jedoch nur erreicht werden, wenn sich etwas ändert.<ref>{{Quellen-Film|Produzent*in= David Attenborough|Titel= David Attenborough: Ein Leben auf unserem Planeten |Jahr=2020 |Produktionsland=Vereinigtes Königreich|Produktionsfirma=Altitude Film Entertainment, Netflix, Silverback Films|Zeitangabe=01:12:15}}</ref>
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In Dokumentarfilmen, die sich mit dem Klimawandel befassen, sieht die utopische Zukunft zumeist so aus, dass Menschen und Natur im Einklang miteinander leben und dieser Zustand mittels einer nachhaltigen Lebensweise erreicht wird. Wie genau eine solche Zukunft aussehen kann, lässt sich exemplarisch anhand des Dokumentarfilms [[David Attenborough: A Life on Our Planet|David Attenborough: Ein Leben auf unserem Planeten]]" nachvollziehen. Auf inhaltlicher Ebene wird dort auf drei Aspekte eingegangen. Zunächst wird die landwirtschaftliche Nutzung von Flächen thematisiert, bei der die Natur nicht weiter verdrängt wird. Der gleiche Ansatz wird auf die Weltmeere angewandt, indem die Möglichkeit eingeräumt wird, dass sich die Fischbestände wieder erholen können. Auch die nachhaltige Bewirtschaftung von Wäldern stellt ein Teil dieser Zukunft dar. Die Themen werden mit Bildern von freien, gesunden Tieren und lebendiger, blühender Natur untermalt, wobei der Mensch und seine Existenz nur als kleiner Teil dieser Natur auftaucht. (01:12:51–01:13:44) Somit zeichnen die utopischen Darstellungen eine Zukunft, in der Menschen mit der Natur und nicht gegen sie arbeiten. Dies kann jedoch nur erreicht werden, wenn sich etwas ändert.<ref>{{Quellen-Film| Produzent*in= David Attenborough|Titel= David Attenborough: Ein Leben auf unserem Planeten |Jahr=2020 |Produktionsland=Vereinigtes Königreich|Produktionsfirma=Altitude Film Entertainment, Netflix, Silverback Films}}</ref>
  
Im Gegensatz dazu zeigt die Dystopie, was passieren kann, wenn sich nichts verändert und der Klimawandel weiter voranschreitet. Viele Dokumentarfilme bedienen sich der Darstellung einer düsteren Zukunft, wobei dieser oft ähnliche Inhalte zu Grunde liegen. Im Mittelpunkt stehen immer die zerstörte Umwelt und die Auswirkungen auf die Menschen und Tiere. Die Themen reichen, je nach Fokus des Dokumentarfilms, von Abholzung des Regenwalds, dem Auftauen der Permafrostböden, dem Insektensterben bis hin zur Erwärmung der Ozeane. Wobei vor allem die Darstellung von Wirkungszusammenhängen häufig Anwendung findet, da sie die weitreichenden Gefahren des Klimawandels darlegen. Exemplarisch dafür ist die folgende Grafik, welche einen solchen Ursache Wirkungszusammenhang aus der Dokumentation „[[Eine Welt ohne Insektensterben]]“ darlegt.<ref>{{Quellen-Film|Produzent*in= Angela Graas|Titel= Eine Welt ohne Insektensterben |Jahr=2020 |Produktionsland=Deutschland|Produktionsfirma=BR Fernsehen|Zeitangabe=00:00:56}}</ref>
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Im Gegensatz dazu zeigt die Dystopie, was passieren kann, wenn sich nichts verändert und der Klimawandel weiter voranschreitet. Viele Dokumentarfilme zum Klimawandel bedienen sich der Darstellung einer düsteren Zukunft. Die Darstellungen ähneln dabei inhaltlich einander. Im Mittelpunkt stehen immer die zerstörte Umwelt und die Auswirkungen auf die Menschen und Tiere. Die Themen variieren, je nach Fokus des Dokumentarfilms. In [[David Attenborough: A Life on Our Planet| David Attenboroughs Film]] reichen sie von Abholzung des Regenwalds, dem Auftauen der Permafrostböden, bis hin zur Erwärmung der Ozeane, (00:49:21–52:28) wohingegen in der Dokumentation „[[Eine Welt ohne Insektensterben]]", der Rückgang von Biodiversität behandelt wird. Beide Dokus greifen dabei vor allem auf die Darstellung von Wirkungszusammenhängen zurück, mittels derer sie die weitreichenden Gefahren des Klimawandels darlegen. Die folgende Grafik veranschaulicht exemplarisch einen solchen Ursache-Wirkung-Zusammenhang aus der Dokumentation „[[Eine Welt ohne Insektensterben]]“.<ref>{{Quellen-Film| Produzent*in= Angela Graas| Titel= Eine Welt ohne Insektensterben |Jahr=2020 |Produktionsland=Deutschland| Produktionsfirma=BR Fernsehen}}</ref>
  
[[Datei:Wirkungszusammenhang Insektensterben2.png|700px|thumb|left|Ursache-Wirkungszusammenhang Insektensterben <ref>{{Quellen-Film|Produzent*in= Angela Graas|Titel= Eine Welt ohne Insektensterben |Jahr=2020 |Produktionsland=Deutschland|Produktionsfirma=BR Fernsehen|Zeitangabe=00:00:56}}</ref>]]
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[[Datei:Wirkungszusammenhang Insektensterben2.png|700px|thumb|left|Ursache-Wirkung-Zusammenhang Insektensterben (Eigene Darstellung auf Grundlage der Dokumentation: [[Eine Welt ohne Insektensterben]]) <ref>{{Quellen-Film| Produzent*in= Angela Graas| Titel= Eine Welt ohne Insektensterben |Jahr=2020 |Produktionsland=Deutschland| Produktionsfirma=BR Fernsehen}}</ref>]]
 
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Diese inhaltlichen Verkettungen werden in der Regel untermalt durch die Bilder von zerstörter, lebloser Natur, leidenden oder toten Tieren und Naturkatastrophen. Die dystopischen Darstellungen sind somit als Worst-Case-Szenarien zu verstehen, welche eintreten könnten, wenn nichts gegen den Klimawandel unternommen wird.  
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Die dargestellte Entwicklung zeigt auf, dass ohne die Insekten weder Pflanzen noch Tiere überleben könnten und letztendlich das gesamte Ökosystem zusammenbrechen würde. Diese Zusammenhänge werden sprachlich durch Kommentare aus dem Off verdeutlicht und korrelieren mit Bildern von zerstörter, lebloser Natur, sowie leidenden und toten Tieren (vgl. Abbildung Ursache-Wirkung-Zusammenhang Insektensterben). Die dystopischen Darstellungen sind als Worst-Case-Szenarien zu verstehen, welche einzutreten drohen, wenn nichts gegen den Klimawandel unternommen wird.
 
