Benutzer: Julia Schaberich/Werkstatt: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Darstellung von Tieren in Dokumentarfilmen soll die Rezipienten und Rezipientinnen über Realitäten aufklären. Hierbei soll sich an einem Wahrheitsanspruch orientiert werden. Dennoch ist bei einem Dokumentarfilm stets zu klären für wen der Dokumentarfilm produziert wurde und wann er gedreht wurde. Der Wahrheitsgehalt des einzelnen Films ist somit zu hinterfragen und lässt sich nicht grundlegend voraussetzen (vgl. Trautmann, Magali. (2017) Show and Tell: Der narrative Kinodokumentarfilm von 1995–2015, Herbert von Halem Verlag,S.46ff.). Es sollte somit nicht außer Acht gelassen werden, dass auch der nun analysierte Dokumentarfilm und die dargestellte Wirklichkeit Menschengemacht und durch Maschinen aufgezeichnet wurde. Im folgenden soll analysiert werden, welchen Blick der Dokumentarfilm auf Eisbären wirft und welche unterschiede es zu anderen Filmen gibt. Besonders im Fokus steht die Frage, inwiefern der Eisbär als Bedrohung für den Menschen dargestellt wird und der Mensch als Bedrohung für den Eisbären. Unter diesem Aspekt wird untersucht, wie zwei verschiedene Filme dieses Verhältnis darstellen.
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== Das Verhältnis von Mensch und Eisbär im Dokumentarfilm==
 
Wird der Dokumentarfilm „Der Eisbär: Kampf ums Überleben“ betrachtet, so wird schnell deutlich, dass in bestimmten Sequenzen eine Darstellung des Mensch-Tier-Verhältnisses erfolgt und die Bedrohung des Menschen durch den Eisbären in den Mittelpunkt stellt. Zunächst wird ein Elektrozaun gezeigt (07:55 – 08:05). Wird alleine das Bild betrachtet, so wirkt der Zaun zunächst unscheinbar. Ein weißer Zaun auf weißem Hintergrund, in dem angekettete Hunde und Hundehütten schemenhaft zu erkennen sind (vgl. Sequenzanalyse). Erst durch die Beschreibungen aus dem Off werden der Sinn und die Bedrohung der Eisbären verdeutlicht, wobei diese Beschreibungen durch eine treibende Musik unterstützt wird. Somit wird die Gewalt des Elektrozaunes gegenüber den Eisbären erst durch den Sprechakt deutlich. Direkt in der nachfolgenden Szene wird die Legitimation des Zaunes erweitert.
 
Ein Inuit wird beim Füttern seiner Hunde gezeigt (08:06-08:52). Er hackt rohes gefrorenes Robbenfleisch mit einer Akt. Zur gleichen Zeit erläutert er, dass sich immer mehr Eisbären in den Ort verirren und wiederholt die Hunde angreifen. Werden nur die visuellen Aspekte betrachtet, so wirken die Handlungen kalt, brutal und gewaltig. Durch die Berichterstattung des Inuit wird die Aufmerksamkeit von seinen Handlungen jedoch auf die Angriffe der Eisbären gelenkt. So verbinden sich die kalten und brutalen Bilder mit den Angriffen der Bären. Ergänzend kommen die Geräusche der Axt hinzu. Sobald der Inuit das Fleisch hakt und dabei von den Angriffen der Bären berichtet, heulen und jaulen die Hunde auf. Es wird ein akustischer Reiz mit den Erzählungen verbunden, was die Eisbären bedrohlich wirken lässt. Unterlegt wird diese Szene mit einer unruhigen Musik, die den Rezipient*innen ein nervöses und unbehagliches Gefühl vermittelt. Was beide Szenen verbindet ist, dass visuell keine Eisbären zu sehen sind, obwohl die Bedrohung verdeutlicht und beschrieben wird. Betrachtet man beide Sequenzen ohne Ton, so wird also seitens der Eisbären keine Bedrohung deutlich. Im Gegenteil erscheint auf diese Weise der Fleisch hackende Inuit als brutal wahrgenommen.
 
