Benutzer: Jana Kessler/Werkstatt
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Teil der Reihe |
Kunstkommunikation |
umweltaktivistische Kunst |
Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung:7000 Eichen |
Doing Nothing Garden |
Verhältnis von Mensch und Natur |
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| Titel = Kunst über den Klimawandel
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Klimaschutz spielt nicht nur in den Naturwissenschaften, sondern auch in anderen Fachbereichen, eine große Rolle. Da auch das Sprechen über den Klimaschutz Gedankenprozesse in Gang bringen kann, sollte man zum nachhaltigen Beeinflussen anderer auch der Domäne Kunst Beachtung schenken. Gespräche über Kunst eröffnen eine ganz neue Perspektive, denn diese hat eine besonders starke und symbolische Ausdruckskraft und kann Zusammenhänge für jeden anschaulich und auf seine Weise interpretierbar machen. Aufgrund dieser intendierten Wirkung von Kunst, bedarf es eines Blickes auf die Kunst, welche einen weiteren Beitrag zum Klimawandel leisten kann.
Kunstwerk
Eines von Song Dongs berühmtesten Kunstwerken ist der Doing Nothing Garden, welcher im Rahmen der dOCUMENTA 13 im Sommer 2012 in Kassel entstand. Hierfür wurde ein etwa sechs Meter hoher Hügel aus Schutt und organischen Abfällen aufgeschüttet und mit Gras und Blumen bepflanzt. Er war außerdem mit Neonschildern übersehen, auf denen die Wörter ‚Doing‘ und ‚Nothing‘ zu lesen waren.[1] Der prägnante Standort des Doing Nothing Garden trug stark zur Wirkung des Kunstwerkes bei, da es sich unmittelbar vor der Orangerie auf der Karlswiese inmitten der barocken Sichtachsen der – ursprünglich als Lustgarten angelegten – Karlsaue befand.[2] Um den bepflanzten Berg herum befand sich eine Sitzfläche, die bei gutem Wetter zum Verweilen einlud und während der documenta auch immer gut besucht war. Wie viele von Song Dongs Arbeiten ist auch dieses von Gedanken an den Naturschutz durchdrungen und besitzt eine umweltaktivistische Bedeutung. Es versinnbildlicht eine Verbindung zu Konzepten und Philosophien des Taoismus und einer möglichen „Symbiose mit den Kräften der Natur“[3]
Konzept
Song Dong erstellt seine Kunstwerke hauptsächlich nach dem Prinzip des ‚Wu Wei‘ (chin. 無為 / 无为). Dieses Prinzip entstammt der chinesischen Philosophie des Taoismus (auch Daoismus), die etwa seit dem 4. Jh. v. Chr. besteht. Übersetzt ins Deutsche bedeutet der Begriff ‚Wu Wei‘ in etwa ‚Nichtstun‘ bzw. ‚Nichthandeln‘ und wird im chinesischen Sprachgebrauch – im Gegensatz zum westlichen, europäischen Verständnis – nicht negativ konnotiert. Somit wird diese Formulierung auch nicht mit Faulheit gleichgesetzt, sondern ist durchweg positiv konnotiert. Nach dem chinesischen Prinzip meint ‚Nichtstun‘ nämlich nicht ‚gar nichts machen‘, sondern nur ‚das Nötigste‘ tun. So gibt man Potenzialen die Möglichkeit, sich frei zu entfalten.[4]
Nimmt man sich einen heimischen Garten als Beispiel, so lässt sich ‚Wu Wei‘ folgendermaßen erläutern:
- Eine Pflanze wächst grundsätzlich von alleine, man muss sie aber gießen, damit sie besser wachsen kann stellt hier die nötigste Handlung dar.
- An ihr zu ziehen, um sie schneller zum Wachsen zu bringen entspricht einer unnötigen/nutzlosen Handlung, die nach dem ‚Wu Wei‘-Prinzip nicht vollzogen werden soll.
Ähnlich verhält es sich in Song Dongs Doing Nothing Garden,denn allein dessen Name verweist bereits auf das ‚Wu Wei‘-Konzept: Song Dong sammelt Bauschutt und lässt ihn vor der Orangerie in Kassel zur dOCUMENTA13 aufschütten. Anschließend versieht er sein Kunstwerk mit Neonschildern und lässt die Natur ‚arbeiten‘. Er vollzieht also nur die nötigste Handlung (= Bauschutt aufschütten) und lässt der Natur freien Lauf, damit sie sich gänzlich entfalten kann. So entsteht auf dem Bauschutt eine Grünfläche mit unterschiedlichsten Pflanzen.[5]
Wirft man einen Blick auf die Zeitungsartikel zum Doing Nothing Garden wird deutlich, dass die Journalisten bemüht sind, die Leser vom westlich geprägten Gedanken (Nichtstun=Faulheit) abzubringen, indem sie betonen, dass Song Dong im Vorfeld viel Arbeit mit seinem Kunstwerk hatte:
Sprachwissenschaftliche Analyse von Texten zum Kunstwerk
Umweltaktivistische Bedeutung
Durch die Ausstellung seiner Kunstwerke auf der dOCUMENTA13 erhielt Song Dong viele Reaktionen auf seine Arbeit.
