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=== Utopie-Dystopie ===
 
=== Utopie-Dystopie ===
  
Dass es sich in Milchzähne um ein dystopisches fiktives Zukunftsscenario handelt, ist wenig verwunderlich. Die Menschen in der Geschichte, kämpfen um ihr Überleben in einer sich rasch verändernden Umwelt. Aber auch die Tiere in dieser Welt kämpfen um ihr Überleben. So fallen Möwen mit angekokeltem Gefieder vom Himmel,  andere Tiere fliehen ins Meer auf der Flucht vor verbrannten Landschaften nur um dort zu sterben und wieder angespült zu werden. Jene Tiere, welche nicht sterben, verlieren ihre Farbe und werden zu Albinos. Doch lange wollen es die Bewohner der Gegend nicht wahrhaben und hoffen noch auf ein Ende des „endlosen Sommers“ und verstehen erst nach und nach: „Vielleicht müssen wir uns damit abfinden, wir haben es nicht mehr in der Hand“ (vgl S. 56). Selbst solche Orte, welche zunächst als schöne Orte und utopisch dargestellt werden, verlieren dies nach und nach. So wird der Wald, zu Anfang noch ein Ort der Skalde das Gefühl gibt, als wenn sie dort hingehöre (vgl. S.17) zu einem Ort der „so leer war, als hätte man ihn umgedreht und alles Lebendige herausgeschüttelt.“(vgl. S.130)
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Dass es sich in Milchzähne um ein dystopisches fiktives Zukunftsscenario handelt, ist wenig verwunderlich. Die Menschen in der Geschichte, kämpfen um ihr Überleben in einer sich rasch verändernden Umwelt. Aber auch die Tiere in dieser Welt kämpfen um ihr Überleben. So fallen Möwen mit angekokeltem Gefieder vom Himmel,  andere Tiere fliehen ins Meer auf der Flucht vor verbrannten Landschaften nur um dort zu sterben und wieder angespült zu werden. Jene Tiere, welche nicht sterben, verlieren ihre Farbe und werden zu Albinos. Doch lange wollen es die Bewohner der Gegend nicht wahrhaben und hoffen noch auf ein Ende des „endlosen Sommers“ und verstehen erst nach und nach: „Vielleicht müssen wir uns damit abfinden, wir haben es nicht mehr in der Hand“<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Bukowski, Helene |Titel=Milchzähne |Ort=Berlin |Verlag=Aufbau-Verlag GmbH & Co.KG |Jahr=2019 |Seite=56 }}</ref>. Selbst solche Orte, welche zunächst als schöne Orte und utopisch dargestellt werden, verlieren dies nach und nach. So wird der Wald, zu Anfang noch ein Ort der Skalde das Gefühl gibt, als wenn sie dort hingehöre (vgl. S.17) zu einem Ort der „so leer war, als hätte man ihn umgedreht und alles Lebendige herausgeschüttelt.“<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Bukowski, Helene |Titel=Milchzähne |Ort=Berlin |Verlag=Aufbau-Verlag GmbH & Co.KG |Jahr=2019 |Seite=130 }}</ref>
  
 
=== Mensch-Natur ===
 
=== Mensch-Natur ===

Version vom 14. Januar 2022, 14:53 Uhr

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Einleitung

Der Roman „Milchzähne“ von der deutschsprachigen Autorin Helene Bukowski wurde im Jahr 2019 verfasst und umfasst 222 Seiten. Es handelt sich hierbei um den Debütroman der Autorin. Verlegt wurde der Roman vom Aufbau-Verlag.[1]

Struktur und Handlung

Zusammenfassung der Handlung

Das Buch Milchzähne handelt von der Protagonistin Skalde und ihrer Mutter Edith und spielt in einer dystopischen, vermutlich nahen Zukunft. Skalde und Edith wohnen in einer von Angst geprägten Gemeinschaft [2] in einer sich von der Umwelt her immer weiter verändernden Gegend [3]. Eines Tages begegnet Skalde durch Zufall einem unbekannten rothaarigen Kind im Wald. Wohl wissend, dass ein Großteil der Gemeinschaft dies verurteilen wird, nimmt Skalde das Kind bei sich auf und kümmert sich um dieses, als wäre es ihr eigenes.[4] Es dauert jedoch nicht lange, bis die Gemeinschaft davon erfährt und Skalde konfrontiert [5] Nach einiger Zeit und kleineren Konflikten, eskaliert die Lage so weit, dass Skalde vor ein Ultimatum gestellt wird. Sollten dem Kind in den nächsten drei Monaten seine Milchzähne ausfallen, so würde es in der Gegend akzeptiert, da dies ein Zeichen sei, dass es von dort stamme. [6]. Sollte dies jedoch nicht geschehen, müssten Skalde, Edith und das Kind aus der Gegend verschwinden.[7]