  
Dieser Gegensatz der Bedrohlichkeit zwischen Sprache und Gezeigtem setzt sich im Folgenden fort. Inhalt dieser Szene ist ein Jäger der Inuit, welcher sich auf Eisbärenjagd begibt. Ergänzt wird dieses Bild durch davonlaufende Eisbären (11:56 – 12:08). Auch hier wird zunächst ausschließlich das Bild betrachtet, welches visuell entsteht. Der Mensch sitzt auf einem Felsen, sticht mit seiner blauen leuchtenden Jacke aus der natürlichen Umgebung hervor und lädt eine Schusswaffe. Das Präsentieren der Waffe wirkt brutal, gewalttätig und bedrohlich. Im Anschluss werden zwei Eisbären gezeigt, eine Mutter mit ihrem Kind. Diese Bilder erregen im Rezipient*innen Mitleid gegenüber den Eisbären, welche durch die visuelle Darstellung vom Menschen bedroht werden. Wird nun jedoch die Stimme aus dem Off hinzugezogen (vgl. Sequenzanalyse), so wird der Mensch als bedroht und unterlegen dargestellt. Vor allem durch das Verwenden des Sprichwortes „vom Jäger zum Gejagten werden“, wird der Eisbär als bedrohlich und überlegen dargestellt. Unterstützt wird das Bild des gefährlichen Eisbären durch eine begleitende Musik, die spannungsaufbauend und bedrohlich wirkt. Auch wenn der Mensch den Eisbären jagen will, wird der Eisbär als Bedrohung für den Menschen dargestellt. In dieser Szene steht erneut die Differenz zwischen Bild und Ton und die sich verändernde Bedeutung beider Aspekte, wenn sie in Verbindung gebracht werden, im Fokus.
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Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Darstellung des Mensch-Eisbär-Verhältnisses in [[Dokumentarfilme über den Klimawandel|Dokumentarfilmen]].
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Dem Eisbären wird in der heutigen Gesellschaft ein besonderer Stellenwert zugesprochen: Als exponiertes Symboltier steht er im Zentrum des Klimawandel-Diskurses. Dort steht er nicht nur in Verbindung mit der Eisschmelze, sondern auch im Zentrum der Mensch-Tier-Beziehung im Allgemeinen. Der folgende Artikel soll hierzu einen Überblick über die allgemeine Tier-Mensch-Beziehung geben, um darauf aufbauend das Mensch-Eisbär-Verhältnis und seine mediale Darstellung zu skizzieren.
  
Die nächste Szene bleibt ebenfalls ohne eine visuelle Darstellung des Eisbären an sich. Ein Forscherteam untersucht das Eis und stellt eine Person als Wachposten ab. Diese steht in einer weißen Umgebung mit einer Warnweste und sticht deutlich aus der Natur hervor. Auf dem Boden neben der Person liegt eine Waffe, ergänzend besitzt die Person ein Fernglas und eine Schreckschusspistole. Der Forscher auf dem Wachposten wirkt in der weißen Umgebung verloren und ist ohne Kontext scheinbar grundlos bewaffnet. Optisch wirkt diese Szene wie ein Eingriff des Menschen in die Natur. Durch die Warnweste sticht der Forscher hervor und wirkt fehl am Platz. Die Bedrohung, welche von dieser Situation von den Eisbären ausgeht, wird erst durch den Einbezug des Berichtes eines Forschers deutlich (vgl. Sequenzanalyse). Die Rezipient*innen erfahren, dass der Forscher eine Eisbärenwache darstellt, welche auch sprachlich so betitelt wird. Die unruhige, fordernde und zugleich spannungsaufbauende Musik erweckt ein Gefühl der ständigen Bedrohung und lässt die Eisbärenwache in unmittelbarer Gefahr schweben. Bezieht man beide Darstellungsformen aufeinander, so wird deutlich das das Bild alleine den Eisbären nicht als bedrohlich darstellt, sondern der Mensch beim Eindringen in die Natur beobachtet wird. Erst durch Einbezug des Tons wird ein Gefühl der Bedrohung erzeugt und der Eisbär unter diesem Aspekt als bedrohlich betitelt.
 