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==== Kinematografische Elemente ====
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==== Kinematografische Elemente utopischer und dystopischer Darstellungen ====
 
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Es stellt sich zunächst die Frage, welches Material genutzt wird, um zukünftige Szenarien darzustellen. In der heutigen Zeit existieren, dank verschiedener Formen von Computeranimationen, theoretisch keine Grenzen mehr, um hypothetische Szenarien zu erschaffen.  
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Es stellt sich zunächst die Frage, welches visuelle und auditive Material genutzt wird, um zukünftige Szenarien darzustellen. In der heutigen Zeit existieren, dank verschiedener Formen von Computeranimationen, theoretisch keine Grenzen mehr, um hypothetische Szenarien zu erschaffen.  
In dem Film [[David Attenborough: A Life on Our Planet|Ein Leben auf unserem Planeten]] werden diese Möglichkeiten in der Utopie Darstellung durchaus genutzt. Das Filmmaterial für eine positive Vision besteht zum einen Teil aus realen Aufnahmen von Orten, an denen die Menschen sich bereits in die Natur integrieren. Zum anderen wird jedoch auf Animationen zurückgegriffen, welche in die realen Bildaufnahmen eingebettet werden. Es handelt sich um futuristisch anmutende Objekte, die in den aktuellen Bildern platziert werden. Die Zukunft wird somit durch den Einsatz von neuen Technologien im Einklang mit der Natur gezeichnet.
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In dem Film [[David Attenborough: A Life on Our Planet|Ein Leben auf unserem Planeten]]" werden solche Verfahren für die Utopie-Darstellung durchaus genutzt: Das Filmmaterial für eine positive Vision besteht zum einen Teil aus realen Aufnahmen von Orten, an denen die Menschen sich bereits in die Natur integrieren. Zum anderen wird auf Animationen zurückgegriffen, welche in die realen Bildaufnahmen eingebettet werden. Es handelt sich um futuristisch anmutende Objekte, die in den aktuellen Bildern platziert werden. Die Zukunft ist dabei durch den Einsatz von neuen Technologien im Einklang mit der Natur geprägt.  
 
   
 
   
Trotz der beschriebenen Möglichkeit die Zukunft zu animieren, werden dystopische Darstellungen vor allem mit Hilfe von Aufnahmen aus der Gegenwart realisiert. Diese werden lediglich neu kontextualisiert und in Szene gesetzt. Dieses Phänomen lässt sich durch eine beliebte Darstellung, im Hinblick auf die Problematik der schmelzenden Pole, verdeutlichen.  
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Trotz der beschriebenen Möglichkeit die Zukunft zu animieren, werden dystopische Darstellungen vor allem mit Hilfe von Aufnahmen aus der Gegenwart realisiert. Diese werden lediglich neu kontextualisiert und in Szene gesetzt. Das beschriebene Phänomen lässt sich durch eine beliebte Darstellung in Hinblick auf die Problematik der schmelzenden Pole verdeutlichen.  
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[[Datei: Kontextualisierung Eisbären.png|700px|thumb|left|Neue Kontextualisierung der Eisbären-Szene (Eigene Darstellung auf Grundlage der Dokumentation: „[[David Attenborough: A Life on Our Planet|Ein Leben auf unserem Planeten]]")<ref>{{Quellen-Film| Produzent*in= David Attenborough| Titel= David Attenborough: Ein Leben auf unserem Planeten |Jahr=2020 |Produktionsland=Vereinigtes Königreich| Produktionsfirma=Altitude Film Entertainment, Netflix, Silverback Films}}</ref>]]
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[[Datei:Kontextualisierung Eisbären.png|700px|thumb|left|Kontextualisierung des Eisbären im Meer]]
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Wie die Abbildung zeigt, ist in der Sequenz (49:49–50:05) ein Eisbär zu sehen, welcher im Wasser schwimmt. Der Kameraausschnitt ist dabei so gewählt, dass keine rettende Eisscholle in Sicht ist. Somit wird suggeriert, dass in Zukunft kein Eis mehr vorhanden ist, welches in der realen Aufnahme sehr wohl noch existiert.  Lediglich durch die andere Kontextualisierung wird die bevorstehende Katastrophe abgebildet und das Bildmaterial von der Gegenwart losgelöst. Damit wird das Bild einer utopischen oder dystopischen Zukunft durch die kinematografischen Elemente verstärkt.
  
Die Szene zeigt einen Eisbären, welcher im Wasser schwimmt, wobei der Kameraausschnitt so gewählt wird, dass keine rettende Eisscholle in Sicht ist. Somit wird suggeriert, dass in Zukunft kein Eis mehr vorhanden ist, welches in der realen Aufnahme sehr wohl noch existiert. Lediglich durch die andere Kontextualisierung wird die bevorstehende Katastrophe abgebildet und das Bildmaterial von der Gegenwart losgelöst. Damit das Bild einer utopischen oder dystopischen Zukunft kinematografische Elemente bestärkt.  
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Eine Unterscheidung von utopischen und dystopischen Darstellungen lässt sich schon durch den Einsatz bestimmter Einstellungsgrößen und Kameraperspektiven vornehmen. In der Utopie-Szene in „[[David Attenborough: A Life on Our Planet|Ein Leben auf unserem Planeten]]" sind lediglich Weit- und Panoramaaufnahmen zu finden, wobei die Kamera aus der Vogelperspektive und in langsamer Geschwindigkeit über das Geschehen schwenkt. Dadurch entsteht der Eindruck eines ruhigen Beobachters, welcher aus der Ferne seinen Blick über die hypothetische Zukunft schweifen lässt. Anders verhält es sich im Hinblick auf die dystopischen Bilder. Die Einstellungen in den Sequenzen wechseln zwischen Panorama- und Nahaufnahmen. Dadurch wird eine gewisse Nähe zu dem abgebildeten Geschehen suggeriert, wodurch der reale Bezug des Bildmaterials nochmals hervorgehoben wird.
  
