Benutzer: Theodor.Kimpel/Werkstatt

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Die Darstellung des Klimawandels in der Süddeutschen Zeitung im Zeitraum von Oktober 2019 bis Juli 2020

Der Klimawandel wird in der Süddeutschen Zeitung als faktisches, wissenschaftlich eindeutig belegtes und menschengemachtes Problem dargestellt. Dies geht aus der Analyse der Pressetexte dreier hier untersuchter Zeitungsartikel hervor. Untersucht wurden folgende Artikel: "Kühlen ohne Reue"[1],"So blau war der Himmel lange nicht mehr" [2] und "Ideen im Kampf gegen die Klimakrise" [3].

Untersuchungsmethoden

Die drei untersuchten Artikel stammen aus dem Zeitraum zwischen Oktober 2019 und Juni 2020. Sie wurden vor allem in Hinblick auf die Aspekte Text-Bild-Relation, Expert*innenkommunikation und Hintergrundwissen, die Verwendung des Lexems „Klima“ und die Argumentationsstruktur nach dem Analyseraster von Gardt [4] untersucht.

Text-Bild-Relation

Die Text-Bild-Relation beschreibt die Analyse aus einer multimodalen Perspektive Die Süddeutsche Zeitung setzt in ihrer Berichterstattung über den Klimawandel auf den zurückhaltenden Einsatz von Bildern. In allen drei untersuchten Artikeln werden insgesamt acht Bilder verwendet, die ungefähr 10-20% der gesamten Seitenfläche ausmachen. Die Bilder dienen der Ergänzung und Visualisierung des Textes. Die Bildunterschriften deuten in einem prägnanten Satz auf das Leitthema hin oder dienen als detaillierte Ergänzungen zum Artikel. Die verwendeten Bilder sind Fotos von den in Texten beschriebenen Technologien und Personen. Dadurch wird ein realistisches Bild der eigenen Darstellung untermauert.

Experten*innenkommunikation und Hintergrundwissen

Der vermehrte Einsatz von Expert*innenmeinungen (15 Zitate in drei Artikeln), oft in Form direkter Zitate, untermauert den Anspruch auf Sachlichkeit der Informationen, die die Süddeutsche Zeitung vermitteln möchte. Die kommunikative Inszenierung dieser Zitate vermittelt den Eindruck, es handele sich um wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse. Exemplarisch kann ein Zitat von US-Forscher*innen aus dem Artikel „Kühlen ohne Reue“ bezüglich des Einflusses von Kühlgeräten auf den Klimawandel herangezogen werden: "Es gibt ein geradezu explosives Wachstum", sagt Iain Campbell vom RMI, "der Beitrag solcher Geräte zum Klimawandel könnte sich in kurzer Zeit verfünffachen"[5].

Verwendung des Lexems „Klima“

Der wissenschaftliche Anspruch wird auch in der Verwendung des Wortes bzw. Wortteils „Klima“ in verschiedenen Kompositionen deutlich, es wird insgesamt 24 Mal benutzt. Eine der häufigsten verwendeten Kompositionen (sechs Verwendungen) ist „Klimawandel“. Hier wird deutlich, dass die Erderwärmung in der Darstellung als menschengemacht Krise beispielhaft für Berichterstattung der Süddeutschen Zeitung ist. Der technologische Verweis auf Problemlösungen des Klimawandels wir d an ausgewählten Komposita wie „klimafreundlich“, „Klimaforscher“, „Klimaanlagen“ und „Klimaschutz“, „Klimaforschung“, „Klimamodelle“, „Klimaeffekt, „klimaschonend“, „Klimawirkung“, „klimaschädlich“ und „klimatisiert“ sichtbar. Der Eindruck der wissenschaftlichen Fundiertheit wird durch die häufige Verwendung einschlägiger Kompositionen wie „Klimaforschung“, „Klimawirkung“ oder „Klimamodelle“ verstärkt. „Klimaschädlich“, „Klimaeffekt“ oder „klimaschonend“ lassen wiederum darauf schließen, dass in der Darstellung der Süddeutschen Zeitung menschliches Handeln einen relevanten Einfluss auf das Klima hat. Die Gesamtheit aller Wetterereignisse wird so als beeinflussbare Größe interpretiert.