  
Die letzte Szene, welche den Eisbär als Bedrohung des Menschen darstellt, ist als filmischer Beweis der Dokumentation zu betrachten. Es werden Eisbären gezeigt, die in die Dörfer der Menschen eindringen und Gegenstände zerstören. Es wird deutlich, dass der Eisbär hier die Lebenswelt des Menschen einzudringen scheint. Zieht man den Ton hinzu, so wird dieser Eindruck verstärkt (vgl. Sequenzanalyse). Eisbären werden als „geschickte und allesfressende Raubtiere“ bezeichnet, welche auch „einen Menschen töten und fressen“ würden. Belegt werden diese Aussagen mit drei Jahreszahlen, welche sich auf Kanada beziehen, und Angriffe von Eisbären auf Menschen belegen. Ergänzt durch dramatische, traurige und tragische Filmmusik wird der Eindruck des bedrohlichen Eisbären abgerundet.
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=== Überblick zur Tier-Mensch-Beziehung ===
  
Der Dokumentarfilm „Der Eisbär: Kampf ums Überleben“ stellt den Eisbären somit als Bedrohung des Menschen dar. Die Bären greifen die Hunde der Inuit an, dringen in die Dörfer vor, plündern Müllhalden und selbst wenn sie gejagt werden, bedrohen sie die Jäger. Die visuellen Darstellungen alleine Stellen den Bären hingegen selten als bedrohlich dar. Erst der Einbezug des Tons führt zu einer brutalen, gewalttätigen Darstellung des Eisbären.
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Unterschiedliche Inszenierungen von Tieren in Dokumentarfilmen sind das Ergebnis einer komplexen Wechselbeziehung zwischen der Natur, Kultur, Tieren und Menschen. Bereits bei der Betrachtung eines einzelnen dieser Begriffe wird deutlich, wie kontrastreich die menschliche Wahrnehmung sein kann: Die ‚Natur‘ als grundlegender Mengenbegriff für Lebewesen aller Art wird „im Alltag häufig sowohl als das Ursprüngliche oder Gute, aber auch als das Wilde und Bedrohliche beschrieben.“<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in= Ameli, K.|Titel= Multispezies-Ethnographie: Zur Methodik einer ganzheitlichen Erforschung von Mensch, Tier, Natur und Kultur|Ort= Bielefeld |Verlag=transcript-Verlag |Jahr=2021|Seite=17 }}</ref> In diesem Sinne traten in der Vernetzung kultureller, religiöser oder sozialer Entwicklungen des Menschen unterschiedlichste Rollenzuweisungen an Tiere hervor: die des sorgebedürftigen Haustiers, die des Schauobjekts im Zoo und im Zirkus oder die des möglichst effizienten Fleischlieferanten.<ref>Vgl.{{Quellen-Literatur|Autor*in= Ameli, K.|Titel= Multispezies-Ethnographie: Zur Methodik einer ganzheitlichen Erforschung von Mensch, Tier, Natur und Kultur|Ort= Bielefeld |Verlag=transcript-Verlag |Jahr=2021 |Seite=13 f}}</ref><ref>Vgl.{{Quellen-Literatur|Autor*in= Kompatscher-Gufler, G.|Titel= Human-Animal Studies: eine Einführung für Studierende und Lehrende|Ort= Münster, New York| Verlag=Waxmann |Jahr=2017 |Seite=93}}</ref> Diese Rollenzuweisungen gehen dabei immer vom Standpunkt des Menschen aus und sind nach seinen Bedürfnissen ausgerichtet. Dies ist das Resultat „der höhergestellten Machtposition, die Menschen genießen, indem sie entscheiden, wann und wie sie ein Tier behandeln.“<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in= Ameli, K.|Titel= Multispezies-Ethnographie: Zur Methodik einer ganzheitlichen Erforschung von Mensch, Tier, Natur und Kultur|Ort= Bielefeld |Verlag=transcript-Verlag |Jahr=2021 |Seite=15}}</ref>
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Die Tier-Mensch-Beziehung ist demnach ein Abbild gesellschaftlicher Veränderungen und befindet sich schon seit Beginn des 19. Jahrhunderts zunehmend im Wandel: einerseits intensivieren sich die emotionale Verbindung zum Tier sowie Tierschutzbestrebungen, andererseits dehnen sich die Ausbeutung von Tieren und die Zerstörung ihrer Habitate aus.<ref>Vgl.{{Quellen-Literatur|Autor*in= Kompatscher-Gufler, G.|Titel= Human-Animal Studies: eine Einführung für Studierende und Lehrende|Ort= Münster, New York| Verlag=Waxmann |Jahr=2017 |Seite=101}}</ref>  Mit der wachsenden Sichtbarkeit menschlichen Handelns, vollzieht sich eine vermehrt kritische Auseinandersetzung mit dem Mensch-Tier-Verhältnis. Verhandelt wird diese Kontroverse nicht nur realweltlich, sondern auch in der Kunst, Literatur und im Film.<ref>Vgl.{{Quellen-Literatur|Autor*in= Kompatscher-Gufler, G.|Titel= Human-Animal Studies: eine Einführung für Studierende und Lehrende|Ort= Münster, New York| Verlag=Waxmann |Jahr=2017 |Seite=96 f}}</ref> 