Die Differenzierung zwischen utopischen und dystopischen Darstellungen lässt sich schon durch den Einsatz bestimmter Einstellungsgrößen und Kameraperspektiven vornehmen. In der Utopie Szene in [[David Attenborough: A Life on Our Planet|Ein Leben auf unserem Planeten]] sind lediglich Weit - Panoramaaufnahmen zu finden, wobei die Kamera aus der Vogelperspektive und in langsamer Geschwindigkeit über das Geschehen schwenkt. Dadurch entsteht der Eindruck eines Beobachters, welcher aus der Ferne seinen Blick über die hypothetische Zukunft schweifen lässt. Anders verhält es sich im Hinblick auf die dystopischen Bilder. Der Wechsel von Nah – und Panoramaaufnahmen suggeriert die Nähe zu dem abgebildeten Geschehen. Dieses Phänomen wird durch den abwechselnden Einsatz der Vogelperspektive und der Normalsicht verstärkt. Durch diese Darstellung befindet sich der*die Rezipient*in mitten im Geschehen, wodurch der reale Bezug des Bildmaterials nochmals hervorgehoben wird.
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Um die Charakteristika der gegensätzlichen Zukunftsbilder zu unterstreichen, nutzen Dokumentarfilmer*innen verschiedene Möglichkeiten innerhalb der Postproduktion. Besonders auffällig sind die Unterschiede im Hinblick auf die farbliche Gestaltung des Bildmaterials, den Einsatz der Musik und der Einarbeitung von Special Effects. In den folgenden Stills aus dem Film „[[David Attenborough: A Life on Our Planet|Ein Leben auf unserem Planeten]]" wird aufgrund der Farbgebung unmittelbar deutlich, welches sich der utopischen oder dystopischen Darstellung zuordnen lässt.  
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[[Datei:Farbvergleich.png|700px|thumb|left|Farbvergleich von Dystopie und Utopie (Eigene Darstellung auf Grundlage der Dokumentation: „[[David Attenborough: A Life on Our Planet| Ein Leben auf unserem Planeten]]")<ref>{{Quellen-Film| Produzent*in= David Attenborough| Titel= David Attenborough: Ein Leben auf unserem Planeten |Jahr=2020 |Produktionsland=Vereinigtes Königreich| Produktionsfirma=Altitude Film Entertainment, Netflix, Silverback Films}}</ref>]]
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Um die Charakteristika der gegensätzlichen Genres zu unterstreichen, nutzen Dokumentarfilmer*innen verschiedene Möglichkeiten innerhalb der Postproduktion. Besonders auffällig sind die Unterschiede im Hinblick auf die farbliche Gestaltung des Bildmaterials, den Einsatz der Musik und der Einarbeitung von Special Effects.
 
Bei Betrachtung der folgenden Bilder aus dem Film [[David Attenborough: A Life on Our Planet|Ein Leben auf unserem Planeten]], lässt sich sofort erahnen, welches sich der utopischen oder dystopischen Darstellung zuordnen lässt.
 
  
  
[[Datei:Farbvergleich.png|700px|thumb|left|Farbvergleich von Dystopie und Utopie]]
 
  
Die hellen, bunten und kräftigen Farben sind in utopischen Szenen zu finden. Vor allem die extreme Helligkeit führt dazu, dass diese traumhaft anmuten und sich somit von der Realität differenzieren. Besonders auffällig sind dabei die kräftigen Grüntöne, welche die Lebendigkeit der Natur betonen. Das Farbschema sorgt somit für die Untermalung der positiv dargestellten Zukunft. Im Gegensatz dazu stehen die dunklen Farben in dystopischen Darstellungen. Diese werden von Schwarz, Braun- und Grautönen dominiert. Da die Farbintensität sehr gering ausfällt, wirken auch bunte Farben farblos und trist, wodurch allgemein eine düstere Atmosphäre geschaffen wird. Um diesen düsteren Charakter zu verstärken, wird in einigen Dokumentationen zusätzlich mit Masken gearbeitet. In der Dokumentation [[Eine Welt ohne Insektensterben]] tritt dieser Effekt durch einen geschwärzten Bildrand auf.
 
  
Ähnliche atmosphärische Effekte werden durch die musikalische Gestaltung erzeugt. Die Inszenierung der besseren Zukunft wird unterstützt durch leise, melodische Hintergrundmusik. Durch helle, hohe Töne wird eine fröhliche Atmosphäre geschaffen. Wohingegen sich die musikalische Gestaltung in dystopischen Szenen sich eher durch dunkle und tiefe Töne auszeichnet. Diese sind weniger melodisch, sondern fallen durch steigende und abfallende Lautstärke sowie einzelne Akzente auf, wodurch eine bedrohliche Stimmung entsteht.  
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Helle, bunte und kräftige Farben sind in utopischen Szenen zu finden (vgl. Abbildung rechts). Vor allem die extreme Helligkeit führt dazu, dass diese traumhaft anmuten und sich somit von der Darstellung der gegenwärtigen Realität abheben. Besonders auffällig sind dabei die kräftigen, saftigen Grüntöne, welche die Lebendigkeit der Natur betonen. Das Farbschema untermalt somit die positiv dargestellte Zukunft. Im Gegensatz dazu stehen die dunklen Farben in dystopischen Darstellungen (vgl. Abbildung links). Diese werden von Schwarz, Braun- und Grautönen dominiert. Da die Farbintensität sehr gering ausfällt, wirken auch bunte Farben farblos und trist, wodurch allgemein eine düstere Atmosphäre geschaffen wird. Um diesen düsteren Charakter zu verstärken, wird in einigen Dokumentationen zusätzlich mit sogenannten Masken gearbeitet. In der Dokumentation „[[Eine Welt ohne Insektensterben]]" tritt dieser Effekt durch einen geschwärzten Bildrand auf.
  
Der Einsatz von ''special effects'' ist zwar nicht typisch für Dokumentarfilme, dennoch sind sie in Einzelfällen vorhanden. Im Hinblick auf die Dystopie können im Film [[Eine Welt ohne Insektensterben]] einige Flimmereffekte beobachtet werden. In Zusammenspiel mit den bereits erwähnten musikalischen Akzenten, wird damit nicht nur eine düstere, sondern eine horrormäßige Atmosphäre geschaffen, wodurch die Situation des Klimawandels weiter dramatisiert wird.  
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Ähnliche atmosphärische Effekte werden durch die musikalische Gestaltung erzeugt. Die Inszenierung der besseren Zukunft wird unterstützt durch leise, melodische Hintergrundmusik. Durch helle, hohe Töne wird eine fröhliche Atmosphäre geschaffen. Wohingegen sich die musikalische Gestaltung in dystopischen Szenen eher durch dunkle und tiefe Töne auszeichnet. Diese sind weniger melodisch, sondern fallen durch steigende oder abfallende Lautstärke sowie einzelne Akzente auf, wodurch eine bedrohliche Stimmung entsteht.
  
