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Im Klimawandelroman „EisTau“ (2019) von Ilija Trojanow steht als Topos die Verantwortung des Menschen in Bezug auf den Klimawandel im Fokus. Der Protagonist Zeno ist erschüttert und von Zorn erfüllt über das Gletscherschmelzen und stellt damit die Kritik der menschlichen Ignoranz in den Vordergrund. Dieser Zorn wird begünstigt, da er selbst Expeditionsleiter und Glaziologe auf einem Kreuzfahrtschiff ist und täglich mit der zerstörerischen Kraft der Tourist*innen konfrontiert wird. Der Roman zeigt, dass die Topoi „Gletscherschmelzen“ und „Klimakatastrophe“ gemeinsam mit der Verantwortung der Menschen präsentiert werden. Es wird wiederholt herausgestellt, dass die Menschen durch ihr Verhalten gegenüber der Natur für das Gletscherschmelzen und die Klimakatastrophe verantwortlich sind. Das wird im Klimawandelroman besonders in den Notizbucheinträgen Zenos erkenntlich.  
 
Im Klimawandelroman „EisTau“ (2019) von Ilija Trojanow steht als Topos die Verantwortung des Menschen in Bezug auf den Klimawandel im Fokus. Der Protagonist Zeno ist erschüttert und von Zorn erfüllt über das Gletscherschmelzen und stellt damit die Kritik der menschlichen Ignoranz in den Vordergrund. Dieser Zorn wird begünstigt, da er selbst Expeditionsleiter und Glaziologe auf einem Kreuzfahrtschiff ist und täglich mit der zerstörerischen Kraft der Tourist*innen konfrontiert wird. Der Roman zeigt, dass die Topoi „Gletscherschmelzen“ und „Klimakatastrophe“ gemeinsam mit der Verantwortung der Menschen präsentiert werden. Es wird wiederholt herausgestellt, dass die Menschen durch ihr Verhalten gegenüber der Natur für das Gletscherschmelzen und die Klimakatastrophe verantwortlich sind. Das wird im Klimawandelroman besonders in den Notizbucheinträgen Zenos erkenntlich.  
„EisTau“ (2019) kritisiert mithilfe der Topoi und der Thematik die heutige Welt, wie wir sie kennen mit allen bekannten Problemen oder Konflikten. Damit wird den Leser*innen bewusst gemacht, was in unserer Welt zu überdenken ist (vgl. Mehnert & Andersen, 2013 <ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in= Vgl. Trojanow, I.|Titel=EisTau|Ort=Frankfurt am Main|Verlag= S. Fischer|Jahr=2019}}</ref>.  
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„EisTau“ (2019) kritisiert mithilfe der Topoi und der Thematik die heutige Welt, wie wir sie kennen mit allen bekannten Problemen oder Konflikten. Damit wird den Leser*innen bewusst gemacht, was in unserer Welt zu überdenken ist <ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in= Vgl. Mehnert, A. & Andersen, G.|Titel= Der Held und das Wetter.|Jahr=2013 |Website=Goethe Institut|Online= https://www.goethe.de/de/kul/ges/20368911.html|Abruf=11.12.2021 }}</ref><ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in= Vgl. Trojanow, I.|Titel=EisTau|Ort=Frankfurt am Main|Verlag= S. Fischer|Jahr=2019}}</ref>.  
 
—> Verlinkung zum Artikel „EisTau“
 
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Version vom 19. Februar 2022, 22:58 Uhr

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Motive und Topoi

1. Einleitung

Motive und Topoi sind inhaltliche Bausteine literarischer Texte. Sie besitzen eine hohe Bedeutung, da sie den Handlungsstrang und die Thematik aufrechterhalten und teilweise über den ganzen Text hinweg präsent sind. Das Motiv bezieht sich auf die einzelnen Texte und Autoren. Bei einem Topos handelt es sich eher um ein stets wiederkehrendes Element, welches in vielen literarischen Texten auftaucht. Auch in der Klimawandelliteratur lassen sich verschiedene Beispiele für Motive und Topoi finden.