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=== Das Verhältnis von Mensch und Eisbär===
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Das Verhältnis von Mensch und Eisbär verändert sich auf Grundlage der Entwicklung des Klimawandels zunehmend. Bereits Kinder werden in Bilderbüchern, wie beispielsweise Christina Hagens "Vom kleinen Eisbären dem es zu warm geworden ist", mit Darstellungen von Mensch-Tier-Verhältnissen konfrontiert. Diese Darstellungen gehen jedoch in der Regel mit einer Vermenschlichung der Eisbären einher, sodass eine sogenannte Anthropomorphisierung stattfindet und damit eine Verharmlosung oder eine Verniedlichung der Tiere.<ref>Vgl.{{Quellen-Literatur|Autor*in=Buchner-Fuhs, J. |Titel=Tiere im Bilderbuch: Mediale Sozialisierung
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und das Mensch-Tier-Verhältnis |Herausgeber*in= Brucker, R. Bujik ,M. Mütherich, B. Seeliger, M. & Thieme, F. |Sammelband=Das Mensch-Tier-Verhältnis: Eine sozialwissenschaftliche Einführung |Ort=Wiesbaden |Verlag=Springer |Jahr=2015 |Seite=305 ff }}</ref> Auch im Fernsehen nehmen Kinder bereits den Klimawandel wahr. So sehen sie schmelzende Pole, Eisbären auf Schollen und Visualisierung dieser Umstände im Fernsehen, auf Plakaten oder in Büchern. Ebenso erstellen Kinder ihr eigenes Wissen über Eisbären durch unterschiedliche Zoosendungen, welche durch eine weite Bildkultur die Genregrenzen verschwimmen lässt. Beispiele für diese Vermenschlichung sind Knut, der Eisbär<ref>Vgl.{{Quellen-Literatur|Autor*in=Buchner-Fuhs, J. |Titel=Tiere im Bilderbuch: Mediale Sozialisierung und das Mensch-Tier-Verhältnis |Herausgeber*in= Brucker, R. Bujik ,M. Mütherich, B. Seeliger, M. & Thieme, F. |Sammelband=Das Mensch-Tier-Verhältnis: Eine sozialwissenschaftliche Einführung |Ort=Wiesbaden |Verlag=Springer |Jahr=2015 |Seite=301 ff }}</ref> oder die Bilderbuchreihe von Lars de Beer "Lars, der kleine Eisbär". In der Darstellung des Eisbären vereinen sich komplexe Widersprüchlichkeiten, die vom Kuschelbären Knut bis hin zum Eisbären als das „größte Landraubtier der Welt“<ref>Vgl.{{Quellen-Film|Produzent*in=Dammertz, T., Gerisch, C., Kindler, A. |Titel=Der Eisbär in Not? |Jahr=2014 |Produktionsland=Manitoba |Produktionsfirma=Spiegel TV }}</ref> reichen.
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So wird die Sicht des Menschen auf den Eisbären seit dem Kindesalter medial durch Filme, Bücher, Zoobesuche oder den Schulunterricht beeinflusst. Im Zuge dessen wird das Mensch-Eisbär-Verhältnis auch durch die Darstellung von Eisbären im Dokumentarfilm geprägt.
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=== Der Eisbär im Dokumentarfilm===
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Der Eisbär wird in Dokumentarfilmen auf vielfältige Weise und nach verschiedenen Schwerpunkten inszeniert. Je nach Dokumentarfilm steht die Untersuchung der Eisbärenpopulation  <ref>Vgl.{{Quellen-Film|Produzent*in=Dammertz, T., Gerisch, C., Kindler, A. |Titel=Der Eisbär in Not? |Jahr=2014 |Produktionsland=Manitoba |Produktionsfirma=Spiegel TV }}</ref> oder das Leben der Bären bei schwindendem Eis im Zentrum der Betrachtung. Auch das Verhältnis von Mensch und Eisbär wird in Dokumentarfilmen aus wechselnden Perspektiven beleuchtet. 
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In den folgenden drei Artikeln wird genauer aufgearbeitet, wie dieses Verhältnis in unterschiedlichen Dokumentarfilmen dargestellt wird. Ein besonderer Fokus liegt hierbei auf dem Eisbär-Forscher*innen-Verhältnis, dem [[Die Verschleierung der Gewaltbeziehung zwischen Eisbär und Inuit im Dokumentarfilm|Eisbär-Inuit-Verhältnis]] und der [[Die gegenseitige Bedrohung von Eisbär und Mensch im Dokumentarfilm|gegenseitigen Bedrohung von Eisbär und Mensch]]. In diesen Artikeln wird die Darstellung des Eisbär-Mensch-Verhältnisses mit Hilfe einer '''[[Multimodalität|multimodalen Filmanalyse]]''' untersucht.  
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==Belege==
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Aktuelle Version vom 14. Oktober 2021, 14:46 Uhr