Alle aufgeführten kinematografischen Elemente der beiden Zukunftsvisionen zielen darauf ab, eine bestimmte Stimmung und Atmosphäre zu erzeugen. Besonders die dystopischen Szenen fungieren als ein abschreckendes Szenario , um die Rezipient*innen zum Nachdenken und im besten Fall zum Handeln zu motivieren. Die utopische Darstellung verfolgt das selbe Ziel, nur mit einer anderen Herangehensweise, indem sie einen Anreiz für die Verhaltensänderung bietet. Die Dokumentation dient somit nicht nur als Informationsquelle, sondern auch als Handlungsaufforderung. Es bleibt jedoch noch die Frage offen, ob im Hinblick auf die doch deutlich inszenierte Darstellung der Dystopie und Utopie , überhaupt noch von einer Dokumentation gesprochen werden kann.
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Der Einsatz von Special Effects ist zwar nicht typisch für Dokumentarfilme, dennoch sind sie in Einzelfällen vorhanden. Im Hinblick auf die Dystopie weist  „[[Eine Welt ohne Insektensterben]]" einige Flimmereffekte auf. In Zusammenspiel mit den bereits erwähnten musikalischen Akzenten, wird damit nicht bloß eine düstere, sondern eine Atmosphäre geschaffen, die an einen Horrorfilm erinnert. Dadurch wird die Bedrohung des Klimawandels weiter dramatisiert.
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Alle aufgeführten kinematografischen Elemente der beiden Zukunftsvisionen zielen darauf ab, eine bestimmte Stimmung und Atmosphäre zu erzeugen. Besonders die dystopischen Szenen fungieren als ein abschreckendes Szenario, um Rezipient*innen zum Nachdenken und im besten Fall zum Handeln zu motivieren. Die utopische Darstellung verfolgt dasselbe Ziel, nur mit einer anderen Herangehensweise: Sie bietet einen positiven Anreiz für Verhaltensänderungen. Dokumentationen, die utopische oder dystopische Zukunftsbilder aufweisen, dienen somit nicht nur als Informationsquelle, sondern stellen auch Handlungsaufforderungen dar.  
 
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==== Science Fiction oder Doku? ====
 
==== Science Fiction oder Doku? ====
 
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Weltuntergangsszenarien, eine vollkommen technologisierte Gesellschaft oder das Leben im Weltall. Der Fantasie sind in Science Fiction Filmen keine Grenzen gesetzt, wenn es um die Gestaltung der Zukunft geht, welche häufig als Dystopie oder Utopie dargestellt werden. Bei Betrachtung der Zukunftsszenen in den Dokumentationen basieren die behandelten Themen sogar auf ähnlichen Grundlagen. Das gleiche Phänomen ist auf der Seite der kinematografischen Elemente zu erkennen. In den Dokumentationen sind die Bildausschnitte dramatisch inszeniert und geschnitten, die Realität wird neu kontextualisiert, es kommen Computeranimationen und in einigen Fällen sogar special effects zum Einsatz.  
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Es bleibt jedoch die Frage offen, ob im Hinblick auf die eindeutig inszenierte Darstellung von dystopischen oder utopischen Zukunftsbildern überhaupt noch von einer Dokumentation gesprochen werden kann. Weltuntergangsszenarien, eine vollkommen technologisierte Gesellschaft oder das Leben im Weltall. Der Fantasie ist in Science-Fiction-Filmen keine Grenze gesetzt, wenn es um die Gestaltung der Zukunft geht – und die in den Dokumentationen behandelten Themen haben ähnliche Grundlagen. Das gleiche Phänomen ist auf der Seite der kinematografischen Elemente zu erkennen. In den Dokumentationen sind die Bildausschnitte dramatisch inszeniert und geschnitten, die Realität wird neu kontextualisiert, es kommen Computeranimationen und in einigen Fällen sogar Special Effects zum Einsatz.  
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Dennoch werden die Filme der Gattung Dokumentationsfilm zugeordnet. Der bedeutsamste Unterschied zu Spielfilmen liegt darin, dass keine fiktionale Wirklichkeit erschaffen wird, sondern das Dargestellte dezidiert einen Teil unserer realen Lebenswelt einnimmt. Als Grundlagen für die Darstellungen im Dokumentarfilm dienen gegenwärtige oder historische Ereignisse. Dabei erscheint es nebensächlich mit welchen Hilfsmitteln die Darstellung der Wirklichkeit erreicht wird.<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Mundhenke, Florian|Titel=Zwischen Dokumentar- und Spielfilm. Zur Repräsentation und Rezeption von Hybrid-Formen|Ort=Wiesbaden|Verlag=Springer VS|Jahr=2017}}</ref> In den dystopischen und utopischen Szenen handelt es sich jedoch weder um aktuelle noch historische Lebensumstände, welche abgebildet werden. Könnte somit die dystopische und utopische Zukunftsdarstellung nicht einfach der wilden Fantasie eines Science-Fiction-Genies entspringen?
  