Argumentationsstruktur

Laut Wengeler steht im Mittelpunkt der Argumentationsanalyse das Enthymem, also ein Schlussverfahren. Das Enthymem ist dreigliedrig und besteht aus einer strittigen Behauptung, die durch ein Argument gestützt wird, um der Eingangsbehauptung den Status einer anerkannten Konklusion zu geben [6]. In den drei untersuchten Zeitungsartikeln sind Lösungsvorschläge und Ausblicke in die Zukunft wesentlicher Teil und Zielpunkt der Argumentationsstruktur. Zwei der drei analysierten Artikel drehen sich inhaltlich um die Vorstellung von neuen Technologien, die helfen sollen, die Erderwärmung zu verringern bzw. mit den daraus entstehenden Problemen umzugehen. In beiden Fällen wird zu Beginn ein Problemaufriss als Eingangsbehauptung dargelegt, der im Hauptteil aufgeschlüsselt wird.

Beispielhaft für die Darstellung einer strittigen Behauptung ist die Unterüberschrift im Artikel "Kühlen ohne Reue": "Die Nachfrage nach Klimaanlagen wächst, doch die Geräte heizen die Erde weiter auf". Ein stützendes Argument nach Wengler ist: "Allein die Klimaanlagen in Privathäusern könnten bis 2100 die Welt um 0,5 Grad erwärmen, stellen Fachleute des Rocky Mountain Institute (RMI) im US-Staat Colorado fest - das Pariser Abkommen wäre praktisch nicht mehr zu erfüllen". Die resultierende Konklusion: "Um den Effekt der Geräte auf das Klima zu begrenzen, möglichst sogar zu senken, sind jedoch entscheidende Verbesserungen der gängigen Kühltechnik nötig. "

Vor- und Nachteile von Erkenntnissen oder Innovationen werden mit Expert*innenwissen und Fakten abgeglichen. Kritik wird formuliert, um auf weitergehende Probleme hinzuweisen. Am Ende werden die gezogenen Schlüsse zu Lösungsvorschlägen und Zukunftsperspektiven. Durch diese Form der Argumentation wird der menschengemachte Klimawandel implizit als wissenschaftliches Faktum dargestellt, das nicht zur Disposition steht.

Belege

  1. Süddeutsche Zeitung (2020): Kühlen ohne Reue. In: sueddeutsche.de. Online, zuletzt abgerufen am 17.03.2021.
  2. Süddeutsche Zeitung (2020): So blau war der Himmel lange nicht mehr. In: sueddeutsche.de. Online, zuletzt abgerufen am 17.03.2021.
  3. Süddeutsche Zeitung (2020): Ideen im Kampf gegen die Klimakrise. In: sueddeutsche.de. Online, zuletzt abgerufen am 17.03.2021.
  4. Gardt, Andreas (2012): Textsemantik. Methoden der Bedeutungserschließung. In: Bär, Jochen A., Müller, Marcus (Hrsg.): Geschichte der Sprache und Sprache der Geschichte. Probleme und Perspektiven der historischen Sprachwissenschaft des Deutschen, Berlin: Akademie Verlag, S. 60-83.
  5. Süddeutsche Zeitung (2020): Kühlen ohne Reue. In: sueddeutsche.de. Online, zuletzt abgerufen am 17.03.2021.
  6. Wengeler, Martin (2003): : Topos und Diskurs. Begründung einer argumentationsanalytischen Methode und ihre Anwendung auf den Migrationsdiskurs (1960-1985). Tübingen: Max Niemeyer Verlag.