2. Motive

2.1. Definition und Bedeutung von Motiven in der Literatur

„Für die Einsicht in die Struktur von literarischen Texten spielt das Motiv als kleinste bedeutungstragende Einheit eine zentrale Rolle und erfüllt verschiedene Funktionen [1]“. Motive dienen einer formalen Gliederungschaffen eine Verflechtung mehrerer Themen und sorgen für die semantische Organisation. Außerdem fungieren sie als eine Art inhaltliche Schaltstelle und ermöglichen dadurch die Ausbreitung von Spannung in einem Text. Sie fördern die Anschaulichkeit von Inhalten und ermöglichen ein gewisses Deutungspotential bei den Leser*innen. Auf der strukturellen Ebene von Texten unterscheidet man unter anderem die Neben- sowie die Kern-Motive und ferner auch die Füllmotive, welche allerdings eine gestaltende Funktion einnehmen. Kernmotive tauchen vermehrt im Text auf und ziehen sich somit durch diesen hindurch. Nebenmotive werden auch als Randmotive bezeichnet und kommen eher seltener vor. Das Leitmotiv ist eine Sonderform, da es nicht nur als strukturierendes Inhaltselement agiert und in einem Text wiederkehrend in identischer Form auftaucht, sondern auch einen symbolischen Charakter hat [2]. Überträgt man diese drei Begriffe z. B. auf das Märchen „Hänsel und Gretel“ der Gebrüder Grimm, so handelt es sich bei der Geschwister-Beziehung um ein Leitmotiv, da sich diese über das gesamte Märchen vermehrt zeigt und sich auch auf einer symbolischen Ebene ausdrückt, wie z. B. bei dem Kampf gegen die böse Hexe. Das Kernmotiv wäre das Aussetzen der Kinder, da sich die gesamte Handlung auf dieser Aktion aufbaut und damit kontinuierlich eine Grundlage für die Erzählung bietet. Neben- bzw. Randmotive könnten somit das Lebkuchenhaus oder auch die Hexe sein. Auf der inhaltlichen Ebene gibt es die Typen-Motive (z. B. Einzelgänger*in oder Frohnatur), die Situations-Motive (z. B. Reiberei, Inzest), die Raum-Motive (z. B. Anwesen, Höhle), die Zeit-Motive (z. B. Mittagsstunde, Herbst) oder die Ding-Motive (z. B. Scherben, Ring). In der Literatur können Motive sowohl gliedernde als auch textkonstituierende Funktionen einnehmen [3].