Dennoch werden die Filme der Gattung Dokumentationsfilm zugeordnet. Der bedeutsamste Unterschied zu Spielfilmen liegt darin, dass keine fiktionale Wirklichkeit erschaffen wird, sondern die Dargestellte einen Teil unseren realen Lebenswelt einnimmt. Diese kann gegenwärtig oder historisch angesiedelt sein. Außerdem ist es nebensächlich mit welchen Hilfsmitteln die Darstellung der Wirklichkeit erreicht wird. <ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Mundhenke, Florian|Titel=Zwischen Dokumentar- und Spielfilm. Zur Repräsentation und Rezeption von Hybrid-Formen|Ort=Wiesbaden|Verlag=Springer VS|Jahr=2017}}</ref>. So weit scheinen die zukünftigen Szenen dem dokumentarischen Charakter durchaus gerecht zu werden und die dramatische Aufmachung stellt keinen direkten Widerspruch dar. Jedoch handelt es sich weder um aktuelle noch historische Lebensumstände, welche abgebildet werden. Könnte somit die dystopische und utopische Zukunftsdarstellung nicht einfach der wilden Fantasie eines Science Fiction Genies entspringen?
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Es wäre zu einfach und zudem falsch zu behaupten, Science-Fiction-Filme seien reine Fantasiegebilde und Dokumentarfilme bildeten die Realität ab. Vor allem Science-Fiction-Filme basieren häufig  auf der technisch-wissenschaftlichen Forschung und orientieren sich an dessen Möglichkeiten. Somit sind wissenschaftliche Prognosen nicht immer von den Stoffen des Spielfilmgenres zu trennen. <ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in= Vosskamp, Wilhelm|Titel= Möglichkeitsdenken. Utopie und Dystopie in Gegenwart|Herausgeber*in= Vosskamp, Wilhelm; Blamberger, Günter & Roussel, Martin|Sammelband= Möglichkeitsdenken Utopie und Dystopie in der Gegenwart|Ort= München |Verlag= Wilhelm Fink |Jahr= 2013|Seite= 13-32}}</ref> Ähnlich verhält es sich in den utopischen und dystopischen Darstellungen im Dokumentarfilm: Indem sie ihre Zukunftsvisionen wissenschaftlich fundieren, bedienen sie sich an Verfahren von Science-Fiction-Filmen. Diese Tatsache wird in dem [[David Attenborough: A Life on Our Planet| Film David Attenboroughs]] auch dem*der Rezipient*in vermittelt. Durch den einleitenden Satz: „Wenn ich heute zur Welt käme, würde ich nach Einschätzung der Wissenschaftler Folgendes erleben.“ (00:49:15)<ref>{{Quellen-Film|Produzent*in= David Attenborough|Titel= David Attenborough: Ein Leben auf unserem Planeten |Jahr=2020 |Produktionsland=Vereinigtes Königreich|Produktionsfirma=Altitude Film Entertainment, Netflix, Silverback Films}}</ref> wird suggeriert, dass die folgenden dystopischen Szenen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren. Hieran lässt sich verdeutlichen, dass Utopien bzw. Dystopien eine Vermischung von fiktiven und nicht fiktiven Inhalten fordern.
  
Es wäre zu einfach und zudem falsch zu behaupten, Science Fiction Filme sind Fantasiegebilde und Dokumentarfilme bilden die Realität ab. Vor allem Science Fiction Filme basieren häufig auf der technisch-wissenschaftlichen Forschung und orientieren sich an dessen Möglichkeiten. Somit sind reale wissenschaftliche Prognosen nicht immer von den Stoffen des Spielfilmgenres zu trennen.  Ähnlich verhält es sich in den utopischen und dystopischen Darstellung im Dokumentarfilm, sie bedienen sich ebenfalls an den Verfahren der Science Fiction Filme, indem sie ihren Zukunftsvisionen wissenschaftlich fundierte Informationen zu Grunde legen. Diese Tatsache wird in dem Film David Attenborough auch dem*der Rezipient*in vermittelt. Durch den einleitenden Satz: „Wenn ich heute zur Welt käme, würde ich nach Einschätzung der Wissenschaftler folgendes erleben.“, wird suggeriert, dass die folgenden dystopischen Szenen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren. Hieran lässt sich verdeutlichen, dass Utopien bzw. Dystopien eine Vermischung von fiktiven und nicht fiktiven Inhalten fordern. Der springende Punkt ist jedoch, dass die Fiktion auf die reale Gegenwart hindeuten muss, welche von dem*der Zuschauer*in als Realität angenommen wird. Demnach findet in den Zukunftsdarstellung eine Verrückung dieser Realität stattDa dieses Phänomen sowohl in Science Fiction Filmen, wie auch in den Dystopien und Utopien vorliegt, bleibt weiterhin die Frage offen, inwiefern sie voneinander abgegrenzt werden können. Der Hauptunterschied liegt im Endeffekt bei der Rezeption. Vor der Sichtung eines Films wird ein geistiger Vertrag zwischen Filmemacher*in und Rezipient*in geschlossen. Durch diesen wird eine bestimmte Erwartungshaltung evoziert, indem sich der*die Zuschauer*in über die Art des Films und seinen fiktionalen Charakter bewusst wird. Bei Dokumentarfilmen ist die Haltung eher distanziert, da der Bezug zur Realität das Eintauchen in eine filmische Fantasiewelt verhindert. Dieser Aspekt ist in Science Fiction Filmen nicht in dem Ausmaß gegeben. Trotz Bezügen zur außerfilmischen Realität, unterscheidet sich die Erwartungshaltung, wobei eher Unterhaltung und Filmvergnügen im Fokus stehen.  
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Auch wenn sich die Grundzüge von Science Fiction und Dokumentarfilm nicht immer klar voneinander abgrenzen lassen, unterscheiden sie sich doch in ihrer Rezeptionsweise.  Vor der Sichtung eines Films wird eine bestimmte Erwartungshaltung evoziert, indem sich der*die Zuschauer*in über die Art des Films und seinen fiktionalen Charakter bewusst wird. Bei Dokumentarfilmen ist die Haltung eher distanziert, da der Bezug zur Realität das Eintauchen in eine filmische Fantasiewelt verhindert. Dieser Aspekt ist in Science-Fiction-Filmen nicht in dem Ausmaß gegeben. Zwar besitzen sie ebenfalls Bezüge zur außerfilmischen Realität, jedoch unterscheidet sich ihre Erwartungshaltung darin, dass eher Unterhaltung und Filmvergnügen im Fokus stehen.<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Trautmann, Magali|Titel=Show and Tell: Der narrative Kinodokumentarfilm von 1995-2015|Ort=Köln|Verlag=Herbert von Halem Verlag|Jahr=2017}}</ref>
  
Um die Frage „Science Fiction oder Doku?“ abschließend zu beantworten, lässt sich festhalten, dass keine eindeutige Entscheidung getroffen werden kann und sich die Gattungen eher gegenseitig beeinflussen, als sich zu trennen. Ungeachtet ob Science Fiction oder nicht, im Hinblick auf Dokumentarfilme über den Klimawandel spielt die Darstellung von Utopien und vor allem Dystopien eine wichtige Rolle. Durch sie werden die Entwicklungen der Realität weiter gedacht und verdeutlichen die dramatische Lage, in der wir uns befinden.
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Trotz der rezeptionellen Unterschiede lässt sich die Frage „Science Fiction oder Doku?“ nicht abschließend beantworten. Die Grenzen der Gattungen verschwimmen und es stellt sich eher die Frage, ob eine strikte Abgrenzung überhaupt möglich und notwendig ist? Es kann jedoch festgehalten werden, dass die utopischen und dystopischen Darstellungen in Dokumentarfilmen, ungeachtet ob Science Fiction oder nicht, eine geeignete Möglichkeit darstellen, um die dramatische Lage des Klimawandels zu verdeutlichen.
  
