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− | Unterschiedliche Inszenierungen von Tieren in Dokumentarfilmen sind das Ergebnis einer komplexen Wechselbeziehung zwischen der Natur, Kultur, Tieren und Menschen. Bereits bei der Betrachtung eines einzelnen dieser Begriffe wird deutlich, wie kontrastreich die menschliche Wahrnehmung sein kann: Die ‚Natur‘ als grundlegender Mengenbegriff für Lebewesen aller Art wird „im Alltag häufig sowohl als das Ursprüngliche oder Gute, aber auch als das Wilde und Bedrohliche beschrieben.“<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in= Ameli, K.|Titel= Multispezies-Ethnographie: Zur Methodik einer ganzheitlichen Erforschung von Mensch, Tier, Natur und Kultur|Ort= Bielefeld |Verlag=transcript-Verlag |Jahr=2021}}</ref> In diesem Sinne traten in der Vernetzung kultureller, religiöser oder sozialer Entwicklungen des Menschen unterschiedlichste Rollenzuweisungen an Tiere hervor: die des sorgebedürftigen Haustiers, die des Schauobjekts im Zoo und im Zirkus oder die des möglichst effizienten Fleischlieferanten.<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in= Ameli, K.|Titel= Multispezies-Ethnographie: Zur Methodik einer ganzheitlichen Erforschung von Mensch, Tier, Natur und Kultur|Ort= Bielefeld |Verlag=transcript-Verlag |Jahr=2021}}</ref><ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in= Kompatscher-Gufler, G.|Titel= Human-Animal Studies: eine Einführung für Studierende und Lehrende|Ort= Münster, New York| Verlag=Waxmann |Jahr=2017}}</ref> Diese Rollenzuweisungen gehen dabei immer vom Standpunkt des Menschen aus und sind nach seinen Bedürfnissen ausgerichtet. Dies ist das Resultat „[...] der höhergestellten Machtposition, die Menschen genießen, indem sie entscheiden, wann und wie sie ein Tier behandeln.“<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in= Ameli, K.|Titel= Multispezies-Ethnographie: Zur Methodik einer ganzheitlichen Erforschung von Mensch, Tier, Natur und Kultur|Ort= Bielefeld |Verlag=transcript-Verlag |Jahr=2021}}</ref> | + | Unterschiedliche Inszenierungen von Tieren in Dokumentarfilmen sind das Ergebnis einer komplexen Wechselbeziehung zwischen der Natur, Kultur, Tieren und Menschen. Bereits bei der Betrachtung eines einzelnen dieser Begriffe wird deutlich, wie kontrastreich die menschliche Wahrnehmung sein kann: Die ‚Natur‘ als grundlegender Mengenbegriff für Lebewesen aller Art wird „im Alltag häufig sowohl als das Ursprüngliche oder Gute, aber auch als das Wilde und Bedrohliche beschrieben.“<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in= Ameli, K.|Titel= Multispezies-Ethnographie: Zur Methodik einer ganzheitlichen Erforschung von Mensch, Tier, Natur und Kultur|Ort= Bielefeld |Verlag=transcript-Verlag |Jahr=2021|Seite=17 }}</ref> In diesem Sinne traten in der Vernetzung kultureller, religiöser oder sozialer Entwicklungen des Menschen unterschiedlichste Rollenzuweisungen an Tiere hervor: die des sorgebedürftigen Haustiers, die des Schauobjekts im Zoo und im Zirkus oder die des möglichst effizienten Fleischlieferanten.<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in= Ameli, K.|Titel= Multispezies-Ethnographie: Zur Methodik einer ganzheitlichen Erforschung von Mensch, Tier, Natur und Kultur|Ort= Bielefeld |Verlag=transcript-Verlag |Jahr=2021 |Seite=13 f.}}</ref><ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in= Kompatscher-Gufler, G.|Titel= Human-Animal Studies: eine Einführung für Studierende und Lehrende|Ort= Münster, New York| Verlag=Waxmann |Jahr=2017 |Seite=93}}</ref> Diese Rollenzuweisungen gehen dabei immer vom Standpunkt des Menschen aus und sind nach seinen Bedürfnissen ausgerichtet. Dies ist das Resultat „[...] der höhergestellten Machtposition, die Menschen genießen, indem sie entscheiden, wann und wie sie ein Tier behandeln.“<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in= Ameli, K.|Titel= Multispezies-Ethnographie: Zur Methodik einer ganzheitlichen Erforschung von Mensch, Tier, Natur und Kultur|Ort= Bielefeld |Verlag=transcript-Verlag |Jahr=2021 |Seite=15}}</ref> |
− | Die Tier-Mensch-Beziehung ist demnach ein Abbild gesellschaftlicher Veränderungen und befindet sich schon seit Beginn des 19. Jahrhunderts zunehmend im Wandel: einerseits intensivieren sich die emotionale Verbindung zum Tier sowie Tierschutzbestrebungen, andererseits dehnen sich die Ausbeutung von Tieren und die Zerstörung ihrer Habitate aus.<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in= Kompatscher-Gufler, G.|Titel= Human-Animal Studies: eine Einführung für Studierende und Lehrende|Ort= Münster, New York| Verlag=Waxmann |Jahr=2017}}</ref> Mit der wachsenden Sichtbarkeit menschlichen Handelns, vollzieht sich eine vermehrt kritische Auseinandersetzung mit dem Mensch-Tier-Verhältnis. Verhandelt wird diese Kontroverse nicht nur realweltlich, sondern auch in der Kunst, Literatur und im Film.