2.2. Motive in der Klimawandelliteratur (Bedeutung/Erkenntnisse zu den KWL-Motive)

Häufig werden die Folgen des Klimawandels als Motive innerhalb der Klimawandelliteratur eingebettet. Beispiele dafür wären Begriffe wie „Dürre, Flut, Brände und Hitzewellen“, die unter anderem im Klimawandelroman „Milchzähne“ (2019) von Helene Bukowski und in der Green-Earth-Trilogie von Kim Stanley Robinson im Fokus stehen [4] [5]. Die Motive Hitzewellen und Dürre präsentieren z. B. in „Milchzähne“ (2019) mögliche Folgen des Klimawandels für die Erde [6]. In diesem Zusammenhang werden auch Lebewesen, die von den Folgen des Klimawandels betroffen sind, als Motive präsentiert. Hierbei lässt sich allerdings eine Unterscheidung treffen, denn die Motive der Lebewesen können einen unterschiedlichen Bezug zum Klimawandel haben. Zum einen gibt es beispielsweise das Motiv der Tiere, welche selbst keinen Einfluss auf den Klimawandel haben. Hier sind z. B. die Möwen und Kaninchen aus dem Roman „Milchzähne“ (2019) oder die Zügelpinguine im Roman „EisTau“ (2019) von Ilija Trojanow zu nennen [7] [8]. Zum anderen werden die Menschen als Verursacher*innen oder Begünstigende des Klimawandels in Form eines Motiv eingesetzt. Dies geschieht z. B. auch in „EisTau“, da die Tourist*innen eines Kreuzfahrtschiffes als Motiv für das rücksichtslose Verhalten gegenüber der Natur stehen. Dann lässt sich auch noch ein gegensätzliches Motiv in Bezug auf den Menschen finden, wie im Klimawandelroman „EisTau“, indem der Mensch als handlungsbereite Person beschrieben wird und dem Klimawandel entgegenwirken will. Einem solchen Profil entspricht der Protagonist „Zeno“, welcher als Aktivist und Glaziologe für den Erhalt der Natur kämpft [9]. Teilweise werden auch die Handlungsorte als Motive präsentiert, so wird beispielsweise in dem Kurzprosatext „Der letzte Rebell“ (2021) von Andrea Rohmert die Großstadt mit der Natur verglichen und voneinander abgegrenzt. Hier steht die Großstadt als Motiv für einen Ort, welcher zivilisiert und von Menschen errichtet und bestimmt wurde. Die Natur präsentiert hingegen ein Motiv für einen Ort, welcher weniger Einfluss der Menschen erfahren hat und damit willkürlich ist [10]. Zudem können in der Klimawandelliteratur auch Gegenstände oder Dinge als Motive eingesetzt werden und einen symbolischen Charakter aufweisen. So z. B. das Handy der beschriebenen Ich-Erzählerin im Kurzprosatext „#dahinschwindens“ (2021) von Justine Bauer, welches in dem Text eine „Schaltzentrale der Verfallszenarien ist [11]“ und es möglich macht, die Lebensbereiche der Ich-Erzählerin über die unterschiedlichen Kommunikationsmöglichkeiten zu verfolgen [12] [13]. Somit gilt es in diesem Fall als Motiv der Kommunikation und Interaktion. Ein weiteres Beispiel wäre der Gletscher in „EisTau“ (2019), der schmilzt und als Motiv für die Folgen des Klimawandels und des menschlichen Handelns betrachtet werden kann [14].

2.3. Beispiele für Motive in der Klimawandelliteratur

2.3.1 Eistau

Der Klimawandelroman „EisTau“ (2019) von Ilija Trojanow handelt von einem Mann namens Zeno, welcher als Glaziologe auf einem Kreuzfahrtschiff arbeitet, damit er den Touristen sein Interesse und seine Zuneigung zur Natur und vor allem den Gletschern näherbringen kann. Doch während seiner Tätigkeit wird ihm das Verhalten der Passagiere bewusst, welches von Ignoranz und fehlender Rücksicht gegenüber der Natur geprägt ist. Die kurze Einführung beschreibt eigentlich bereits einige der zentralen Motive des Klimawandelromans. Das Leitmotiv ist nämlich der Gletscher, da es stets um den Erhalt dessen und die negativen Einflüsse der Tourist*innen des Kreuzfahrtschiffes geht. Dies wird auch durch den Titel des Romans angespielt. Symbolisch soll dabei berücksichtig werden, dass das unbedachte Verhalten der Menschen gegenüber der Natur für einen enormen Schaden diesbezüglich sorgt und den Klimawandel begünstigt. Damit soll auch eine Sensibilisierung gegenüber den Leser*innen stattfinden. Als Kernmotiv gilt die Natur, die sich durch den gesamten Roman zieht und stets einen besonderen Stellenwert hat, indem sie beschrieben und durch die Figuren thematisiert wird. Zu den Füllmotiven zählen unter anderem das Kreuzfahrtschiff, aber auch die Tourist*innen bzw. deren Verhalten gegenüber der Natur. Auf der inhaltlichen Ebenen lassen sich beispielhaft auch weitere Motive zuordnen. So ist Zeno als Protagonist ein Typenmotiv, da er sich als Aktivist und durch seine Tätigkeit als Glaziologe für den Erhalt der Gletscher und damit der Natur einsetzt. Als Raum-Motiv gelten die antarktischen Gewässer, auf denen sich das Kreuzfahrtschiff fortbewegt, da sich dort das Gletscherschmelzen ereignet. Ein Situations-Motiv wäre z. B. der Konflikt zwischen den Verhaltensweisen der Tourist*innen und Zeno. Außerdem die Verzweiflungstat, dass Zeno sich selbst das Leben nahm. Als ein Ding-Motiv würden die Minen gelten, welche nicht natürlichen Ursprungs sind und eine Einschränkung für den Menschen zur Nutzung der Natur darstellen. Genauso wie die Zügelpinguine, dessen Leben durch die Menschen in Gefahr gebracht wird. Sie sollen ein Motiv dafür sein, dass die Menschen sich im Lebensraum der Pinguine nicht aufhalten sollten und durch ihr Verhalten Schaden anrichten [15]. —> Verlinkung zum Artikel „EisTau“