  
 
== Belege ==
 
== Belege ==
 
<references responsive />
 
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Aktuelle Version vom 2. August 2021, 09:01 Uhr

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Dieser Beitrag ist kein inhaltlicher Bestandteil des Living Handbooks, sondern die persönliche Werkstatt-Seite von Nutzer*in Anna-Lena Weiß. Bitte nehmen Sie keine Änderungen an dieser Seite vor, ohne dies zuvor mit Anna-Lena Weiß abgesprochen zu haben.

Werkstatt von Anna-Lena Weiß

Utopie Dystopie Insektensterben

Darstellung von Utopie und Dystopie in Dokumentarfilmen


In Dokumentarfilmen über den Klimawandel, wird nicht nur die aktuelle Lage dokumentiert und präsentiert, sondern es werden auch utopische und dystopische Zukunftsbilder entworfen. Diese Darstellung hypothetischer zukünftiger Szenarien dienen dazu, die Dramatik des Ist-Zustandes zu verdeutlichen. Der nachfolgende Artikel zeigt anhand von zwei Beispielen auf, wie Dystopie und Utopie in Dokumentarfilmen Anwendung finden, diese filmisch umgesetzt werden, welche Funktionen sie erfüllen und ob sie nicht besser in Science-Fiction-Filmen aufgehoben wären. Als Untersuchungsgegenstand dienen die Dokumentationen „ David Attenborough: Ein Leben auf unserem Planeten" (2020) und „Eine Welt ohne Insektensterben" (2020). Die utopischen und dystopischen Szenen werden im Hinblick auf verschiedene Aspekte, wie die Bildkomposition, die Farbgestaltung oder die musikalische Untermalung gesichtet und analysiert.


Thematischer Rahmen utopischer und dystopischer Darstellungen


Utopischem Denken liegt eine lange und kontroverse Tradition zu Grunde, wobei die Dystopie als Anti-Utopie ein Derivat der Utopie darstellt. Die ursprünglich literarische Gattung lässt sich nicht einheitlich definieren, weshalb im Folgenden die Begriffsklärung von Martin Seel einen Anhaltspunkt bieten soll:

„Utopien sind in Raum und Zeit unerreichbare Zustände, deren Erreichbarkeit dennoch gedacht werden kann und gedacht werden soll. Sie soll gedacht werden, um innerhalb des Wirklichen den Sinn für das Mögliche zu schärfen […]. Alle Utopien lassen ferne Möglichkeiten absehbar werden, um hier und jetzt ergreifbare Möglichkeiten sichtbar werden zu lassen […]."[1]

Thematisch handelt es sich somit um Zukunftsprojektionen, die entweder Wunsch- oder Schreckensbilder wiedergeben können.[2]

In Dokumentarfilmen, die sich mit dem Klimawandel befassen, sieht die utopische Zukunft zumeist so aus, dass Menschen und Natur im Einklang miteinander leben und dieser Zustand mittels einer nachhaltigen Lebensweise erreicht wird. Wie genau eine solche Zukunft aussehen kann, lässt sich exemplarisch anhand des Dokumentarfilms „David Attenborough: Ein Leben auf unserem Planeten" nachvollziehen. Auf inhaltlicher Ebene wird dort auf drei Aspekte eingegangen. Zunächst wird die landwirtschaftliche Nutzung von Flächen thematisiert, bei der die Natur nicht weiter verdrängt wird. Der gleiche Ansatz wird auf die Weltmeere angewandt, indem die Möglichkeit eingeräumt wird, dass sich die Fischbestände wieder erholen können. Auch die nachhaltige Bewirtschaftung von Wäldern stellt ein Teil dieser Zukunft dar. Die Themen werden mit Bildern von freien, gesunden Tieren und lebendiger, blühender Natur untermalt, wobei der Mensch und seine Existenz nur als kleiner Teil dieser Natur auftaucht. (01:12:51–01:13:44) Somit zeichnen die utopischen Darstellungen eine Zukunft, in der Menschen mit der Natur und nicht gegen sie arbeiten. Dies kann jedoch nur erreicht werden, wenn sich etwas ändert.[3]

Im Gegensatz dazu zeigt die Dystopie, was passieren kann, wenn sich nichts verändert und der Klimawandel weiter voranschreitet. Viele Dokumentarfilme zum Klimawandel bedienen sich der Darstellung einer düsteren Zukunft. Die Darstellungen ähneln dabei inhaltlich einander. Im Mittelpunkt stehen immer die zerstörte Umwelt und die Auswirkungen auf die Menschen und Tiere. Die Themen variieren, je nach Fokus des Dokumentarfilms. In David Attenboroughs Film reichen sie von Abholzung des Regenwalds, dem Auftauen der Permafrostböden, bis hin zur Erwärmung der Ozeane, (00:49:21–52:28) wohingegen in der Dokumentation „Eine Welt ohne Insektensterben", der Rückgang von Biodiversität behandelt wird. Beide Dokus greifen dabei vor allem auf die Darstellung von Wirkungszusammenhängen zurück, mittels derer sie die weitreichenden Gefahren des Klimawandels darlegen. Die folgende Grafik veranschaulicht exemplarisch einen solchen Ursache-Wirkung-Zusammenhang aus der Dokumentation „Eine Welt ohne Insektensterben“.[4]

Ursache-Wirkung-Zusammenhang Insektensterben (Eigene Darstellung auf Grundlage der Dokumentation: Eine Welt ohne Insektensterben) [5]














Die dargestellte Entwicklung zeigt auf, dass ohne die Insekten weder Pflanzen noch Tiere überleben könnten und letztendlich das gesamte Ökosystem zusammenbrechen würde. Diese Zusammenhänge werden sprachlich durch Kommentare aus dem Off verdeutlicht und korrelieren mit Bildern von zerstörter, lebloser Natur, sowie leidenden und toten Tieren (vgl. Abbildung Ursache-Wirkung-Zusammenhang Insektensterben). Die dystopischen Darstellungen sind als Worst-Case-Szenarien zu verstehen, welche einzutreten drohen, wenn nichts gegen den Klimawandel unternommen wird.