<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in= Kompatscher-Gufler, G.|Titel= Human-Animal Studies: eine Einführung für Studierende und Lehrende|Ort= Münster, New York| Verlag=Waxmann |Jahr=2017}}</ref> | + | Die Tier-Mensch-Beziehung ist demnach ein Abbild gesellschaftlicher Veränderungen und befindet sich schon seit Beginn des 19. Jahrhunderts zunehmend im Wandel: einerseits intensivieren sich die emotionale Verbindung zum Tier sowie Tierschutzbestrebungen, andererseits dehnen sich die Ausbeutung von Tieren und die Zerstörung ihrer Habitate aus.<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in= Kompatscher-Gufler, G.|Titel= Human-Animal Studies: eine Einführung für Studierende und Lehrende|Ort= Münster, New York| Verlag=Waxmann |Jahr=2017 |Seite=101}}</ref> Mit der wachsenden Sichtbarkeit menschlichen Handelns, vollzieht sich eine vermehrt kritische Auseinandersetzung mit dem Mensch-Tier-Verhältnis. Verhandelt wird diese Kontroverse nicht nur realweltlich, sondern auch in der Kunst, Literatur und im Film.<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in= Kompatscher-Gufler, G.|Titel= Human-Animal Studies: eine Einführung für Studierende und Lehrende|Ort= Münster, New York| Verlag=Waxmann |Jahr=2017 |Seite=96 f.}}</ref> |
Version vom 14. Oktober 2021, 14:02 Uhr
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Das Verhältnis von Mensch und Eisbär im Dokumentarfilm
Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Darstellung des Mensch-Eisbär-Verhältnisses in Dokumentarfilmen. Dem Eisbären wird in der heutigen Gesellschaft ein besonderer Stellenwert zugesprochen: Als exponiertes Symboltier steht er im Zentrum des Klimawandel-Diskurses. Dort steht er nicht nur in Verbindung mit der Eisschmelze, sondern auch im Zentrum der Mensch-Tier-Beziehung im Allgemeinen. Der folgende Artikel soll hierzu einen Überblick über die allgemeine Tier-Mensch-Beziehung geben, um darauf aufbauend das Mensch-Eisbär-Verhältnis und seine mediale Darstellung zu skizzieren.
Überblick zur Tier-Mensch-Beziehung
Unterschiedliche Inszenierungen von Tieren in Dokumentarfilmen sind das Ergebnis einer komplexen Wechselbeziehung zwischen der Natur, Kultur, Tieren und Menschen. Bereits bei der Betrachtung eines einzelnen dieser Begriffe wird deutlich, wie kontrastreich die menschliche Wahrnehmung sein kann: Die ‚Natur‘ als grundlegender Mengenbegriff für Lebewesen aller Art wird „im Alltag häufig sowohl als das Ursprüngliche oder Gute, aber auch als das Wilde und Bedrohliche beschrieben.“[1] In diesem Sinne traten in der Vernetzung kultureller, religiöser oder sozialer Entwicklungen des Menschen unterschiedlichste Rollenzuweisungen an Tiere hervor: die des sorgebedürftigen Haustiers, die des Schauobjekts im Zoo und im Zirkus oder die des möglichst effizienten Fleischlieferanten.[2][3] Diese Rollenzuweisungen gehen dabei immer vom Standpunkt des Menschen aus und sind nach seinen Bedürfnissen ausgerichtet. Dies ist das Resultat „[...] der höhergestellten Machtposition, die Menschen genießen, indem sie entscheiden, wann und wie sie ein Tier behandeln.“[4]
Die Tier-Mensch-Beziehung ist demnach ein Abbild gesellschaftlicher Veränderungen und befindet sich schon seit Beginn des 19. Jahrhunderts zunehmend im Wandel: einerseits intensivieren sich die emotionale Verbindung zum Tier sowie Tierschutzbestrebungen, andererseits dehnen sich die Ausbeutung von Tieren und die Zerstörung ihrer Habitate aus.[5] Mit der wachsenden Sichtbarkeit menschlichen Handelns, vollzieht sich eine vermehrt kritische Auseinandersetzung mit dem Mensch-Tier-Verhältnis. Verhandelt wird diese Kontroverse nicht nur realweltlich, sondern auch in der Kunst, Literatur und im Film.[6]
Das Verhältnis von Mensch und Eisbär
Das Verhältnis von Mensch und Eisbär verändert sich auf Grundlage der Entwicklung des Klimawandels zunehmend. Bereits Kinder werden in Bilderbüchern, wie beispielsweise Christina Hagens "Vom kleinen Eisbären dem es zu warm geworden ist", mit Darstellungen von Mensch-Tier-Verhältnissen konfrontiert. Diese Darstellungen gehen jedoch in der Regel mit einer Vermenschlichung der Eisbären einher, sodass eine sogenannte Anthropomorphisierung stattfindet und damit eine Verharmlosung oder eine Verniedlichung der Tiere[7]. Auch im Fernsehen nehmen Kinder bereits den Klimawandel wahr. So sehen sie schmelzende Pole, Eisbären auf Schollen und Visualisierung dieser Umstände im Fernsehen, auf Plakaten oder in Büchern. Ebenso erstellen Kinder ihr eigenes Wissen über Eisbären durch unterschiedliche Zoosendungen, welche durch eine weite Bildkultur die Genregrenzen verschwimmen lässt. Beispiele für diese Vermenschlichung sind Knut, der Eisbär[8] oder die Bilderbuchreihe von Lars de Beer "Lars, der kleine Eisbär". In der Darstellung des Eisbären vereinen sich komplexe Widersprüchlichkeiten, die vom Kuschelbären Knut bis hin zum Eisbären als das „größte Landraubtier der Welt“[9] reichen.