Romanstruktur und Sprache

Dem Roman ist ein Zitat von Joan Didion vorangestellt „Don’t you think people are formed by the landscape they grow up in?“ [8]. Der Roman beginnt in Form eines von Skalde zurückgelassenen Berichtes, in welchem die im Buch folgenden Ereignisse geschildert werden[9]. Nur dieser erste Abschnitt ist im Präsenz geschrieben, während das restliche Buch im Präteritum geschrieben ist. Es wird sich im ganzen Roman des Ich-Erzählers als Erzählperspektive bedient. Zunächst schildert Skalde, deren Namen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht kennen, ihre Kindheit in einer zurückliegenden Zeit, als auch die Landschaft, in welcher sie aufgewachsen ist und wie sich diese sich mit der Zeit veränderte[10]. Danach gibt es einen ungewissen größeren Zeitsprung in eine nahe Vergangenheit, in welcher Skalde bereits erwachsen ist. Hier beginnt nun die restliche Erzählung, in welcher der eigentliche Handlungsstrang spielt. Lesen und Schreiben sind sehr wichtig für Skalde. Schon als Kind gewöhnte sie sich an, Dinge, die sie bewegen, etwa Schuldgefühle[11], auf kleinen Zetteln aufzuschreiben und diese überall im Haus zu verstecken. Diese kleinen Texte oder auch nur Sätze finden sich zwischen jedem Kapitel wieder.

Gegensatzpaare

Global-lokal

Das Gegensatzpaar global-lokal lässt sich im Buch anhand der Ausmaße der in der Welt herrschenden Klimakatastrophe erkennen. So wird immer wieder deutlich, dass sich die Hitze und die Veränderungen von der Tier- und Pflanzenwelt nicht nur auf Umgebung der Handlung beschränken, sondern weit darüber hinausgehen und voraussichtlich die ganze Welt umfassen.[12]. Die Klimakatastrophe ist also nicht nur lokal, sondern auch global. So berichtet Meisis, dass er und seine Schwester Metta vor der großen Hitze aus den „toten Gebieten“[13] geflohen seien, bevor sie die Gegend von Skalde und der Gemeinschaft erreichten[14] Auch breiten sich diese Veränderungen scheinbar aus, so wird am Anfang des Buches und am Ende der Handlung davon berichtet, wie die Tiere auch dort, nach der Flucht schon wieder anfingen, ihre Farbe zu verlieren[15]

Utopie-Dystopie

Dass es sich in Milchzähne um ein dystopisches fiktives Zukunftsscenario handelt, ist wenig verwunderlich. Die Menschen in der Geschichte, kämpfen um ihr Überleben in einer sich rasch verändernden Umwelt. Aber auch die Tiere in dieser Welt kämpfen um ihr Überleben. So fallen Möwen mit angekokeltem Gefieder vom Himmel, andere Tiere fliehen ins Meer auf der Flucht vor verbrannten Landschaften nur um dort zu sterben und wieder angespült zu werden. Jene Tiere, welche nicht sterben, verlieren ihre Farbe und werden zu Albinos. Doch lange wollen es die Bewohner der Gegend nicht wahrhaben und hoffen noch auf ein Ende des „endlosen Sommers“ und verstehen erst nach und nach: „Vielleicht müssen wir uns damit abfinden, wir haben es nicht mehr in der Hand“[16]. Selbst solche Orte, welche zunächst als schöne Orte und utopisch dargestellt werden, verlieren dies nach und nach. So wird der Wald, zu Anfang noch ein Ort der Skalde das Gefühl gibt, als wenn sie dort hingehöre (vgl. S.17) zu einem Ort der „so leer war, als hätte man ihn umgedreht und alles Lebendige herausgeschüttelt.“[17]