Kinematografische Elemente utopischer und dystopischer Darstellungen


Es stellt sich zunächst die Frage, welches visuelle und auditive Material genutzt wird, um zukünftige Szenarien darzustellen. In der heutigen Zeit existieren, dank verschiedener Formen von Computeranimationen, theoretisch keine Grenzen mehr, um hypothetische Szenarien zu erschaffen. In dem Film „Ein Leben auf unserem Planeten" werden solche Verfahren für die Utopie-Darstellung durchaus genutzt: Das Filmmaterial für eine positive Vision besteht zum einen Teil aus realen Aufnahmen von Orten, an denen die Menschen sich bereits in die Natur integrieren. Zum anderen wird auf Animationen zurückgegriffen, welche in die realen Bildaufnahmen eingebettet werden. Es handelt sich um futuristisch anmutende Objekte, die in den aktuellen Bildern platziert werden. Die Zukunft ist dabei durch den Einsatz von neuen Technologien im Einklang mit der Natur geprägt.

Trotz der beschriebenen Möglichkeit die Zukunft zu animieren, werden dystopische Darstellungen vor allem mit Hilfe von Aufnahmen aus der Gegenwart realisiert. Diese werden lediglich neu kontextualisiert und in Szene gesetzt. Das beschriebene Phänomen lässt sich durch eine beliebte Darstellung in Hinblick auf die Problematik der schmelzenden Pole verdeutlichen.

Neue Kontextualisierung der Eisbären-Szene (Eigene Darstellung auf Grundlage der Dokumentation: „Ein Leben auf unserem Planeten")[6]













Wie die Abbildung zeigt, ist in der Sequenz (49:49–50:05) ein Eisbär zu sehen, welcher im Wasser schwimmt. Der Kameraausschnitt ist dabei so gewählt, dass keine rettende Eisscholle in Sicht ist. Somit wird suggeriert, dass in Zukunft kein Eis mehr vorhanden ist, welches in der realen Aufnahme sehr wohl noch existiert. Lediglich durch die andere Kontextualisierung wird die bevorstehende Katastrophe abgebildet und das Bildmaterial von der Gegenwart losgelöst. Damit wird das Bild einer utopischen oder dystopischen Zukunft durch die kinematografischen Elemente verstärkt.

Eine Unterscheidung von utopischen und dystopischen Darstellungen lässt sich schon durch den Einsatz bestimmter Einstellungsgrößen und Kameraperspektiven vornehmen. In der Utopie-Szene in „Ein Leben auf unserem Planeten" sind lediglich Weit- und Panoramaaufnahmen zu finden, wobei die Kamera aus der Vogelperspektive und in langsamer Geschwindigkeit über das Geschehen schwenkt. Dadurch entsteht der Eindruck eines ruhigen Beobachters, welcher aus der Ferne seinen Blick über die hypothetische Zukunft schweifen lässt. Anders verhält es sich im Hinblick auf die dystopischen Bilder. Die Einstellungen in den Sequenzen wechseln zwischen Panorama- und Nahaufnahmen. Dadurch wird eine gewisse Nähe zu dem abgebildeten Geschehen suggeriert, wodurch der reale Bezug des Bildmaterials nochmals hervorgehoben wird.

Um die Charakteristika der gegensätzlichen Zukunftsbilder zu unterstreichen, nutzen Dokumentarfilmer*innen verschiedene Möglichkeiten innerhalb der Postproduktion. Besonders auffällig sind die Unterschiede im Hinblick auf die farbliche Gestaltung des Bildmaterials, den Einsatz der Musik und der Einarbeitung von Special Effects. In den folgenden Stills aus dem Film „Ein Leben auf unserem Planeten" wird aufgrund der Farbgebung unmittelbar deutlich, welches sich der utopischen oder dystopischen Darstellung zuordnen lässt.

Farbvergleich von Dystopie und Utopie (Eigene Darstellung auf Grundlage der Dokumentation: „ Ein Leben auf unserem Planeten")[7]














Helle, bunte und kräftige Farben sind in utopischen Szenen zu finden (vgl. Abbildung rechts). Vor allem die extreme Helligkeit führt dazu, dass diese traumhaft anmuten und sich somit von der Darstellung der gegenwärtigen Realität abheben. Besonders auffällig sind dabei die kräftigen, saftigen Grüntöne, welche die Lebendigkeit der Natur betonen. Das Farbschema untermalt somit die positiv dargestellte Zukunft. Im Gegensatz dazu stehen die dunklen Farben in dystopischen Darstellungen (vgl. Abbildung links). Diese werden von Schwarz, Braun- und Grautönen dominiert. Da die Farbintensität sehr gering ausfällt, wirken auch bunte Farben farblos und trist, wodurch allgemein eine düstere Atmosphäre geschaffen wird. Um diesen düsteren Charakter zu verstärken, wird in einigen Dokumentationen zusätzlich mit sogenannten Masken gearbeitet. In der Dokumentation „Eine Welt ohne Insektensterben" tritt dieser Effekt durch einen geschwärzten Bildrand auf.

Ähnliche atmosphärische Effekte werden durch die musikalische Gestaltung erzeugt. Die Inszenierung der besseren Zukunft wird unterstützt durch leise, melodische Hintergrundmusik. Durch helle, hohe Töne wird eine fröhliche Atmosphäre geschaffen. Wohingegen sich die musikalische Gestaltung in dystopischen Szenen eher durch dunkle und tiefe Töne auszeichnet. Diese sind weniger melodisch, sondern fallen durch steigende oder abfallende Lautstärke sowie einzelne Akzente auf, wodurch eine bedrohliche Stimmung entsteht.

Der Einsatz von Special Effects ist zwar nicht typisch für Dokumentarfilme, dennoch sind sie in Einzelfällen vorhanden. Im Hinblick auf die Dystopie weist „Eine Welt ohne Insektensterben" einige Flimmereffekte auf. In Zusammenspiel mit den bereits erwähnten musikalischen Akzenten, wird damit nicht bloß eine düstere, sondern eine Atmosphäre geschaffen, die an einen Horrorfilm erinnert. Dadurch wird die Bedrohung des Klimawandels weiter dramatisiert.

Alle aufgeführten kinematografischen Elemente der beiden Zukunftsvisionen zielen darauf ab, eine bestimmte Stimmung und Atmosphäre zu erzeugen. Besonders die dystopischen Szenen fungieren als ein abschreckendes Szenario, um Rezipient*innen zum Nachdenken und im besten Fall zum Handeln zu motivieren. Die utopische Darstellung verfolgt dasselbe Ziel, nur mit einer anderen Herangehensweise: Sie bietet einen positiven Anreiz für Verhaltensänderungen. Dokumentationen, die utopische oder dystopische Zukunftsbilder aufweisen, dienen somit nicht nur als Informationsquelle, sondern stellen auch Handlungsaufforderungen dar.

Science Fiction oder Doku?