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Das Verhältnis von Mensch und Eisbär im Dokumentarfilm

Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Darstellung des Mensch-Eisbär-Verhältnisses in Dokumentarfilmen. Dem Eisbären wird in der heutigen Gesellschaft ein besonderer Stellenwert zugesprochen: Als exponiertes Symboltier steht er im Zentrum des Klimawandel-Diskurses. Dort steht er nicht nur in Verbindung mit der Eisschmelze, sondern auch im Zentrum der Mensch-Tier-Beziehung im Allgemeinen. Der folgende Artikel soll hierzu einen Überblick über die allgemeine Tier-Mensch-Beziehung geben, um darauf aufbauend das Mensch-Eisbär-Verhältnis und seine mediale Darstellung zu skizzieren.


Überblick zur Tier-Mensch-Beziehung

Unterschiedliche Inszenierungen von Tieren in Dokumentarfilmen sind das Ergebnis einer komplexen Wechselbeziehung zwischen der Natur, Kultur, Tieren und Menschen. Bereits bei der Betrachtung eines einzelnen dieser Begriffe wird deutlich, wie kontrastreich die menschliche Wahrnehmung sein kann: Die ‚Natur‘ als grundlegender Mengenbegriff für Lebewesen aller Art wird „im Alltag häufig sowohl als das Ursprüngliche oder Gute, aber auch als das Wilde und Bedrohliche beschrieben.“[1] In diesem Sinne traten in der Vernetzung kultureller, religiöser oder sozialer Entwicklungen des Menschen unterschiedlichste Rollenzuweisungen an Tiere hervor: die des sorgebedürftigen Haustiers, die des Schauobjekts im Zoo und im Zirkus oder die des möglichst effizienten Fleischlieferanten.[2][3] Diese Rollenzuweisungen gehen dabei immer vom Standpunkt des Menschen aus und sind nach seinen Bedürfnissen ausgerichtet. Dies ist das Resultat „der höhergestellten Machtposition, die Menschen genießen, indem sie entscheiden, wann und wie sie ein Tier behandeln.“[4]

Die Tier-Mensch-Beziehung ist demnach ein Abbild gesellschaftlicher Veränderungen und befindet sich schon seit Beginn des 19. Jahrhunderts zunehmend im Wandel: einerseits intensivieren sich die emotionale Verbindung zum Tier sowie Tierschutzbestrebungen, andererseits dehnen sich die Ausbeutung von Tieren und die Zerstörung ihrer Habitate aus.[5] Mit der wachsenden Sichtbarkeit menschlichen Handelns, vollzieht sich eine vermehrt kritische Auseinandersetzung mit dem Mensch-Tier-Verhältnis. Verhandelt wird diese Kontroverse nicht nur realweltlich, sondern auch in der Kunst, Literatur und im Film.[6]


Das Verhältnis von Mensch und Eisbär

Das Verhältnis von Mensch und Eisbär verändert sich auf Grundlage der Entwicklung des Klimawandels zunehmend. Bereits Kinder werden in Bilderbüchern, wie beispielsweise Christina Hagens "Vom kleinen Eisbären dem es zu warm geworden ist", mit Darstellungen von Mensch-Tier-Verhältnissen konfrontiert. Diese Darstellungen gehen jedoch in der Regel mit einer Vermenschlichung der Eisbären einher, sodass eine sogenannte Anthropomorphisierung stattfindet und damit eine Verharmlosung oder eine Verniedlichung der Tiere.[7] Auch im Fernsehen nehmen Kinder bereits den Klimawandel wahr. So sehen sie schmelzende Pole, Eisbären auf Schollen und Visualisierung dieser Umstände im Fernsehen, auf Plakaten oder in Büchern. Ebenso erstellen Kinder ihr eigenes Wissen über Eisbären durch unterschiedliche Zoosendungen, welche durch eine weite Bildkultur die Genregrenzen verschwimmen lässt. Beispiele für diese Vermenschlichung sind Knut, der Eisbär[8] oder die Bilderbuchreihe von Lars de Beer "Lars, der kleine Eisbär". In der Darstellung des Eisbären vereinen sich komplexe Widersprüchlichkeiten, die vom Kuschelbären Knut bis hin zum Eisbären als das „größte Landraubtier der Welt“[9] reichen.