Mensch-Natur

Der Mensch und die Natur haben in Milchzähne ein zerrüttetes Verhältnis. So sagt Gösta als sie von den vergangenen Veränderungen der Natur und dem Sterben der Nutztiere spricht „Es ist doch verrückt, die Landschaft, die wir gerettet haben, verrät uns.“[18]. Auch Skalde hat ein besonderes Verhältnis zur Natur und der Landschaft. Sie ist gerne im Wald und in der Natur und so fällt ihr etwa während ihrer Streifzüge mit Meisis auf:, (…)„dass alles noch trockener geworden war. Die Wiesen und das brachliegenden Felsen erinnerten mich an die Beschreibung von Steppen, die Edith mir früher einmal vorgelesen hatte. Das gelbbraune Gras, die fast blattlosen Büsche und Bäume. Scharfkantig schnitten die ihre Äste in den blauen Himmel. Dann wieder ganze Heckenzüge die blühten. Schon von weitem rochen wir sie. Die Idylle hatte etwas Brutales.“[19]. Trotz dieser andauernden Wetter und Naturextreme, wollen Skalde aber auch Gösta, lange nicht war haben, dass dies keine temporären Veränderungen sind und glauben, dass der „endlose Sommer ein Ende finden würde“.[20]

Merkmale von Klimaliteratur seit 2000

Was macht Klimaliteratur aus? Klimawandelliteratur selbst, lässt sich nicht als eigenes Genre definieren, da sich viele verschiedene Genres, zum Beispiel Science-Fiction oder Thriller, der Thematik des Klimawandels in der bedienen [21]. Dennoch lassen sich in Literatur mit Klimawandel Thematik oft bestimmte Merkmale wiederfinden. So spielen viele Werke der Klimaliteratur in einer (nahen) Zukunft[22], welche von (post-)apokalyptischen oder dystopischen Verhältnissen geprägt ist.[23] Ein weiteres Merkmal ist, dass die Klimakatastrophe die Figuren in dieser Welt psychologisch belastet und sie in emotionales oder psychologisches Dilemma bringt.[24] Doch nicht nur psychologisch werden die Figuren belastet, sondern die Klimakatastrophe hat auch Auswirkungen auf die Gesellschaft, die Wirtschaft, die Natur und Vertrauen in die Wissenschaft [25]. Ein weiterer Aspekt, welcher sich häufig finden lässt, ist der des Überlebens der Menschen verbunden mit einer Verpflichtung gegenüber den folgenden Generationen.[26] Auch wird in Klimaliteratur oft deutlich, dass die Katastrophe nicht nur lokal begrenzt ist, sondern globale Auswirkungen hat[27]. Verbunden mit einer drohenden oder bereits nicht mehr verhinderbaren Unumkehrbarkeit der Katastrophe [28]. Bei den Figuren in Klimaliteratur handelt es sich oft um Wissenschaftler, Umweltschützer oder andere Personen mit Hintergrundwissen, welche der Erzählung mit Fakten eine gewisse Nähe zur Realität geben [29].

Merkmale in Milchzähne

Aber handelt es sich bei „Milchzähne“ jetzt um einen Roman, welcher der Klimaliteratur zugeordnet werden kann? Die Erzählung spielt in einer wahrscheinlich nahen Zukunft und die Welt, welche dort behandelt wird, ist in einem dystopischen Zustand[30]. Auch scheint die Klimakatastrophe nicht nur lokal beschränkt zu sein, sondern breitet sich global und unaufhaltsam aus[31]. Ein weiterer Aspekt, welcher einen Bezug zu Klimaliteratur nahelegt, ist dass Skalde und auch die Bewohner der Gegend in einem konstanten Überlebenskampf sind, genug Essen zu bekommen, was erschwert wird, durch das Verschwinden und Sterben vieler Tiere und der Veränderung in der Tier- und Pflanzenwelt[32]. Was jedoch nicht behandelt wird, ist eine faktische Untermalung der Klima Katastrophe durch Figuren. Das Wissen über den Ursprung oder eine Mission für die Bekämpfung der Umweltveränderungen spielen keine Rolle. Stattdessen ist es der/dem Leser*in selbst überlassen diese Unbestimmtheiten zu füllen.