Es bleibt jedoch die Frage offen, ob im Hinblick auf die eindeutig inszenierte Darstellung von dystopischen oder utopischen Zukunftsbildern überhaupt noch von einer Dokumentation gesprochen werden kann. Weltuntergangsszenarien, eine vollkommen technologisierte Gesellschaft oder das Leben im Weltall. Der Fantasie ist in Science-Fiction-Filmen keine Grenze gesetzt, wenn es um die Gestaltung der Zukunft geht – und die in den Dokumentationen behandelten Themen haben ähnliche Grundlagen. Das gleiche Phänomen ist auf der Seite der kinematografischen Elemente zu erkennen. In den Dokumentationen sind die Bildausschnitte dramatisch inszeniert und geschnitten, die Realität wird neu kontextualisiert, es kommen Computeranimationen und in einigen Fällen sogar Special Effects zum Einsatz.

Dennoch werden die Filme der Gattung Dokumentationsfilm zugeordnet. Der bedeutsamste Unterschied zu Spielfilmen liegt darin, dass keine fiktionale Wirklichkeit erschaffen wird, sondern das Dargestellte dezidiert einen Teil unserer realen Lebenswelt einnimmt. Als Grundlagen für die Darstellungen im Dokumentarfilm dienen gegenwärtige oder historische Ereignisse. Dabei erscheint es nebensächlich mit welchen Hilfsmitteln die Darstellung der Wirklichkeit erreicht wird.[8] In den dystopischen und utopischen Szenen handelt es sich jedoch weder um aktuelle noch historische Lebensumstände, welche abgebildet werden. Könnte somit die dystopische und utopische Zukunftsdarstellung nicht einfach der wilden Fantasie eines Science-Fiction-Genies entspringen?

Es wäre zu einfach und zudem falsch zu behaupten, Science-Fiction-Filme seien reine Fantasiegebilde und Dokumentarfilme bildeten die Realität ab. Vor allem Science-Fiction-Filme basieren häufig auf der technisch-wissenschaftlichen Forschung und orientieren sich an dessen Möglichkeiten. Somit sind wissenschaftliche Prognosen nicht immer von den Stoffen des Spielfilmgenres zu trennen. [9] Ähnlich verhält es sich in den utopischen und dystopischen Darstellungen im Dokumentarfilm: Indem sie ihre Zukunftsvisionen wissenschaftlich fundieren, bedienen sie sich an Verfahren von Science-Fiction-Filmen. Diese Tatsache wird in dem Film David Attenboroughs auch dem*der Rezipient*in vermittelt. Durch den einleitenden Satz: „Wenn ich heute zur Welt käme, würde ich nach Einschätzung der Wissenschaftler Folgendes erleben.“ (00:49:15)[10] wird suggeriert, dass die folgenden dystopischen Szenen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren. Hieran lässt sich verdeutlichen, dass Utopien bzw. Dystopien eine Vermischung von fiktiven und nicht fiktiven Inhalten fordern.

Auch wenn sich die Grundzüge von Science Fiction und Dokumentarfilm nicht immer klar voneinander abgrenzen lassen, unterscheiden sie sich doch in ihrer Rezeptionsweise. Vor der Sichtung eines Films wird eine bestimmte Erwartungshaltung evoziert, indem sich der*die Zuschauer*in über die Art des Films und seinen fiktionalen Charakter bewusst wird. Bei Dokumentarfilmen ist die Haltung eher distanziert, da der Bezug zur Realität das Eintauchen in eine filmische Fantasiewelt verhindert. Dieser Aspekt ist in Science-Fiction-Filmen nicht in dem Ausmaß gegeben. Zwar besitzen sie ebenfalls Bezüge zur außerfilmischen Realität, jedoch unterscheidet sich ihre Erwartungshaltung darin, dass eher Unterhaltung und Filmvergnügen im Fokus stehen.[11]

Trotz der rezeptionellen Unterschiede lässt sich die Frage „Science Fiction oder Doku?“ nicht abschließend beantworten. Die Grenzen der Gattungen verschwimmen und es stellt sich eher die Frage, ob eine strikte Abgrenzung überhaupt möglich und notwendig ist? Es kann jedoch festgehalten werden, dass die utopischen und dystopischen Darstellungen in Dokumentarfilmen, ungeachtet ob Science Fiction oder nicht, eine geeignete Möglichkeit darstellen, um die dramatische Lage des Klimawandels zu verdeutlichen.


Belege

  1. Seel, Martin (2001): Drei Regeln für Utopisten. In: Sonderheft Merkur 55(629/630), S. 747-755.
  2. Vosskamp, Wilhelm (2013): Möglichkeitsdenken. Utopie und Dystopie in Gegenwart. In: Vosskamp, Wilhelm; Blamberger, Günter & Roussel, Martin (Hrsg.): Möglichkeitsdenken. Utopie und Dystopie in der Gegenwart, München: Wilhelm Fink, S. 13-32.
  3. David Attenborough (2020): David Attenborough: Ein Leben auf unserem Planeten. Vereinigtes Königreich: Altitude Film Entertainment, Netflix, Silverback Films.
  4. Angela Graas (2020): Eine Welt ohne Insektensterben. Deutschland: BR Fernsehen.
  5. Angela Graas (2020): Eine Welt ohne Insektensterben. Deutschland: BR Fernsehen.
  6. David Attenborough (2020): David Attenborough: Ein Leben auf unserem Planeten. Vereinigtes Königreich: Altitude Film Entertainment, Netflix, Silverback Films.
  7. David Attenborough (2020): David Attenborough: Ein Leben auf unserem Planeten. Vereinigtes Königreich: Altitude Film Entertainment, Netflix, Silverback Films.
  8. Mundhenke, Florian (2017): Zwischen Dokumentar- und Spielfilm. Zur Repräsentation und Rezeption von Hybrid-Formen. Wiesbaden: Springer VS.
  9. Vosskamp, Wilhelm (2013): Möglichkeitsdenken. Utopie und Dystopie in Gegenwart. In: Vosskamp, Wilhelm; Blamberger, Günter & Roussel, Martin (Hrsg.): Möglichkeitsdenken Utopie und Dystopie in der Gegenwart, München: Wilhelm Fink, S. 13-32.
  10. David Attenborough (2020): David Attenborough: Ein Leben auf unserem Planeten. Vereinigtes Königreich: Altitude Film Entertainment, Netflix, Silverback Films.
  11. Trautmann, Magali (2017): Show and Tell: Der narrative Kinodokumentarfilm von 1995-2015. Köln: Herbert von Halem Verlag.