So wird die Sicht des Menschen auf den Eisbären seit dem Kindesalter medial durch Filme, Bücher, Zoobesuche oder den Schulunterricht beeinflusst. Im Zuge dessen wird das Mensch-Eisbär-Verhältnis auch durch die Darstellung von Eisbären im Dokumentarfilm geprägt.


Der Eisbär im Dokumentarfilm

Der Eisbär wird in Dokumentarfilmen auf vielfältige Weise und nach verschiedenen Schwerpunkten inszeniert. Je nach Dokumentarfilm steht die Untersuchung der Eisbärenpopulation [10] oder das Leben der Bären bei schwindendem Eis im Zentrum der Betrachtung. Auch das Verhältnis von Mensch und Eisbär wird in Dokumentarfilmen aus wechselnden Perspektiven beleuchtet. In den folgenden drei Artikeln wird genauer aufgearbeitet, wie dieses Verhältnis in unterschiedlichen Dokumentarfilmen dargestellt wird. Ein besonderer Fokus liegt hierbei auf dem Eisbär-Forscher*innen-Verhältnis, dem Eisbär-Inuit-Verhältnis und der gegenseitigen Bedrohung von Eisbär und Mensch. In diesen Artikeln wird die Darstellung des Eisbär-Mensch-Verhältnisses mit Hilfe einer multimodalen Filmanalyse untersucht.


Belege

  1. Ameli, K. (2021): Multispezies-Ethnographie: Zur Methodik einer ganzheitlichen Erforschung von Mensch, Tier, Natur und Kultur. Bielefeld: transcript-Verlag, S. 17.
  2. Vgl. Ameli, K. (2021): Multispezies-Ethnographie: Zur Methodik einer ganzheitlichen Erforschung von Mensch, Tier, Natur und Kultur. Bielefeld: transcript-Verlag, S. 13 f.
  3. Vgl. Kompatscher-Gufler, G. (2017): Human-Animal Studies: eine Einführung für Studierende und Lehrende. Münster, New York: Waxmann, S. 93.
  4. Ameli, K. (2021): Multispezies-Ethnographie: Zur Methodik einer ganzheitlichen Erforschung von Mensch, Tier, Natur und Kultur. Bielefeld: transcript-Verlag, S. 15.
  5. Vgl. Kompatscher-Gufler, G. (2017): Human-Animal Studies: eine Einführung für Studierende und Lehrende. Münster, New York: Waxmann, S. 101.
  6. Vgl. Kompatscher-Gufler, G. (2017): Human-Animal Studies: eine Einführung für Studierende und Lehrende. Münster, New York: Waxmann, S. 96 f.
  7. Vgl. Buchner-Fuhs, J. (2015): Tiere im Bilderbuch: Mediale Sozialisierung und das Mensch-Tier-Verhältnis. In: Brucker, R. Bujik ,M. Mütherich, B. Seeliger, M. & Thieme, F. (Hrsg.): Das Mensch-Tier-Verhältnis: Eine sozialwissenschaftliche Einführung, Wiesbaden: Springer, S. 305 ff.
  8. Vgl. Buchner-Fuhs, J. (2015): Tiere im Bilderbuch: Mediale Sozialisierung und das Mensch-Tier-Verhältnis. In: Brucker, R. Bujik ,M. Mütherich, B. Seeliger, M. & Thieme, F. (Hrsg.): Das Mensch-Tier-Verhältnis: Eine sozialwissenschaftliche Einführung, Wiesbaden: Springer, S. 301 ff.
  9. Vgl. Dammertz, T., Gerisch, C., Kindler, A. (2014): Der Eisbär in Not?. Manitoba: Spiegel TV.
  10. Vgl. Dammertz, T., Gerisch, C., Kindler, A. (2014): Der Eisbär in Not?. Manitoba: Spiegel TV.