2.3.2 Milchzähne

Im Zentrum des Klimawandelromans „Milchzähne“ (2019) von Helene Bukowski steht Skalde ein Mädchen, das mit ihrer Mutter Edith in einem Haus wohnt. Das Haus befindet sich in einem kleinen Ort an einem Fluss und wird durch eine kaputte Brücke von den umliegenden Ortschaften abgetrennt. Daher ist der Ort davon geprägt, dass die Bewohner*innen als Selbstversorger*innen agieren müssen. Dann läuft Skalde und Edith ein kleines Kind zu, welches von ihnen aufgenommen wird. Doch dieser Entschluss sorgt für weitere Probleme zwischen Skalde und Edith sowie der Gemeinschaft des Ortes. Denn die Ortsbewohner*innen sind der Meinung, dass nur Einheimische ihre Milchzähne verlieren und Zugewanderte nicht und da das Kind seine Zähne nicht verliert, wollen sie es nicht in ihrem Ort dulden. Damit sind die Milchzähne das Leitmotiv, da sie für die Aufnahme in die Ortsgemeinschaft sorgen und symbolisch dafür stehen, Teil der Gesellschaft zu sein und in Freiheit zu leben. Zudem stehen sie für das Erwachsenwerden. Als Kernmotiv kann der Ort des Geschehens benannt werden, da dieser von dauerhafte Hitze und Dürre heimgesucht wird und über die gesamte Handlung hinweg für negative Folgen für die Bewohner*innen sorgt. Einige der Füllmotive lassen sich inhaltlich den unterschiedlichen Begriffen zuordnen. So ist ein Ding-Motiv der Schmuck, welchen Meisis, das zugelaufene Kind, von Edith erhält, als Meisis beginnt, ihr zu vertrauen. Außerdem stehen die vorkommenden Tiere wie Kaninchen oder Möwen als Ding-Motive für die Folgen des Klimawandels und den vorherrschenden klimatischen Zuständen in dem Ort, da sie sterben oder versuchen zu flüchten. Darüber hinaus ist das Grundstück um das Haus teilweise von einer Brombeerhecke umgeben und die Fenster des Hauses sind beklebt mit dunklem Papier. Beides steht als Raum-Motiv für die Angst vor der Gefahr, die im Freien besteht. Auch der Wald ist besonders für Meisis ein Bezugsort und stellt damit ein Raum-Motiv dar, weil sie sich in diesem eine Zeit lang aufhielt, nachdem sie ihre Heimat verließ und durch diesen auf Skalde und Edith stieß [16]. —> Verlinkung zum Artikel „Milchzähne“