Belege

  1. Bukowski, Helene (2019): Milchzähne. Berlin: Aufbau-Verlag GmbH & Co KG.
  2. Bukowski, Helene (2019): Milchzähne. Berlin: Aufbau-Verlag GmbH & Co.KG, S. 76 f..
  3. Bukowski, Helene (2019): Milchzähne. Berlin: Aufbau-Verlag GmbH & Co.KG, S. 18 f..
  4. Bukowski, Helene (2019): Milchzähne. Berlin: Aufbau-Verlag GmbH & Co.KG, S. 31 ff..
  5. Bukowski, Helene (2019): Milchzähne. Berlin: Aufbau-Verlag GmbH & Co.KG, S. 70 ff..
  6. Bukowski, Helene (2019): Milchzähne. Berlin: Aufbau-Verlag GmbH & Co.KG, S. 121.
  7. Bukowski, Helene (2019): Milchzähne. Berlin: Aufbau-Verlag GmbH & Co.KG, S. 122 ff..
  8. Bukowski, Helene (2019): Milchzähne. Berlin: Aufbau-Verlag GmbH & Co.KG, S. 6.
  9. Bukowski, Helene (2019): Milchzähne. Berlin: Aufbau-Verlag GmbH & Co.KG, S. 7 f..
  10. Bukowski, Helene (2019): Milchzähne. Berlin: Aufbau-Verlag GmbH & Co.KG, S. 9-29.
  11. Bukowski, Helene (2019): Milchzähne. Berlin: Aufbau-Verlag GmbH & Co.KG, S. 19.
  12. Bukowski, Helene (2019): Milchzähne. Berlin: Aufbau-Verlag GmbH & Co.KG, S. 7 und 195 f..
  13. Bukowski, Helene (2019): Milchzähne. Berlin: Aufbau-Verlag GmbH & Co.KG, S. 195.
  14. Bukowski, Helene (2019): Milchzähne. Berlin: Aufbau-Verlag GmbH & Co.KG, S. 195 f..
  15. Bukowski, Helene (2019): Milchzähne. Berlin: Aufbau-Verlag GmbH & Co.KG, S. 7 f..
  16. Bukowski, Helene (2019): Milchzähne. Berlin: Aufbau-Verlag GmbH & Co.KG, S. 56.
  17. Bukowski, Helene (2019): Milchzähne. Berlin: Aufbau-Verlag GmbH & Co.KG, S. 130.
  18. Bukowski, Helene (2019): Milchzähne. Berlin: Aufbau-Verlag GmbH & Co.KG, S. 62.
  19. Bukowski, Helene (2019): Milchzähne. Berlin: Aufbau-Verlag GmbH & Co.KG, S. 129.
  20. Bukowski, Helene (2019): Milchzähne. Berlin: Aufbau-Verlag GmbH & Co.KG, S. 129 und 56 f..
  21. Johns-Putra, Adeline (2016): Climate change in literature and literary studies: From cli-fi, climate change theater and ecopoetry to ecocriticism and climate change criticism.
  22. Dürbeck, Gabriele; Stobbe, Urte (Hrsg.) (2015): Ecocriticism. Eine Einführung - Zum Genre des Ökothrillers (Science-Fiction, Thriller, und DokuFiktion. Köln Weimar Wien: Böhlau Verlag.
  23. Johns-Putra, Adeline (2016): Climate change in literature and literary studies: From cli-fi, climate change theater and ecopoetry to ecocriticism and climate change criticism.
  24. Johns-Putra, Adeline (2016): Climate change in literature and literary studies: From cli-fi, climate change theater and ecopoetry to ecocriticism and climate change criticism.
  25. Johns-Putra, Adeline (2016): Climate change in literature and literary studies: From cli-fi, climate change theater and ecopoetry to ecocriticism and climate change criticism.
  26. Johns-Putra, Adeline (2016): Climate change in literature and literary studies: From cli-fi, climate change theater and ecopoetry to ecocriticism and climate change criticism.
  27. Dürbeck, Gabriele; Nesselhauf, Jonas (2015): Figuren und narrative Instanzen in umweltbezogener Literatur – eine Einführung. In: Komparatistik online.
  28. Dürbeck, Gabriele; Stobbe, Urte (Hrsg.) (2015): Ecocriticism. Eine Einführung - Zum Genre des Ökothrillers (Science-Fiction, Thriller, und DokuFiktion. Köln Weimar Wien: Böhlau Verlag.
  29. Dürbeck, Gabriele; Nesselhauf, Jonas (2015): Figuren und narrative Instanzen in umweltbezogener Literatur – eine Einführung. In: Komparatistik online.
  30. Bukowski, Helene (2019): Milchzähne. Berlin: Aufbau-Verlag GmbH & Co.KG, S. 7 f..
  31. Bukowski, Helene (2019): Milchzähne. Berlin: Aufbau-Verlag GmbH & Co.KG, S. 7 f..
  32. Bukowski, Helene (2019): Milchzähne. Berlin: Aufbau-Verlag GmbH & Co.KG, S. 61 f..