So entwickelt sich das Eisbär-Mensch-Verhältnis bereits von Kleinkindalter an und verändert sich im Laufe des Lebens, durch Filme, Bücher, Zoobesuche oder den Schulunterricht. Geprägt wird das Verhältnis von Mensch und Eisbär auch durch die Darstellung von Eisbären im Dokumentarfilm.
Der Eisbär im Dokumentarfilm
Der Eisbär wird in Dokumentarfilmen auf unterschiedliche Weise und nach verschiedenen Schwerpunkten inszeniert. Je nach Dokumentarfilm steht die Untersuchung der Eisbärenpopulation [10] oder das Leben der Bären bei schwindendem Eis im Zentrum der Betrachtung. Auch das Verhältnis von Mensch und Eisbär wird in Dokumentarfilmen aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. In den folgenden drei Artikeln wird genauer aufgearbeitet, wie dieses Verhältnis in unterschiedlichen Dokumentarfilmen dargestellt wird. Ein besonderer Fokus liegt hierbei auf dem Eisbär-Forscher*innen-Verhältnis, dem Eisbär-Inuit-Verhältnis und der gegenseitigen Bedrohung von Eisbär und Mensch. In diesen Artikeln wird die Darstellung des Eisbär-Mensch-Verhältnisses mit Hilfe einer multimodalen Filmanalyse untersucht.
Belege
- ↑ Ameli, K. (2021): Multispezies-Ethnographie: Zur Methodik einer ganzheitlichen Erforschung von Mensch, Tier, Natur und Kultur. Bielefeld: transcript-Verlag, S. 17.
- ↑ Ameli, K. (2021): Multispezies-Ethnographie: Zur Methodik einer ganzheitlichen Erforschung von Mensch, Tier, Natur und Kultur. Bielefeld: transcript-Verlag, S. 13 f..
- ↑ Kompatscher-Gufler, G. (2017): Human-Animal Studies: eine Einführung für Studierende und Lehrende. Münster, New York: Waxmann, S. 93.
- ↑ Ameli, K. (2021): Multispezies-Ethnographie: Zur Methodik einer ganzheitlichen Erforschung von Mensch, Tier, Natur und Kultur. Bielefeld: transcript-Verlag, S. 15.
- ↑ Kompatscher-Gufler, G. (2017): Human-Animal Studies: eine Einführung für Studierende und Lehrende. Münster, New York: Waxmann, S. 101.
- ↑ Kompatscher-Gufler, G. (2017): Human-Animal Studies: eine Einführung für Studierende und Lehrende. Münster, New York: Waxmann, S. 96 f..
- ↑ Buchner-Fuhs, J. (2015): Tiere im Bilderbuch: Mediale Sozialisierung und das Mensch-Tier-Verhältnis. In: Brucker, R. Bujik ,M. Mütherich, B. Seeliger, M. & Thieme, F. (Hrsg.): Das Mensch-Tier-Verhältnis: Eine sozialwissenschaftliche Einführung, Wiesbaden: Springer, S. 305 ff..
- ↑ Buchner-Fuhs, J. (2015): Tiere im Bilderbuch: Mediale Sozialisierung und das Mensch-Tier-Verhältnis. In: Brucker, R. Bujik ,M. Mütherich, B. Seeliger, M. & Thieme, F. (Hrsg.): Das Mensch-Tier-Verhältnis: Eine sozialwissenschaftliche Einführung, Wiesbaden: Springer, S. 301 ff..
- ↑ Dammertz, T., Gerisch, C., Kindler, A. (2014): Der Eisbär in Not?. Manitoba: Spiegel TV.
- ↑ Dammertz, T., Gerisch, C., Kindler, A. (2014): Der Eisbär in Not?. Manitoba: Spiegel TV.