3. Topoi

3.1. Definition und Bedeutung von Topoi in der Literaturwissenschaft und Rhetorik

„In seiner ursprünglichen Bedeutung gehört der Topos als Beweismittel in die inventio, die Lehre vom Finden der Argumente und Beweise, die ein Bindeglied zwischen der Rhetorik und der Dialektik/Logik bildet [17]“. Der Topos ist ein rhetorischer Grundbegriff aus der Antike [18]. Als rhetorischer Topos gilt ein „Fundort“ für Argumente oder Beweise, welche innerhalb einer Rede genutzt werden [19]. Durch die zunehmende Bedeutung der Rhetorik wurde der Begriff des Topos im Rahmen der Literatur verschoben. Der Begriff galt als literarischer Grundbestand traditioneller Motive, fester Bilder und stehender Wendungen. Somit konnten Topoi bereits vor der Produktion eines Textes in den festen literarischen Kontext eingeplant werden, z. B. in Form von Zitaten. Im 17./18. Jahrhundert war der Höhepunkt erreicht, an dem eine konkrete Anweisung der Topoi innerhalb eines literarischen Textes stattfand und diese teilweise auch eine exemplarische Ausformulierung fanden. Besonders im 18. Jahrhundert wurden sie als formalistisch, klischeeartig und floskelhaft angesehen. Denn Topoi umfassen auch stereotype sowie bekannte Motive oder Bilder. Auch als die rhetorische Dichtung an Bedeutung verlor, blieben einige typisierte Topoi als Grundbestand erhalten. Typische Topoi sind z. B. Liebe, Eltern-Kind-Beziehung oder auch Freundschaft. Mit dem Beginn der neueren literarischen Toposforschung, welche durch E. R. Curtius begründet wurde, fand eine Analyse der Topoi auf der Grundlage der jeweiligen Funktion innerhalb des einzelnen literarischen Werks und im Kontext der Historie statt [20]. „In den letzten Jahrzehnten lässt sich neben dem Weiterleben des lit.-wissenschaftlich-komparatistischen Toposkonzepts eine Verallgemeinerung des Begriffes auf alle gesellschaftlich vermittelten Bestandteile der Tradition feststellen [21]“.

3.2. Topoi in der Klimawandelliteratur

Ein Topos der Klimawandelliteratur besteht im Aufruf zum menschlichen Handeln und damit darin, einen Ausweg aus der ökonomischen und ökologischen Krise zu schaffen. Hier wird die Menschheit als schuldig in Bezug auf die zukünftigen Naturkatastrophen präsentiert und ein Wechselspiel zwischen den Menschen und der Klimakrise dargestellt [22]. —> Verlinkung zum Artikel: Anthropozän Dies findet sich im Roman „Der Schwarm“ (2004) von Frank Schätzing wieder, indem die Menschen unter anderem aufgefordert werden, ihre Einstellung zur Natur zu ändern und ihr nicht zu schaden. Außerdem basieren einige Klimawandellektüren auf Dystopien, welche eine ungünstige Entwicklung der Gesellschaft und häufig einen schlechten Ort beschreiben [23]. Auch die Darstellung einer „(Post-)Apokalypse“ kann als Topos der Klimawandelliteratur aufgeführt werden. Ein Beispiel dafür ist die beschriebene Welt im Roman „Milchzähne“ (2019), welche von möglichen Folgen des Klimawandels betroffen ist. Hier wird ein einsamer und abgeschnittener Ort beschrieben, indem wenige Menschen leben und schwierige Lebenssituationen herrschen. Damit ähnelt die Beschreibung einer postapokalyptischen Welt, in der nicht mehr alles so ist, wie es einmal war. Somit wird eine Zukunftsfiktion mit möglichen Folgen des Klimawandels in den Fokus gerückt [24]. Außerdem wird die Klimaproblematik im Rahmen der Klimawandelliteratur auch in einem wissenschaftlichen Rahmen als Topos präsentiert. Dies geschieht z. B. im Roman „Prophezeiung“ (2012) von Sven Böttcher, denn hier werden den Leser*innen wissenschaftliche Fakten zur Klimaproblematik im Einklang mit einer naturbezogenen Thematik beschrieben. In diesem Roman werden zwei Topoi miteinander vereint, zum einen die Klimaproblematik und zum anderen die Wetterphänomene und deren Einfluss [25] [26]. Denn im Fokus steht eine gewaltige Überschwemmung Hamburgs [27].