Texte der Presse und der Fachliteratur trugen beide zur positiven Resonanz bei, weswegen es unterschiedliche Stimmen zu der Kunst des chinesischen Künstlers gibt. Einerseits von Fachleuten im Begleitbuch zur dOCUMENTA 13, andererseits auch durch Kunstlaien, welche ihre Eindrücke von den Kunstwerken in den für alle zugänglichen Pressetexten darstellen. Alle Stimmen haben gemeinsam, dass das, was Song Dong macht, als Kunst deklariert und nicht infrage gestellt wird.
Dies zeigt eine sprachwissenschaftliche Analyse des Artikels zu Song Dong im Begleitbuch zur dOCUMENTA 13 für das Kunstwerk Doing Nothing Garden, welche die Kunstwertstiftung festlegt. Bevor einem Kunstwerk eine neue, beispielsweise umweltaktivistische Bedeutung zugeschrieben werden kann, sollte ein Kunstwerk erstmal als dieses zu erkennen sein. So wird beispielsweise durch fachbegriffliche Beschreibung seines künstlerischen Agierens deutlich, dass Song Dong in einem für Künstler typischen Stil arbeitet, wenn er beispielsweise den Kalligraphiepinsel benutzt. Das Begleitbuch zur dOCUMENTA13 betitelt sein Kunstwerk als „Denkmal“1 und verweist somit auf eine versteckt intendierte und ästhetische Wirkung, welche ebenfalls ein Merkmal von Kunst ist. Ferner wird Song Dong als „bedeutender Vertreter chinesischer Konzeptkunst“2 bezeichnet und somit wird deutlich, dass dieser sich schon vor der Documenta in der Kunstszene etabliert hat. Auch in der Presse kann viel zum Status des Künstlers entdeckt werden. Wenngleich er vor der Kunstausstellung bereits als wichtiger Vertreter angesehen wurde, verhilft ihm die dOCUMENTA13 zu mehr Ansehen und er wird unter anderem als „Documenta-Star“3 bezeichnet, was sich sehr positiv auf seinen sozialen Status ausübt. Auch durch seine politisch und gesellschaftlich orientierten Ansichten wird er als „Botschafter kulturellen Austausches“4 gekürt, welches nun eine ganz neue Perspektive auf seine Kunst eröffnet. Durch die Kunstzuschreibung und Statusverbesserung des Künstlers erfährt seine Message mehr Bedeutung: Seine Kunstwerke werden durch die Verwendung von sprachlicher Demonstration mithilfe von Presse- und Katalogtexten als Kunst erkennbar und können somit besser verstanden werden und zwar von jedem Menschen. Dieses Beispiel zeigt, dass solche Aktionen eine Kunstwertstiftung brauchen, um zum Nachdenken anzuregen. Der Künstler selbst sagt in einem Interview5, dass für ihn Leben und Kunst synonym seien und er seine Kunst dafür schafft, um Leute zum Verweilen, Innehalten und Nachdenken über die Zukunft, zu bewegen.
Durch das Ausstellen seiner Kunstwerke auf einer öffentlichen und weltbekannten Kunstausstellung, erreicht er viele verschiedene Menschen, von Kunstlaien bis Kunstkennern. Diese verleihen ihm aufgrund ihrer Bewertungen in der Öffentlichkeit sowie wegen seines Schaffens einen besonderen Status und geben ihm somit selbst eine zentrale Stimme, denn der „Botschafter des kulturellen Austauschs“6 könnte Menschen von seiner umweltschützenden Meinung beeinflussen und zu nachhaltigem Verhalten inspirieren.
Belege
- ↑ Das Begleitbuch/ The Guidebook. In: documenta und Museum Friedericianum Veranstaltung-GmbH (Hrsg.): Katalog 3/3, Kassel: Hatje Cantz, S. 306f.
- ↑ Holz, Burghard (2012): Mein Lieblingskunstwerk: Song Dongs "Doing nothing garden" in der Karlsaue. In: HNA Kultur. Online, zuletzt abgerufen am 25.02.2021.
- ↑ Kurzführer (2015): Projekte: Song Dong. In: Universes in Universe. Online, zuletzt abgerufen am 25.02.2021.
- ↑ Fischer,Theo (1992): Wu Wei. Die Lebenskunst des Tao. Hamburg: Rowohlt.
- ↑ Holz, Burghard (2012): Mein Lieblingskunstwerk: Song Dongs "Doing nothing garden" in der Karlsaue. In: HNA Kultur. Online, zuletzt abgerufen am 25.02.2021.