3.3. Beispiele für Topoi in der Klimawandelliteratur

3.3.1 Eistau

Im Klimawandelroman „EisTau“ (2019) von Ilija Trojanow steht als Topos die Verantwortung des Menschen in Bezug auf den Klimawandel im Fokus. Der Protagonist Zeno ist erschüttert und von Zorn erfüllt über das Gletscherschmelzen und stellt damit die Kritik der menschlichen Ignoranz in den Vordergrund. Dieser Zorn wird begünstigt, da er selbst Expeditionsleiter und Glaziologe auf einem Kreuzfahrtschiff ist und täglich mit der zerstörerischen Kraft der Tourist*innen konfrontiert wird. Der Roman zeigt, dass die Topoi „Gletscherschmelzen“ und „Klimakatastrophe“ gemeinsam mit der Verantwortung der Menschen präsentiert werden. Es wird wiederholt herausgestellt, dass die Menschen durch ihr Verhalten gegenüber der Natur für das Gletscherschmelzen und die Klimakatastrophe verantwortlich sind. Das wird im Klimawandelroman besonders in den Notizbucheinträgen Zenos erkenntlich. „EisTau“ (2019) kritisiert mithilfe der Topoi und der Thematik die heutige Welt, wie wir sie kennen mit allen bekannten Problemen oder Konflikten. Damit wird den Leser*innen bewusst gemacht, was in unserer Welt zu überdenken ist [28][29]. —> Verlinkung zum Artikel „EisTau“

3.3.2 Milchzähne

Der Klimawandelroman „Milchzähne“ (2019) topoisiert ein Katastrophenszenario, denn die Figuren sind in einer Welt gefangen, die einem endlosen Sommer gleicht. Der Ort der Handlung ist betroffen von dauerhafter Hitze und Dürre, was für das Leiden der Natur und den Lebewesen sorgt. Die Folgen dessen bekommen nicht nur Pflanzen und Menschen, sondern auch Tiere wie die genannten Kaninchen, Möwen und z. B. auch Hunde zu spüren. In diesem Zuge kann auch der Topos Wetter genannt werden, da sich die Wetterlage durch die Hitze und Dürre auch nicht zum Positiven verändert, sondern ausschließlich von Wärmeperioden geprägt ist. Im Roman wird deutlich, dass es nur sehr selten zu Niederschlägen kommt. Das ist neben der Dauerhitze ein Grund dafür, dass das Leben als Selbstversorger*in in dem dargestellten Ort erschwert wird und es zu Hungersnöten kommt. „Milchzähne“ (2019) präsentiert mögliche Folgen des Klimawandels und topoisiert diese, um die Leser*innen zu sensibilisieren und ggf. auch zu warnen [30]. —> Verlinkung zum Artikel „Milchzähne“

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Belege

  1. Burdorf, D., Fasbender, C. & Moennighoff, B. (2007): Metzler Lexikon Literatur: Begriffe und Definitionen. Stuttgart: J.B. Metzler, S. 514.
  2. Vgl. Nünning, A. (Hrsg.) (2013): Metzler Lexikon Literatur- und Kulturtheorie: Ansätze – Personen – Grundbegriffe. Stuttgart: J.B. Metzler, S. 514.
  3. Vgl. Burdorf, D., Fasbender, C. & Moennighoff, B. (2007): Metzler Lexikon Literatur: Begriffe und Definitionen. Stuttgart: J.B. Metzler, S. 514.
  4. Vgl. Dannenberg, T. & Zähringer, M. (2021): Autor über die Klimakrise in Romanen: „Es wird Leid geben und Gewalt“. In: taz. Online, zuletzt abgerufen am 05.12.2021.
  5. Vgl. Bukowski, H. (2019): Milchzähne. Berlin: Blumenbar.
  6. Vgl. Bukowski, H. (2019): Milchzähne. Berlin: Blumenbar.
  7. Vgl. Bukowski, H. (2019): Milchzähne. Berlin: Blumenbar.
  8. Vgl. Trojanow, I. (2019): EisTau. Frankfurt am Main: S. Fischer.
  9. Vgl. Trojanow, I. (2019): EisTau. Frankfurt am Main: S. Fischer.
  10. Vgl. Rohmert, A. (2021): Der letzte Rebell. In: R. Ruhrpoeten E. V. (Hrsg.): Klimawandel. Ausgewählte Texte aus dem 5. Ruhrgebiets-Literaturwettbewerb, Essen: Klartext Verlag, S. 9 ff..
  11. Köhnen, R. (2021): Laudatio auf „#dahinschwindens“. In: R. Ruhrpoeten E. V. (Hrsg.): Klimawandel. Ausgewählte Texte aus dem 5. Ruhrgebiets-Literaturwettbewerb, Essen: Klartext Verlag, S. 23 f..
  12. Vgl. Köhnen, R. (2021): Laudatio auf„#dahinschwindens“. In: R. Ruhrpoeten E. V. (Hrsg.): Klimawandel. Ausgewählte Texte aus dem 5. Ruhrgebiets-Literaturwettbewerb, Essen: Klartext Verlag, S. 23 f..
  13. Vgl. Bauer, J. (2021): #dahinschwindens. In: R. Ruhrpoeten E. V. (Hrsg.): Klimawandel. Ausgewählte Texte aus dem 5. Ruhrgebiets-Literaturwettbewerb, Essen: Klartext Verlag, S. 17 ff..
  14. Vgl. Trojanow, I. (2019): EisTau. Frankfurt am Main: S. Fischer.
  15. Vgl. Trojanow, I. (2019): EisTau. Frankfurt am Main: S. Fischer.
  16. Vgl. Bukowski, H. (2019): Milchzähne. Berlin: Blumenbar.
  17. Nünning, A. (Hrsg.) (2013): Metzler Lexikon Literatur- und Kulturtheorie: Ansätze – Personen – Grundbegriffe. Stuttgart: J.B. Metzler, S. 756.
  18. Vgl. Burdorf, D., Fasbender, C. & Moennighoff, B. (2007): Metzler Lexikon Literatur: Begriffe und Definitionen. Stuttgart: J.B. Metzler, S. 773.
  19. Vgl. Nünning, A. (Hrsg.) (2013): Metzler Lexikon Literatur- und Kulturtheorie: Ansätze – Personen – Grundbegriffe. Stuttgart: J.B. Metzler, S. 756.
  20. Vgl. Burdorf, D., Fasbender, C. & Moennighoff, B. (2007): Metzler Lexikon Literatur: Begriffe und Definitionen. Stuttgart: J.B. Metzler, S. 773.
  21. Nünning, A. (Hrsg.) (2013): Metzler Lexikon Literatur- und Kulturtheorie: Ansätze – Personen – Grundbegriffe. Stuttgart: J.B. Metzler, S. 757.
  22. Vgl. Mehnert, A. & Andersen, G. (2013): Der Held und das Wetter.. In: Goethe Institut. Online, zuletzt abgerufen am 08.12.2021.
  23. Vgl. Lieske, T. (2020): Endlich mal erklärt - Was ist eine Dystopie?. In: Deutschlandfunk. Online, zuletzt abgerufen am 10.12.2021.
  24. Vgl. Bukowski, H. (2019): Milchzähne. Berlin: Blumenbar.
  25. Vgl. Weyh, F. (2011): Böttcher: Verstehen wie Wissenschaft funktioniert. In: Deutschlandfunk. Online, zuletzt abgerufen am 10.12.2021.
  26. Vgl. Böttcher, S. (2012): Prophezeiung. Köln: Kiepenheuer & Witsch.
  27. Vgl. Böttcher, S. (2012): Prophezeiung. Köln: Kiepenheuer & Witsch.
  28. Vgl. Mehnert, A. & Andersen, G. (2013): Der Held und das Wetter.. In: Goethe Institut. Online, zuletzt abgerufen am 11.12.2021.
  29. Vgl. Trojanow, I. (2019): EisTau. Frankfurt am Main: S. Fischer.
  30. Vgl. Bukowski, H. (2019): Milchzähne. Berlin: Blumenbar.